Innstadt-Befestigung

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Die Innstadt-Befestigung war eine Befestigungsanlage um die Passauer Innstadt, die teilweise erhalten geblieben ist.

Geschichte

Die Innstadt war möglicherweise bereits im 14. Jahrhundert ummauert. 1402/1403 bildete die Errichtung des Peichterturmes den Auftakt zur Innstadtbefestigung. Von 1408 bis 1414 wurden auf Geheiß Fürstbischofs Georg Graf von Hohenlohe die Außenmauern und das heute noch erhaltene Severinstor erbaut, das die mittelalterliche Innstadt nach Westen abschließt.

Der Urkataster von 1827 zeigt noch den genauen Verlauf der Mauern. Die Hauptmauer hatte mindestens sechs Türme, ihr war ein Zwinger mit einer kleineren Zwingermauer vorgelagert, die wiederum fünf kleinere Türme besaß. Drei Toranlagen durchbrachen diese Mauern: Das Peichter- oder Severinstor im Westen, das Mariahilf- oder Neutor im Süden und das Kapuziner- oder St.-Gilgentor im Osten. Im Norden gegen den Inn zu sicherte das Innbrucktor mit seinem 1410 erstmals erwähnten Turm die alte Innbrücke. Auch das Innufer war, wie in den 1990er Jahren nachgewiesen wurde, durch eine Befestigung geschützt.

Im Schutz dieser Ringmauer entfalteten sich in der Innstadt in der Folgezeit die verschiedensten Gewerbe zu schönster Blüte. Die Befestigung musste sich selten bewähren, die blutigsten Kämpfe lieferten sich 1809 die mit Frankreich verbündeten Bayern und Österreicher. Wie aus Unterlagen des Stadtarchivs hervorgeht, drangen die Österreicher in die Stadt ein, als das Severinstor für den Postillon von Schärding geöffnet wurde. Dieser Handstreich war eine frühe Aktion des Fünften Koalitionskrieges, den Kaiser Napoleon schließlich gewinnen konnte. Er plante daraufhin, Passau zur Großfestung auszubauen. Die gewaltige Anlage mit mehreren Forts rund um die Stadt hätte in der Innstadt weit über die vorhandenen Mauern hinausgereicht. Die beginnenden Schanzarbeiten von Tausenden Soldaten und Zwangsarbeitern wurden nach Napoleons Niederlage eingestellt.

Während das Severinstor bis heute besteht, allerdings ohne den 1820 abgebrochenen Torturm, wurden der Innbruckturm 1849, das Mariahilftor 1866 und das Kapuzinertor, beginnend mit dem Wachhaus 1836 und dem viereckigen Torturm 1868 nach einem Stadtratsbeschluss von 1873 jeweils vollständig niedergelegt.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es heftige Diskussionen über den Erhalt oder Abbruch historischer Baudenkmäler in Passau. Am 5. August 1897 diskutierten die Gemeindebevollmächtigten, ob die noch vorhandenen mittelalterlichen Wehrmauern in der Innstadt abgerissen werden sollten. Die Mehrheit stimmte für den Erhalt der historischen Bauten. Der Zwingergraben wurde allerdings ab 1905 aufgefüllt. Der 1897 abgebrochene und erneuerte Mauerabschnitt an der Jahnstraße wurde zwischen 1947 und 1955 zur Unterbringung von Gewerbe- und Wohnraum als Folge der Wohnungsnot der Nachkriegsjahre überbaut.

Bis heute obertägig erhalten blieben von der Innstadt-Befestigung an der Römerstraße ein Viereckturm und ein Halbrundturm, an der Jahnstraße Teilabschnitte der Haupt- und Zwingermauer sowie des Zwingergrabens, außerdem ein Halbrundturm in der Zwingermauer, der Peichterturm, das Severinstor und über dieses hinaus gegen den Inn ein beträchtlicher Teil der Zwingermauer mit einem Halbrundturm und ein Teilabschnitt des Severinstors in dem zum Wohnhaus Lederergasse Nr. 52 gehörenden Stadl.

Galerie

Literatur

  • Passauer Stadtfuchs: Mönche, Gäste & Gemetzel. In: pasta! vom Dezember/Januar 2007/2008 (S. 10)
  • Anonymus: Damals: Am 05.08.1897 – vor 110 Jahren. In: Passauer Neue Presse vom 4. August 2007 (S. 36)
  • Dorothea Wagner: Küchenkräuter statt Geschütze. In: Passauer Neue Presse vom 11. Mai 2011 (S. 22)
  • Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9
  • Egon Johannes Greipl: Passau – eine Militärstadt. In: Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9