Glasmanufaktur Franz Heide

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In der Münchner Straße veredelten Herbert Heide (l.) und Rudolf Kalab das Rohglas.
Isolde Paschko (2.v.r) mit ihrer Tochter (r.), Enkelin und Urenkelin.

Glasmanufaktur Franz Heide war eine Glasmanufaktur in Simbach am Inn. 28 Jahre lang wurde dort Rohglas veredelt.

Geschichte

Die Simbacherin Isolde Paschko war die letzte Inhaberin der Glasmanufaktur Franz Heide. Bis 1983 führte sie in der Münchner Straße den Glasveredelungsbetrieb. Seit 1983 gibt es den Betrieb nicht mehr. Der Ursprung der Manufaktur in Böhmen reicht bis ins Jahr 1840 zurück. Anton Heide, der Urgroßvater von Isolde Paschko, gründete in Henne sein Glasgeschäft. 1871 ließ er sich in Böhmisch-Kamnitz nieder. 1895 machte sich sein Sohn Franz selbstständig, ließ eine Villa und ein Geschäftshaus errichten und nannte die Firma „Franz Heide Glasmanufaktur“. In vielen Werkstätten der umliegenden Dörfer, in der eignen Kuglerei sowie in der Schleiferei in Niederkamnitz wurden die im Betrieb entwickelten Muster hergestellt. Meist handelte es sich um Überfanggläser, die durch das „Kugeln“ und Vergoldung veredelt wurden. Aber auch wertvolle Gravuren wie Jagdmotive wurden hergestellt. Die Gläser gingen in alle Welt. Die Firma stellte regelmäßig bei der Leipziger Messe aus und gehörte dort zu den ältesten Ausstellern.

Nach dem ersten Weltkrieg übernahm Herbert Heide die Firma. Der zweite Weltkrieg riss große Lücken in die Reihen der Facharbeiter. Weil auch der Vater Kriegsdienst leisten musste, übernahm die Mutter die Leitung. Wie viele andere Sudetendeutsche auch, wurde die Familie Heide 1945 aus der Heimat vertrieben. Nach einigen Umwegen kam Isolde Paschko nach Simbach am Inn, ihre Eltern kamen nach Braunau. 1955 startete die Familie in der Münchner Straße wieder einen betrieblichen Neuanfang. Zunächst sehr klein, jedoch schon mit dem Kuglermeister Rudolf Kalab aus dem früheren heimatlichen Betrieb in Böhmen. Viele frühere Kunden konnten wieder gewonnen werden und so gingen einige „Böhmische Gläser“ von Simbach am Inn aus an die besten Kristall- und Porzellanhäuser im In- und Ausland. Weil es im Laufe der Jahre immer mehr billigere Glas-Imitationen gab und Isolde Paschko ihren Qualitätsstandard nicht aufgeben wollte, entschloss sie sich den Betrieb aufzulösen.

Ausstellungen

Einige „Böhmische Gläser“ der Glasmanufaktur Franz Heide sind als Leihgabe im Simbacher Heimatmuseum ausgestellt. Um das Erbe ihrer Familie und somit eine „europäische Glasgeschichte zwischen Böhmen und Bayern“ zu bewahren, wandte sich Isolde Paschko 2006 an das „Rheinbacher Glasmuseum“ und überließ dem Haus Gläser und Archivmaterialien. Im Jahr 2009 gestaltete die dortige Museumsleiterin, Dr. Ruth Fabritius, eine Kabinettausstellung, wobei sie nicht nur ausgewählte Stücke präsentierte, sondern auch das Schicksal der Glasmanufaktur Franz Heide.

Literatur