Woidrock

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Woidrock ist ein alljährlich stattfindendes Rock-Festival in Großloitzenried im Landkreis Regen.

Über Woidrock

Eine idyllische Waldwiese, unweit des kleinen Dorfs Großloitzenried. Da, wo sich ansonsten Hase und Igel gute Nacht wünschen, schlägt jedes Jahr im August das Herz der Musikszene des Bayerwaldes. Beim Woidrock, dem etwas anderen Open Air, sind es nicht nur die Bands, die man anhimmelt. Hier ist der „Woid“ der Star – hier feiert sich eine ganze Region.

Nein, am Woidrock schämen sich die jungen Leute nicht dafür, vom Land zu kommen, bairisch zu sprechen. Hier zeigt sich der Woid von seiner selbstbewussten, seiner bunten, kreativen Seite. Und zwar laut und wild, ganz ohne volkstümlichen Kitsch und Touristenromantik. „Ich weiß, der Begriff wird oft überstrapaziert. Aber Woidrock ist einfach Kult.“ So wie Michael, der mit seiner Frau Oksana und Töchterchen Isabell am Samstagnachmittag in der Sonne fläzt und die Musik genießt, denken die meisten Besucher. Der Woidrock ist Pflichttermin für viele Waidler.

Was macht das Woidrock so besonders? Zuallererst die einzigartige Atmosphäre, da sind sich alle Besucher einig. Und tatsächlich - Flair hat das Woidrock mehr als genug. Die idyllische Waldlichtung mitten im Nichts, nur erreichbar über eine buckelige Schotterpiste. Oder das fantasievoll gestaltete Festivalgelände: Hier ist alles selbst gemacht, und alles ist „typisch Woid“. Die Bühne bilden zwei aneinander gestellte Bulldog-Hänger, die abenteuerliche Dachkonstruktion ist selbst zusammengebaut aus Bäumen, die praktischerweise gleich daneben im Wald geschlagen wurden. Absoluten Kultstatus aber hat das berühmte „Shithouse“. Ein selbst gezimmertes, längst außer Dienst gestelltes Plumpsklo, natürlich standesgemäß mit einem Herz verziert.

Ist das Woidrock also das Woodstock-Festival Niederbayerns? Nein, denn Woodstock gab es nur einmal. Das Woidrock hat mittlerweile schon über zehn Jahre auf dem Buckel. Und trotzdem ist es noch kein bisschen erwachsen. Das Festival ist noch genau so klein, urwüchsig und improvisiert wie damals. Mittlerweile verzichten die Veranstalter sogar fast auf jegliche Werbung, wie Christoph Pfeffer, einer der Organisatoren, erklärt. Man will kein großes, kommerzielles Festival werden, will lieber den einzigartigen Charme erhalten. Ist das hinterwäldlerisch? „No freilich! Owa mia samma ja a aus’m Woid!“

Übersicht

Die Band „Pussy Palace“ aus dem Zwieseler Raum begeisterte das Publikum.

Woidrock 2009

Das 13. Woidrock-Festival fand Anfang August 2009 statt. Eigentlich wollte man in Großloitzenried schon anfangen, eine neue Bauernregel aufzustellen. „Kimmd da Woidrock auf die zua, schiffd’s garantiert in oana dua.“ Aber das Wetter hat dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Strahlender Sonnenschein, das ganze Wochenende über. Eigentlich ein Grund zur Freude für Besucher und Organisatoren des Open Air, sollte man meinen. Aber auch hier zeigt sich: Woidrock ist das etwas andere Rock-Festival.

„I sog’s o, des is‘ heuer der 13. Woidrock, des muaß ja Unglück bringa!“, lacht Christoph Pfeffer, Woidrock-Urgestein und Mitglied des Organisationsteams der Kulturfabrik. Denn schließlich gehören Regen, Matsch und grässliche Temperaturen mitten im Hochsommer zum Woidrock-Flair wie die wacklige Bühne, das verwitterte Plumpsklo und das schräge Musikprogramm. „Oba wenigstens voa der Bühne hom ma a gscheide Lettn“.

Für Nicht-Woidrocker: Die „Lettn“ ist die traditionelle Schlammpfütze vor der Bühne. Und die ist einfach unersetzlich für die richtige Stimmung. „Denn in der Lettn zeigt sich, wer ein echter Woidrocker ist“, so ein Organisator. Ob beim Tanzen vor der Bühne, beim Luftgitarren-Contest oder beim Fotografieren der Bands: Wer vom Woidrock nicht zumindest mit schlammverkrustetem Schuhwerk heim kommt, der hat etwas falsch gemacht.

Knapp 500 Besucher haben dieses Jahr die Waldlichtung bevölkert, etwas mehr als in den letzten Jahren. Die Hartgesottenen haben sich schon am Mittwoch die besten Zeltplätze gesichert. Das lag wohl nicht nur am sonnigen Wetter, sondern auch am recht gelungenen Musikprogramm. Der bekannteste Name war wohl „Garden Gang“ aus München, der Hauptact am Samstag. Ansonsten dominierten Bands aus der Region das Programm. Etwa „Heavy Ride“, die noch junge Newcomer-Sensation aus Grafenau, die am Freitag eine erstaunlich routinierte und viel gefeierte Rock’n’Roll-Show ablieferten. Überhaupt, Rock’n’Roll im Retro-Stil war das dominierende Thema auf der Woidbühne: Ob die Lokalmatadore von „Pussy Palace“ aus dem Zwieseler Winkel, „Nightrain“ aus Schönberg oder „Stoneflowers of Eden“ aus Plattling - der Einfluss von Musik und Stil der 70er Jahre war kaum zu überhören. Auch die grandiosen Rockabilly-Bands „Hellabama Honky Tonks“ und „Johnny Joker and the Twilights“ brachten mit Schmalzhaaren und Kontrabass den Zauber einer vergangenen Ära auf die Bühne. Neben den Newcomern von „Knülle“, „Rocking Pillows“, „Evil Hitman“ und „Hengersberg 3000“ gab es die traditionellen Woidrock-Klassiker: „Der Heizkörper“ aus Großloitzenried mit bedingungslos tanzbarem, improvisiertem New Jazz und nicht zuletzt die Rock-Clowns von „Fozor“ aus Deggendorf, bei deren dadaistischer Bühnenshow und derben bairischen Texten kein Auge trocken blieb. Die Stimmung am Woidrock war wie jedes Jahr ausgelassen und sehr friedlich. Nicht zuletzt deshalb waren am Nachmittag auch viele Eltern mit ihren Kindern zu Besuch. Das Organisationsteam zieht ein sehr positives Fazit. Und geregnet hat es schließlich doch noch - am Sonntag, als die meisten Besucher schon abgereist waren.

Wenn der Regen mal Pause machte, dann war es auf dem Woidrock umso stimmungsvoller. (Foto: Otto Spiewok)

Woidrock 2010

Die Lichtung mitten im Wald diente auch Anfang August 2010 wieder für drei Tage als Gelände für ein Festival, das schon weit über die Landkreisgrenzen bekannt ist. Zum vierzehnten Mal jährte sich der Woidrock. Im Programm der Kulturfabrik, dem Träger, ist er fest etabliert.

Die (Kino-)Nacht zum Freitag regnete es durch. Die wenigen Camper, die schon am Donnerstag ihr Zelt aufgeschlagen hatten, blieben am Weg zu den Dixi-Klos fast im Schlamm stecken. „Is des a Lettn - leck mi am Osch!“, vermeldeten sie zurück im Zelt. Die Nachricht verbreitete sich. Bald sprach jeder nur noch von der „Lettn“, die sich im Laufe des Festivals noch über das gesamte Gelände ausbreitete. Zum Abend hin wurde die kleine Zeltstadt dichter. Hundertsechzig Besucher zählte man allein am Freitag. Insgesamt wird die Besucherzahl auf 400 geschätzt, etwas weniger als im Vorjahr.

Auch wenn man lange nicht von Gedränge sprechen konnte, bei den „Zitronen Püppies“ wurde es vor der Bühne schon ein bisschen enger. Die Lettn verhinderte allzu schnelle Bewegungen und die Woidrocker waren wie immer auf angenehme Art lässig, auch wenn sie wie bei „Heavy Ride“ richtig mitgingen. Der „Heizkörper“, wie immer letzte Band am Freitag, schaffte den runden Abschluss. Mal rockiger, mal leichter wurde dahingejazzt, während der Regen unaufhörlich auf die Plane über der Bühne und auf die Tanzenden prasselte.

Der Samstag begann ruhig. Wegen der Lettn war es praktisch unmöglich, sich schnell fortzubewegen. Doch als am Nachmittag das legendäre Fußballturnier begann, krochen die Woidrocker aus den Zelten. Es war ein schnelles, rutschiges, feuchtes und sehr gelenkschonendes Turnier, das die Mannschaft „I hob koa flache Schua“ letztendlich für sich entscheidete.

Der Bann war gebrochen; und als die „Ludmilla Gstanzl Schwingas“ ihre Bühnenshow begannen, als der Sänger Börni inbrünstig die derben Texte ins Mikro plärrte und dabei immer wieder wie zum Trotz mitten in die Lettn vor der Bühne sprang, hörte es tatsächlich auf zu regnen. Frontman Tommy von der Münchner Rock’n’Roll-Band „August Green“ brauchte nicht lange, um die Woidrocker direkt vor der Bühne zu versammeln.

Zwischen den Auftritten wurde der harte Kampf um den diesjährigen Woidgitarristen ausgetragen. Je zwei Kontrahenten kämpften im Spielen der Luftgitarre um den Titel. Die Umstände ließen den Kampf dieses Jahr noch härter werden. Es wurde gerutscht, gesuhlt und rein gesprungen ins braune Nass. Das Publikum schwankte zwischen Begeisterung, Ekel und Fremdschämen - und kürte Laura Felbinger als Woidgitarristin. Die quittierte den Sieg ganz cool mit „Wenn scho, denn scho“ und das einzige, was man jetzt noch in ihrem braunen Gesicht ausmachen konnte, waren ihre Zähne. Es spielten dann noch „Skakalak“, die zu elft fast nicht auf die Bühne passten, die wie immer aus etwas Holz, Plane und drei Lastwagenhängern zusammengebaut war. Es schien zu später Stunde nicht leicht zu sein für die Zwieseler Band „Pussy Palace“, die Woidrocker noch mal vor die Bühne zu holen. Doch auch sie schafften es noch mal, Stimmung zu machen. Und als zum Ende hin alle Organisatoren und Helfer auf der Bühne die Woidrock-Hymne anstimmten, da krochen noch mal alle Woidrocker aus ihren Zelten, um in der Lettn mitzusingen.

Literatur