Altwasser der Isar

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Schön war es am Altwasser, im Sommer und im Winter!


Kindheitserlebnisse am Fluss: Die "Herrschaftsalter", eines der vielen Altwasser am Unterlauf der Isar

Sophie Bosin übergab Nik Söltl im Mai 1991 Aufzeichnungen über ihre unbeschwerte Kindheit in Landau aus der Zeit um 1930, die sie im Alter in der Rückerinnerung aufgezeichnet hat."Das liebste Spielzeug war uns damals die freie Natur und besonders die wilde Gegend an der Isar", so die Gewährsperson.

"Die Isar war damals noch nicht so in ein festes Bett gezwungen wie heute und gebärdete sich oft wie ein wilder Urwaldfluss mit Auwädern, Sumpfgebieten und Altwassern. Diese Altwasser der Isar hatten es uns Kindern besonders angetan."

Frau Bosin erinnert sich:

Wer kennt sie noch, die sogenannte „Herrschaftsalter“, ein Isaraltwasser zwischen Landauer Isarbrücke und Bockerlbrücke auf der linken Isarseite? Sie war für uns Landauer Kinder im Sommer und im Winter gleichermaßen erlebnisreich. Woher der Name "Oida" kam, war uns nicht bekannt, mit der Herrschaft stimmte es schon, die ja im Winter daraus ihren Nutzen hatte. Es war die Brauerei Krieger.

Dieses Altwasser- (so die richtige Ausdrucksweise) war ein wunderbares weiches Wasser. Es war schön zum Schwimmen, nur nicht für solche gedacht, die auf einmal mitten im Wasser stehen wollten. Es schien uns Kindern abgrundtief. Für sichere Schwimmer, wie ich einer war, ein prima Körpergefühl.

Das Wasser hatte so schöne große Seerosen, weiß und rosa. Dieses Gewächs kam vom tiefen Grund bis an die Oberfläche. Es lässt mich heute noch mit Schauer daran denken, dass ich doch oft zu meiner Kinderzeit wirklich geglaubt habe, mich zieht einer an den Füßen nach unten. Und doch sah ich niemals jemand auftauchen. Dort zu schwimmen, war mir stets ein bisschen unheimlich, aber umso reizvoller.

So viele Kaulquappen gab es da, die wir im Einmachglas heimtrugen und mit Fliegen fütterten, und darauf warteten, bis sie sich zum Frosch entwickeln sollten. Leider war dies niemals der Fall, denn sie starben uns weg oder sie wurden uns von den Erwachsenen "grausam" weggenommen. „Was ihr macht, ist doch Tierquälerei“, so belehrte man uns, was wir aber nicht einsehen wollten. Wir wollten doch nur Frösche züchten.

Die Libellen haben wir bewundert wegen ihrer Flinkheit am und über dem Wasser. Von Raublibellen wussten wir damals noch nichts. Wie konnte ein so schönes, in allen Farben glitzerndes Tier andere Insekten töten? Mit einem kleinen Kahn sind wir ab und zu auf dem Altwasser gerudert, nur um zu wissen und zu lernen, wie das Rudern geht. Das " Schifferl" haben wir dann immer wieder „über Land“ dorthin zurückgezogen, wo es die Fischer festgebunden hatten, bevor wir es ihnen kurzzeitig „entführt“ hatten.

Der Winter war in unserer Kindheit gefühlsmäßig kälter und wir sahen, wie unsere "Oida" (Alter) schön langsam zufror. Es war nicht überall ein schönes glattes Eis, sondern es war oft sehr höckerig, das wir uns erst zurecht "schleifen" mussten, um nicht bei unserem großen Schlittschuhauftritt zu stolpern.

Und was hatten wir für Schlittschuhe? "Marke Stöckelreißer", nannten wir sie scherzhaft. Diese Primitiv-Schlittschuhe wurden an den Schuhabsätzen festgeschraubt und am Vorderfuß mit einem Riemen oder einer Schnur festgebunden. Dabei ging im Einsatz und in der Praxis so mancher Absatz "verloren" und wir suchten und suchten, damit uns der Griesmeier -Schuster in der Baderallee für ein " Vergelts Gott" den Absatz wieder festnagelte. War aber mal der ganze Absatz ganz weg, hat es den Eltern schon etwas Geld gekostet. Oh, unbeschwerte Kinderzeit!

Als dann die Kälte nachließ und an den Ufern das Eis schon knackte und krachte, da war es mit dem „Stern“ und dem Dreier- und Achterfahren auf dem Eis vorbei. Die Schlittschuhe kamen auf den Speicher. Keller wie heute gab es da keine. Im Bereich der Froschau, wie ein Großteil des Gebietes links der Isar damals hieß, war der Grundwasserstand so hoch, dass ein Keller sinnlos war. Von wasserdichten Wannen als Keller wusste man noch nichts und hatte auch noch keinen Beton hierfür. Dann kamen die Brauereirösser mit den großen Bruckwagen und den warm eingepackten Männer mit den langen Stangen, die vorne mit Eisenhaken versehen waren.

Sie versuchten damit, das Eis, das inzwischen als große Brocken und Schollen auf der „Alter“ schwamm, an Land zu ziehen. Immer wieder wurden die Eisbrocken mit Hilfe der Stangen und in harter Hand- und Knochenarbeit auf die bereitstehenden Bruckwagen gerollt. Das Eis kam in die Eiskeller der Brauerei und der Wirte. Es musste das Bier das ganze Jahr über kühlen und den Trinkgenuss erhöhen.

So ward Fuhre um Fuhre von Eis in die Brauerei gefahren, die die Herrschaft über dieses Altwasser hatte. Daher der bezeichnende Name „Herrschaftsalter“ . Bei einer Radltour zur neuen Isarbrücke führte mich der Weg oft an der Stelle vorbei, wo einstmals diese Alter war. Da steigen vor mir bis auf den heutigen Tag bunte Erinnerungen an eine glückliche Kindheit am Isarfluss auf.

Was ist aus dem Altwasser geworden? Ein kleiner brakiger Tümpel, in dem sich keine Lebewesen mehr aufhalten! Und die Erinnerung kommt wie angeflogen, wie das einmal alles anders war, als der wilde Alpenfluss noch nicht gezähmt war und aus seinem Bett ab und zu hinaus durfte und das Land gestaltete.