Waisenhauskapelle zur hl. Dreifaltigkeit

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Der Vorhof des Lukas-Kern-Waisenhauses.
Die Fassade der Waisenhauskapelle.

Die Waisenhauskapelle zur hl. Dreifaltigkeit ist Teil des im Jahre 1750 von Johann Michael Schneitmann erbauten Lukas-Kern-Waisenhauses im Ort in Passau. Die Rokokokapelle hat eine eigene Fassade mit Stuck und Freskomalerei. Im Inneren öffnet sich ein kleiner Kuppelraum. Die Kuppel sowie die Fenster- und Türbekrönungen sind üppig stukkiert.

Architektur

Die überaus reich ausgestattete, der heiligen Dreifaltigkeit geweihten Kapelle ist das Herz des Waisenhauses. Wegen seiner kostbaren Einrichtung bleibt das schwere Portal des bezaubernden kleinen Kirchenraumes, der sich zum Platz am Ort zur Nepomukstatue hin öffnet, stets verschlossen.

Die Kapelle ist ein Rokokojuwel von höchstem Rang. Die besten Passauer Künstler arbeiteten an dem Innenraum, der sich über zwei Stockwerke erstreckt. Giovanni Martino Luraghi, einer der letzten italienischen Meister, die in Passau wirkten, stuckierte den gewölbten Raum, beschwingt und leicht mit Bandelwerk Muscheln und Blumengirlanden. Der zweisäulige Altar aus echtem Marmor bildet zusammen mit dem Marmor des Speisgitters eine Komposition des edlen Steines in feinster Farbabstufung von dunkelgrau bis rosa und rotbraun sowie mit Akzenten von Gold. Das Ölbild des Hochaltares ist eine Kopie des Gnadenbildes von Sonntagberg und stellt die Heilige Dreifaltigkeit dar. Die Muttergottes und die Heilige Anna krönen die Seitentüren. Die Gemälde schuf der Passauer Johann Mollar.

Wie die Fassaden des Waisenhauses, so zieren auch den Kapellenraum kunstvollste Gitter aus Schmiedeeisen, die der renommierte Stadtschlosser Franz Pruckmayer schuf und in die er plastische Darstellungen vom Herzen Jesu und der Jungfrau Maria einarbeitete. Die Kirchenbänke des Passauer Schreiners Johann Zeigers mit geschnitzten Wangen und intarsierten Flächen aus Nussholz sind das nobelste Kirchengestühl der ganzen Stadt. Eine Silberampel für das ewige Licht des Passauer Goldschmieds Franz Leitner schwebt von der Decke. Silberne Leuchter zieren den Altar und auch das Pult für das Messbuch ist aus Silber.

Die Erziehung der Waisenkinder ist Thema des Stucks. Dargestellt sind die Tugenden, in denen sich die Kinder üben sollten: Glaube, Liebe, Frömmigkeit, die anbetende und die betrachtende Frömmigkeit, die Klugheit und die Mäßigkeit. Im Altarbogen erscheinen Stärke und Gerechtigkeit. Doch das Erstaunlichste hier unter all diesen Symbolen sind die Vielzahl an kleinen Engeln, die auf allen Gesimsen schweben und aus allen Ecken hervorlugen. Gemalt in Öl und als Fresko an der Fassade, plastisch in weißem und rosa Stuck, in Gold, als Ganzfigur oder nur als Köpfchen. 85 an der Zahl – 72 im Innenraum und 13 an der Fassade – sollen sie den Kindern den Himmel eröffnen.

Wie sehr die religiöse Erziehung im Vordergrund stand, zeigt auch ein „Hochwasseraltar“, der früher im Speisesaal des ersten Stockes stand und der heute noch in einem Nebenraum der Kapelle steht. An ihm wurde bei Hochwasser Messe gelesen, damit die Waisenkinder ja keinen Gottesdienst versäumten.

Literatur

  • Gisa Schäffer-Huber: 85 Engel fliegen in der Waisenhauskapelle. (dem RegioWiki zur Verfügung gestelltes Skript)