Erdstall (Röhrnbach)
Ein sogenannter Erdstall (auch Schrazelloch) befindet sich im Markt Röhrnbach im Landkreis Freyung-Grafenau.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Der Röhrnbacher Erdstall ist ein Schrazelgang in einer Dimension, wie man sie in der Region kaum kennt. Besonders bemerkenswert ist die Höhe von etwa 1,60 bis 1,80 Meter – in der Regel sind die Schrazelgänge laut Rupert Berndl nur 140 Zentimeter hoch, meist jedoch deutlich niedriger. Die Länge wurde nach einer ersten Messung auf 16 Meter festgelegt, wurde aber im Laufe der folgenden Vermessungen auf 34 Meter korrigiert. Da wo man das Ende vermutete, war ein Trafo-Häuschen erbaut worden, doch gleich dahinter schlängelt sich, wie später bemerkt, der Gang unterirdisch weiter.
In der Mitte des Ganges befindet sich ein kleiner, 1,60 Meter breiter Kuppelraum mit einer in die Seite gegrabenen Sitzbank. Ebenfalls bemerkenswert: Zum freigelegten Gang geht es am Straßenrand gut und gerne zwei Meter in die Tiefe – und ursprünglich war in diesem Bereich die Bodensohle zwei Meter höher. Der Gang befand sich somit vier Meter unter der Erdoberfläche. Ein verschütteter Zugang nach unten weist dazu noch auf eine weitere Ebene darunter hin. Darüber hinaus ist der Schrazelgang außergewöhnlich schön gearbeitet: Mulden für Talglichter sind ebenso zu sehen wie Hau-Spuren an den Wänden.
Geschichte
Der Röhrnbacher Erdstall wurde im Oktober 2010 im Rahmen der Dorferneuerung am Straßenrand zwischen Dechingen und Außernbrünst von Bauarbeitern freigelegt. Die Entdeckung des für diese Region sehr gut erhaltenen, großen Gangsystems galt als Sensation, denn die Bauarbeiter hatten darin auch eine Nuss-Schale und Holzstücke gefunden, die möglicherweise Aufschluss über das Alter der Gänge geben. Laut Kreisheimatpfleger Rupert Berndl waren dies die ersten Funde überhaupt in einem Schrazlgang.
In der Folge wurde der Schrazelgang von drei ausgewiesenen Fachleuten ausgiebig begutachtet: Kreisheimatpfleger Rupert Berndl, Bauingenieur Nikolaus Arndt vom Arbeitskreis Erdstallforschung und Dr. Silvia Codreanu-Windauer vom Landesamt für Denkmalschutz in Regensburg. Die Archäologin und Kunsthistorikerin stellte den ersten Abschnitt des Schrazlgangs nach der Begehung unter Denkmalschutz.
Galerie
Literatur
- PNP: Kein Licht ins Dunkel der Schrazlgänge In: Passauer Neue Presse vom 19. November 2009 (S. 31)
- Christoph Seidl: Gibt eine Nuss-Schale das Geheimnis der Schrazlgänge preis? In: Passauer Neue Presse vom 7. Oktober 2010 (S. 12)
- Mirja-Leena Klein: Noch kein Licht am Ende des Tunnels. In: Passauer Neue Presse vom 21. Oktober 2010 (S. 31)
- Christoph Seidl: War der Schrazlgang ein „Geburtskanal“? In: Passauer Neue Presse vom 20. Mai 2011 (S. 28)