Hofmarkstaverne (Ruhstorf)

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Früher war das Gasthaus zum "Alten Wirth" in Ruhstorf an der Rott im ganzen unteren Rottal bekannt. Taverne ist die alte Bezeichnung für ein Gasthaus und kommt aus dem Lateinischen "taberna". Die Geschichte der Hofmarktstaverne in Ruhstorf leidet, wie dies auch bei anderen Häusern der Fall ist, unter schlechter Quellenlage. Aber bereits 1534 kann eine hiesige Gaststätte nachgewiesen werden.

Geschichte

Das Pfarrmatrikel nennt 1612 einen "Wirth". Die Wirtschaft mitsamt Bierkeller weist auf eine Vielzahl von Besitzern und verschiedenen Wirten auf. Grund dafür ist unter anderem der Österreichische Erbfolgekrieg (1740-1745). Die Wirte waren damals dazu verpflichtet, den Soldaten und ihren Pferden Unterkunft und Verpflegung zu gewährleisten. Viele Wirtsleute suchten sich daraufhin eine berufliche Alternative.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in der wärmeren Jahreszeit auch der Garten mit dem Gartenhaus in den Gastbetrieb miteinbezogen. Daran fand auch Bischof Heinrich Hofstätter gefallen. Er kehrte des öfteren im Gasthaus Ranzinger ein und nächtigte dort.

Am 29. Juni 1914 brannte die Taverne ab. Die Donau-Zeitung im Wortlaut: Ruhstorf/Rottal, 1. Juli 1914: "(Feueralarm) weckte in der Nacht zum Dienstag gegen dreiviertel 12 Uhr die Bewohnerschaft aus dem Schlafe. Die altbekannte Gastwirtschaft 'Zur Alm' des Herrn Chrysant Wenzl stand in hellen Flammen. Die Situation war von Anfang an sehr gefährlich. Mit rasender Schnelligkeit griff das Feuer in dem Jahrhunderte alten Holzbau um sich und mächtige Funkenwirbel stoben weithin über die Dächer der Nachbarschaft. Trotzdem gelang es dem tatkräftigen Eingreifen der hilfsbereiten Bewohnerschaft und namentlich der wackeren Feuerwehrleute, nicht bloß einen großen Teil des Mobiliars zu retten, sondern auch das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Auch der angebaute Stadel konnte gerettet werden." Vor dem Brand konnte man an dem First der Taverne die Jahreszahl 1692 entdecken.

Die Besitzer

Der Erbauer war Georg Pichlmeyer, Gastwirt von Ruhstorf an der Rott, der am 28. September 1694 starb. Dessen Gattin war Klara, eine geborene Mayr. Vor dem Ehepaar Pichlmeyer finden sich auch schon Wirtsleute auf dem Haus, so Wolfgang Gschwendner und Leopold Hauser. Als erster greifbarer Besitzer des Anwesens wird in einer Beschreibung von 1552 ein "Steffan Wirdt" vermeldet. Nach Georg Pichlmeyers Tod bekam die Wirtschaft mit allem Zubehör samt Bierkeller unter dem Haus sein Sohn Anton, welcher am 25. Februar 1726 starb. Dessen Sohn Jakob Pichlmeyer hatte sich bereits ein Jahr vor dem Tod seines Vaters mit Viktoria Gilg, Wirtstochter von Kleeberg verehelicht und bewirtschaftete mit seiner Ehefrau das elterliche Anwesen. Auch bei Jakob Pichlmeyer florierte das Gewerbe nicht. In der Folgezeit hat er sich nach einer anderen wirtschaftlichen Existenz umgesehen.

Ungefähr um das Jahr 1748 taucht als Gastwirt von Ruhstorf Joseph Röckenschuß, Wirtssohn von Weihmörting, auf, der das Anwesen durch Kauf oder durch Tausch erworben haben dürfte. Er war nur wenige Jahre Wirt, da er schon am 30. Januar 1757 starb. Noch vor Ablauf der Trauerzeit ehelichte die verwitwete Wirtin Anton Mühlschuster aus Reinharting. Diesem folge sein Sohn Joseph Mühlschuster, welcher Maria Franziska Kopp, Rathsamtskammerers- und bürgerliche Lederers-Tochter, zur Frau nahm. Letztere wurde wieder Witwe, schloss aber am 28. Mai 1794 mit Ignaz Hörndl (Herndl), Bierbrauersohn von Rotthalmünster, eine Ehe. Ignaz starb am 26. Juli 1835 im Alter von 69 Jahren, dessen Ehefrau Franziska war ihm schon am 18. Februar 1830 im Tode vorangegangen, nachdem beide zuvor um das Jahr 1828 ihr Wirtsanwesen an Franz Paul Ranzinger, Bauerssohn von Riedhof, verkauft hatten. Aus der Ehe mit Theres Weiher, Grindhuberbauerstochter von Trostling, gingen 19 Kinder hervor. Neun davon starben in jungen Jahren. Nach dem Ableben der Eltern übernahm die Tochter Theres Ranzinger, die sich im Jahr 1880 mit Chrysant Wenzl, Oekonomenssohn von Rotthof vermählte. Dieser wurde am 23. November 1896 wegen Werfens mit harten Gegenständen und Körperverletzung zu drei Tagen Gefängnis und einem Tag Haft verurteilt. Ranzinger hatte auf der Kegelbahn seines elterlichen Wirtshauses dem mit dem Messer in der Hand "sehr exzessiv" auftretenden Wirtschafspächter Moser von Pocking die Trümmer einer hölzernen Tafel und einen Schuh ins Gesicht geworfen. Der 18-jährige Wirtssohn Ranzinger wurde mit Rücksicht auf das gefährliche Auftreten des Moser jedoch freigesprochen.

Literatur