Wiedertäufer im Rottal

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Im 16. Jahrhundert tauchten auch im Rottal die Wiedertäufer auf und wurden strengstens verfolgt. (Foto:Zue)

Auch bei einem Großteil der Rottaler Bevölkerung war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts reformatorische Gesinnung vorhanden. In den damals bayerischen Städten Burghausen, Braunau und Schärding "lutherte" es besonders bedenklich.

Erste Anhaltspunkte

In den Jahren 1526/27 tauchten in Österreich und Bayern die ersten Nachrichten über die "neue verführerische Sekte der Wiedertäufer" auf, welche durch Winkelprediger verbreitet wurden. Mit einem Netz von Anhängern und Sympathisanten wurde die Heimat von den Propheten der Täufer, welche meist wandernde Handwerker waren, überzogen. Während das kirchliche Leben des Volkes zu wünschen übrig ließ, fanden im Rottal die Wiedertäufer umso leichter Anhänger.

Reaktion

Schon im November 1527 kam die Reaktion von Herzog Wilhelm IV auf die vermeintliche Bedrohung durch die Täufer. Dies geschah in Form eines Mandates. Das Ziel war nicht nur die Verfolgung, sondern die Ausrottung der Täufer. Für Mitglieder von Sekten, wurde die Todesstrafe angekündigt. Demzufolge ließen die ersten Inhaftierungen und Urteile nicht auf sich warten: 1528 wurden die mehrere Wiedertäufer aus Schärding im Gefängnis zu Griesbach arretiert. In dunklen und feuchten Keuchen schmachteten sie ihrem Ende entgegen und das übliche Strafgericht ließ auch nicht lange auf sich warten. Denn das Mandat vom 27. April 1530 verfügte, dass kein Wiedertäufer am Leben gelassen werden durfte. Zum Tod durch das Schwert wurden die vermeintlichen Wiedertäufer "begnadigt".

Ab 1569 zogen auf Anordnung des Herzoges von Bayern, zwei Visitationskommissäre im Land herum. Sie sollten den Zustand der Religionen in den Städten, Märkten] und auf dem Lande erforschen. Auf die sogenannten "Bilderkramer" (herumziehende Händler mit Bildern, Büchern, Flugschriften, usw.) wurde hierbei besonders geachtet. 1570 wurde auch eine Vistiation der Herrschaft Riedenburg angeordnet. Diese lautete: "Es ist den Underthanen der herrschaft Ridnburg auferladen worden, alle guete und böse bücher vor uns zu bringen und uns besichtigen zu lassen, welches von etlichen beschehen. Darunter wenig sektische bücher gefunden worden." In diesem Zusammenhang wurden auch drei widerspenstige Personen: "Procurator Michl Tantinger, Rossdiener Wolf Schwamberger und Gretl, ein Infrau im Haus bey Sant Leonhardt im Aigen", erwähnt.

Es fanden sich auch in Rotthalmünster einige "Ungehorsame" wieder. Da hieß es, dass einige Bürger von Rotthalmünster, welche mit täuflischen Gedankengut in Berührung kamen, gefänglich eingezogen werden sollten. Demnach blieb nur eins - die Flucht. Deshalb flohen viele Verfolgte aus dem Land. Bevorzugte Fluchtländer waren dabei Mähren und Ungarn.

Geldgier der Beamten

1603 soll der Wolfen Amtmann in Aigen entwichen und dessen "begehrtes Inventarium" soll Herrn Hofmeister zugestellt worden sein. Dies zeigt die unersättliche Geldgier der Beamten. Denn oft wurden die zahllosen Hexenprozesse nur wegen der Einnahmen bzw. Konfiszierung des Besitzes der Hingerichteten geführt.

Ende der Bewegungen

Im 17. Jahrhundert klang die religiöse Bewegung der Wiedertäufer, die von ihren Anhängern viel Mut forderte, schließlich ab. Wahrscheinlich war unter allen neuen religiösen Gemeinschaften die Sekte der Wiedertäufer jene, die in dieser sturmbewegenden Zeit am härtesten litt.


Literatur