Stephani-Umritt

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Apostel Petrus und Paulus auf einem Motivwagen beim Stephani-Umritt im Jahr 2005 (Foto: Biermaier)

Der Stephani-Umritt in Erharting bei Töging am Inn ist ein seit ca. 420 Jahren wärender Brauch, der immer am zweiten Weihnachtsfeiertag stattfindet. Veranstaltet wird dieser vom Brauchtumsverein.

Neuere Geschichte

Über Jahrhunderte hinweg war die Reiterprozession zu Ehren des ersten Martyeres der Christenheit ohne schriftliche Anträge, Genehmigungen oder Gesuche ausgekommen. Weder schwere Kriegs- und wirtschaftliche Notzeiten, die Zeit der Aufklärung und Säkularisation die Veranstaltungen wie Umritte verbieten wollten, erforderten schriftliche Begründungen für diese althergebrachte Veranstaltung.

Auch die schwierige Zeit ab der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933, in der Parteifunktionäre versuchten den Umritt für ihre Zwecke zu missbrauchen und die bitteren Kriegsjahre von 1939 bis 1944 erforderten keinerlei Schriftverkehr vor dem Stephani-Umritt

Doch im Jahr 1945, als der Krieg zu Ende ging, musste der Stephani-Umritt von der Besatzungsmacht der US-Armee genehmigt werden. Der Erhartinger Pfarrer Heinrich Wandler versuchte in einem Schreiben an den Landrat in Mühldorf die Genehmigung des Umrittes zu erlangen: „Am Mittwoch, 26. Dezember, nachmittags zwischen 14 und 15 Uhr soll in Erharting der seit vielen Jahrhunderten übliche und auch unter der Hitler-Herrschaft nicht verbotene Pferde Umritt mit Pferdesegnung stattfinden.“ Zur Vermeidung von Missverständnissen und zur besseren Verständlichkeit für die amerikanische Militärregierung verfasste der Erhartinger Pfarrer das Gesuch auch in englischer Sprache: „Petition for allemance of a religigos Procession on Horseback, called 'Stephani-Umritt'“. Er wies ausdrücklich darauf hin: „Even the Nazi’s have not forbidden it!“ – „Selbst die Nazis haben es nicht verboten!“

Somit gaben auch die Soldaten der US-Armee ihren Segen für die Veranstaltung. Trotzdem wurde der Stephani-Umritt 1945 von bewaffenten amerikanischen Soldaten begleitet.

Literatur