Leonhard Thoma

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Leonhard Thoma im Jahr 1905

Leonhard Thoma (* 6. Januar 1864 in Fischach, Schwaben; † 30. August 1921 in Jettingen, Schwaben) war ein Kirchenmaler und schuf unter anderem die Deckenbilder in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Grafenau.

Leben und Wirken

Der Sohn des Schuhmachers Johann Michael Thoma, der im Nebenberuf auch Krippen und Votivtafeln fertigte, absolvierte bei verschiedenen Künstlern in Augsburg, München und Wien eine Ausbildung zum Dekorationsmaler. Ab 1886 studierte er Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München, wobei er sich das Studium durch sein Kunstschaffen verdienen musste.

Der Maler hinterließ ein umfangreiches Werk an Altarbildern, aber auch Deckenbildern im gesamten süddeutschen Raum. Sein berühmtestes Werk ist das 1916 gefertigte Hochaltarbild der Basilika St. Anna zu Altötting, auf dem er neben der Heiligen Anna und anderen Personen auch den damaligen, später heiliggesprochenen Papst Pius X., den Stifter des Altares, Prinzregent Luitpold von Bayern und dessen kleinen Urenkel, Erbprinz Luitpold (1901-1914) darstelle. Es wurde auch als Postkarte vertrieben und Thoma erhielt dafür eine Auszeichnung von König Ludwig III.

Die Grafenauer Fresken

Die Bilder der Kirche in Grafenau entstanden 1911 bis 1915. Chor und Turm der Kirche stellen den ältesten Teil der Anlage dar und reichen bis in gotische Zeit zurück. Nach der Barockisierung des Chores 1734 kam es schließlich 1905/07 zum Um- bzw. Neubau der Kirche sowie zur Ausmalung durch Thoma.

Während es sich bei dem Chor um ein gemauertes Gewölbe handelt, wurde beim Neubau des Langhauses das Gewölbe als Rabitz-Konstruktion ausgeführt. Diese Konstruktion besteht aus einem Drahtgitter, welches von einem circa 8 mm starken Rundeisendraht gebildet wird. An diesem ist ein dünner Maschendraht angeflochten, beide zusammen bilden den Putzträger. Somit haben wir es im Langhaus mit einer weit gespannten, ausgesprochen dünnwandigen Trägerkonstruktion zu tun.

Chor und Langhaus unterscheiden sich aber nicht nur hinsichtlich ihrer Unterkonstruktion. Offensichtlich basiert die Malerei von Thoma im Chor auf den Fragmenten einer ehemals vorhandenen barocken Bemalung. Über einem feinkörnigen Kalkputz konnte im Chor eine rote Pinselvorzeichnung festgestellt werden. Darüber erfolgte die Malerei von Thoma in secco. Das heißt, er malte auf einem bereits vorhandenen abgebundenen Malgrund.

In dem neu erstellten Langhaus besteht der Träger aus einem Unterputz in Form eines Kalkputzes mit einer abschließenden dünnen Grundierung aus Kalk und Gips. Auch hier malte Thoma in secco. Was haben wir uns unter einer Seccomalerei vorzustellen? Die Malerei wird auf einem bereits abgebundenen bzw. trockenen Träger ausgeführt Das heißt, die Pigmente werden mit einem Bindemittel (z.B. pflanzlicher oder tierischer Leim, Öl oder Tempera) vermalt.

Die Frescomalerei erfolgt über einem mehrschichtigen Kalkputzaufbau. Hier sind die Pigmente nur in Wasser angeteigt und werden auf einem noch feuchten Putzgrund aufgetragen. Der Kalkputz reagiert mit dem Kohlendioxid der Luft. Bei der dabei stattfindenden Carbonatisierung kommt es zur festen Einbindung der Pigmente. Dabei entsteht eine äußerst stabile Malschicht.

Die frescale Malerei ist eine anspruchsvolle Technik und setzt sowohl handwerklich als auch künstlerisch viel Erfahrung voraus. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war diese Technik nördlich der Alpen weitgehend in Vergessenheit geraten.

Im Gegensatz zur Freskomalerei ist die Seccomalerei sehr empfindlich. Unsachgemäße Reinigungen oder der Einfluss von Feuchtigkeit können über kurz oder lang zu gravierenden Schäden führen.

Literatur

  • Ursula Langesee: Präzisionsarbeit unterm Kirchengewölbe. In: Passauer Neue Presse, Lokales Grafenau vom 4. Februar 2005

Weblinks