Ingeborg Seyfert

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Ingeborg Seyfert. (Foto: Paukner)

Ingeborg Seyfert (* 4. September 1921 in Würzburg) ist eine in Lindberg wohnhafte Heimatforscherin.

Leben und Wirken

Seyfert kam als Kind nach Berlin, wo sie am Realgymnasium ihr Abitur machte. Nach dem Tod ihres Vaters verwaltete ein regimetreuer Jurist das Familienvermögen. Ihren Wunsch, Medizin zu studieren, lehnte er ab mit der Begründung, eine deutsche Frau brauche keinen Beruf: „Sie heiratet und bekommt Kinder.“ Trotzdem nutzte sie die Möglichkeit, in Männerdomänen vorzudringen, da viele Männer im Krieg waren. Im Hotel Bristol Unter den Linden erlernte sie den Beruf Hotelkaufmann. Sie arbeitete dann unter anderem im Sanatorium Glotterbad, das später im Fernsehen als „Schwarzwaldklinik“ bekannt werden sollte, und auf der Bühler Höhe bei Baden-Baden.

1946 traf sie in Bayerisch Eisenstein mit Mutter, Bruder, Onkel, Cousins und Cousinen zusammen. Im späteren Hotel Lärchenhof übersetzte sie Bücher und sorgte so für ihre Verwandten. Auch erlebte sie hier unmittelbar die Flucht der aus Böhmen Vertriebenen, die oft heimlich nachts wieder über die Grenze gingen, um noch einigen Besitz in die neue Heimat zu schaffen.

Danach lebte sie in München und arbeitete zwölf Jahre in der Familienfirma. 1956 kehrte sie in den Bayerischen Wald zurück und kaufte das Jungwirth-Häusl am Tauber in Lindberg. Hier begann sie ihre Tätigkeit als Heimatforscherin und Autorin. In den Archiven in Landshut und München sammelte sie unermüdlich Daten und Fakten aus alter Zeit und wurde dabei von ihrem Lebenspartner, dem 2002 verstorbenen Georg Weiderer, nach Kräften unterstützt.

Seyfert verfasste Bücher, Manuskripte für Fernseh- und Rundfunksendungen, Artikel für Zeitungen und Zeitschriften sowie andere Publikationen. Viele Jahre war sie Archivpflegerin des Landkreises Regen (Altlandkreis) und die erste weibliche Jagdvorsteherin in Bayern. 2014 übergab sie ihr gesamtes Archiv dem Glasmuseum Frauenau.

Veröffentlichungen

  • Die Poschinger auf Frauenau, 1969
  • Die Schachten des Bayerischen Waldes. Eine geschichtliche und naturwissenschaftliche Dokumentation zum Thema Schachtenpflege unter Mitarbeit von Dr. Paul Kestel, Dr. Herbert Koch und Horst Helfrich. Grafenau 1975.
  • Daten zur Glasgeschichte der Poschinger. Eine Einladung zu einer besinnlichen Wanderung. 3. Auflage., Lindberg 1992.
  • Lindberg. Aus der Geschichte eines Dorfes im Zwieseler Winkel, München 2006.
  • Der Wald. Waldbeschreibungen aus dem Bayerischen Wald vom 14. bis zum 20. Jahrhundert, 2011

Auszeichnungen

Literatur

  • Brigitte Paukner: Eine Kämpferin ist 90 Jahre alt. In: Der Bayerwald-Bote vom 10. September 2011, S. 25
  • PNP: Ein neues Zuhause für das Gedächtnis des Zwieseler Winkels. In: Der Bayerwald-Bote vom 25. Oktober 2014 (S. 27)