Renaissance und Reformation

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Renaissance und Reformation war der Titel der oberösterreichischen Landesausstellung im Jahre 2010. Sie fand vom 27. April bis 7. November 2010 auf Schloss Parz bei Grieskirchen statt. Aufgrund der engen Glaubensverbindungen während der Reformation und Gegenreformation gab es begleitend enge Verbindungen zu Ortenburg. Im Rahmen der Landesausstellung fand in Grieskirchen die Ortenburg-Woche statt.

Ausstellung

Die oberöstereichische Landesausstellung 2010 stand unter dem Thema Renaissance und Reformation. Die Wahl fiel auf dieses Thema, da das Ausstellungsschloss Parz eines der bedeutendsten Renaissancebauten Oberösterreichs ist. Zudem wurde das Thema bis dato nie in Oberösterreich behandelt. Themen der Ausstellung waren unter anderem die Geschichte des Schlosses Parz, des Geschlechtes der Pollheimer und die Geschichte des Protestantismus in Oberösterreich und Böhmen. Zudem wurden die Enwicklungen der damaligen Zeit im Gebiet der Kunst und der Entdeckungen dargelegt.[1] Aufgrund der engen Beziehungen zwischen den Evangelischen Oberösterreichs zu Ortenburg war auch der einst von Graf Joachim 1573 gestiftete silberne Abendmahlskelch der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde als Ausstellungsgegenstand teil der Landesausstellung. Die Ausstellung wurde insgesamt von 233.270 Personen besuchten.

Eröffnungsveranstaltung

Die Delegation aus Ortenburg bei der Eröffnung der Landesausstellung im Schloss Parz bei Grieskirchen: (V.l.) Alfons Niederhofer, Bernhard Dobler, Altbürgermesister Reinhold Hoenicka, Elmar Grimbs, Brigitte Nömer, drei Darsteller aus dem Bauernkriegsdrama um Stefan Fadinger, dahinter Rainer Brey und Herr Nömer, Bürgermeister Hans Halser, Bürgermeister Franz Kieslinger (Wallern) und Walter Fuchs. Nicht im Bild Delegationsmitglied Pfarrerin Sabine Hofer. (Foto: Grimbs)

Aufgrund der engen geschichtlichen Beziehungen des Raumes Grieskirchen nach Ortenburg wurde die niederbayerische Marktgemeinde mehrfach eingebunden und durfte sich während der Ausstellung auch selbst präsentieren. Schon zur Eröffnung der Ausstellung wurde eine Delegation nach Grieskirchen gesandt. Bei der Eröffnung, welche im Hof von Schloss Parz, dem Hauptausstellungsort, stattfand, waren unter den über 1000 geladenen Gästen unter anderem, der oberösterreichische Landeshauptmann Pühringer, der katholische Linzer Bischof Ludwig Schwarz und der evangelische Superintendent von Oberösterreich, Gerold Lehner. Dabei wurden geschichtliche Zeugnisse aus der Umbruchsepoche Renaissance und der Reformation gezeigt.

Ortenburg-Woche

Historische Hintergründe

Im Rahmen der Landesausstellung konnte sich der Markt Ortenburg in Grieskirchen in einer eigenen „Ortenburg-Woche“ vom 16. Juni bis 20. Juni 2010 präsentieren. Auslöser waren die jahrhunderte alten Beziehungen aus der Reformationszeit. 1626 mussten viele Oberösterreicher aufgrund ihres protestantischen Glaubens auf Anweisung von Kaiser Ferdinand II. von Habsburg ihre Heimat verlassen. Graf Friedrich Casimir bot ihnen daraufhin Asyl in seiner reichsunmittelbaren Grafschaft an. Viele Flüchtlinge zogen weiter in die Reichsstädte Regensburg, Nürnberg und Augsburg. Einige entschieden sich aber dazu zu bleiben. Da für die viele Obdachlosen auf Dauer keine Wohnung bereit stand, überließ ihnen Graf Friedrich Casimir in dem östlich gelegenen Waldgebiet „Haiberg“ Grund und Boden, den sie roden und sich darauf ansiedeln könnten. Daraus entstanden die heutigen Ortsteile Vorderhainberg und Hinterhainberg. Die Glaubensflüchtlinge brachten auf diesem Wege mit ihren Obstbaumsetzlingen auch ihre Obstbaumkultur mit nach Ortenburg.

Während ettliche Oberösterreicher aufgrund ihres evangelischen Glaubens das Land verlassen hatten, kehrten andere zwangsbekehrt zum Katholizismus zurüch, um ihre Höfe und ihren Besitz nicht aufgeben zu müssen. Sie betrieben ihren Glauben im Geheimen und wurden deshalb als Geheimprotestanten bezeichnet. Diese machten in Zeiten der Gegenreformation regelmäßig geheime Wallfahrten nach Ortenburg, um dort evangelische Predigten zu hören und das evangelische Abendmahl zu empfangen. Dabei legten sie bis zu 80 km weite Fußwege zurück. Offiziell gaben sie an, nach Altötting zu gehen, tatsächlich marschierten sie aber nach Ortenburg. Von dort aus schmuggelten sie auch protestantische Bücher wieder mit nach Hause. die Familie Koch besetzte über vier Generationen die Pfarrstelle von Wallern, der letzte ging 1936 in Pension. Drei von ihnen wurden sogar Superintendenten in der evangelischen Kirche, eine heute mit dem evangelischen Landesbischof in Bayern vergleichbare Funktion. Gefestigt wurden die Bande zwischen Geheimprotestanten in Oberösterreich und den Evangelischen in Ortenburg zudem durch heiraten. Oft suchten junge Protestanten nach einer Braut protestantischen Glaubens in Oberösterreich.

1781 erließ Kaiser Josef II. das Toleranzpatent, wodurch die Ausübung des Protestantismus in Österreich erlaubt wurde. Dennoch blieben die Beziehungen zwischen dem Raum Grieskirchen und Ortenburg weiter intakt. Der Ortenburger Jakob Koch wurde als erster evangelischer Pfarrer nach Wallern berufen. Er war Bruder des damaligen Ortenburger Pfarrers Johann Andreas Koch.

Planung und Ausführung

Anfang Dezember 2009 kam eine Delegation aus Grieskirchen nach Ortenburg, um die Zusammenarbeit für die Landesausstellung in Oberösterreich zu besprechen. Bürgermeister Halser empfing die Abordnung und gab ihr zunächst einen Überblick über den Ort. Anschließend gab es eine Rundfahrt durch Ortenburg. Im weiteren Verlauf fand ein Treffen in der Evangelischen Realschule Ortenburg statt, wobei es eine Besprechung mit dem neugegründeten Arbeitskreis gab, der die Preäsentation der Ortenburg-Woche vorzubereiten hatte. Der Arbeitskreis untergliederte sich in „Kirchliches und Schule“, „Geschichte und Kultur“, „Kunst und Musik“ sowie „Gewerbe“. Beim Treffen wurden Gedanken und Ideen ausgetauscht. Abends gab es einen Abend der Begegnungen. Durch den Abend führte Elmar Grimbs. Direktor Klaus Engel erläuterte dabei die Geschichte Ortenburgs und erklärte, dass es einst ein Pilgerort für evangelische Christen gewesen sei. Dekanin Dr. Edda Weise wünschte, dass die alten Traditionen sich mit der Landesausstellung neu beleben würden. Die Grieskirchner Bürgermeisterin Maria Pachner präsentierte ihre Stadt als aufstrebenden Ort im Wandel, der momentan im Zeichen der größten Veranstaltung steht, die er je organisiert hat. Das anspruchsvolle Thema „Renaissance und Reformation“ solle für ein breites Publikum aufbereitet werden. Bürgermeister Franz Kieslinger und Pfarrer Andreas Hochmeier aus Wallern stellten zudem ihre Gemeinde vor.

Die Organisatoren der Ortenburg-Woche: (v.l.) Altbürgermeister Reinhold Hoenicka, Elmar Grimbs, Sabine Hofer, Heinrich Fuller, Bürgermeister Hans Halser, Inge Sickinger, Walter Fuchs, Walter Zauner, Klaus Engel und Alfons Niederhofer. (Foto: Straßer)

Organisiert wurde die Ortenburg-Woche unter der Leitung von Bürgermeister Hans Halser von der Marktgemeinde Ortenburg, den ortsässigen Schulen, den Kirchengemeinden und Vereinen. Während der Woche kam es zu Begegnungen von Schülern aus Grieskirchen und Schülern der Evangelischen Realschule Ortenburg und der Columba-Neef-Realschule Neustift. In weiterer Folge kam es zu Begenungen der Bürger. Überregionale Aufmerksamkeit fand zudem das deutsch-österreichische Wirtschaftsgespräch im Veranstaltungszentrum Manglburg unter Moderation von ORF-Redakteur Dr. Johannes Jetschgo. Dabei unterhielten sich Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Hochschulen und Kirchen über Themen wie grenzüberschreitende zusammenarbeit, gemeinsame Verkehrsplanung und soziale Verpflichtung.

Ein weiterer Höhepunkt war der Markttag auf dem Kirchplatz zu Grieskirchen. Dabei waren vor allem Weißwürste und Brezen gefragt. Dort zeigten aber auch Ortenburger Geschäftsleute und Kunsthandwerker typische Produkte ihrer Heimat, beispielsweise Mostkuchen, Honig, Most, Likör, Stickereien usw. Zugleich traten in der Grieskirchener Innenstadt Ortenburger Musikanten auf. Abends kam es in Wallern zu einer Mostverkostung. Zudem gab es im Pfarrsaal zu Grieskirchen ein Konzert mit dem Männergesangverein Unteriglbach, den Aushamer Viergesang un das Ensamble PompAdur. Zugleich präsentierte ortshistoriker Walter Fuchs die Geschichte des Ortes Bürgermeister Hans Halser zeigte sich begeistert über die rege Beteiligung der Ortenburger Bevölkerung an der Präsentation in Grieskirchen.

Im Grieskirchener Rathaus gab es zugleich eine Dauerausstellung zu Ortenburg mit dem Titel Ortenburger Häusergeschichten von Ortshistoriker Walter Fuchs zu sehen. Diese wurde im Rahmen der Ortenburg-Woche am 17. Juni 2010 feierlich eröffnet. Die Ausstellungwurde im Rahmen des Ortenburger Reformationsjubiläums 2013 im Ortenburger Rathaus erneut gezeigt.

Nachwirken

Im Juni 2011 wurde dem Ortenburger Bürgermeister Hans Halser auf Schloss Parz die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich verliehen.

Aufgrund der guten Beziehungen nach der Landesausstellung möchte der Kulturausschuss der Gemeinde Ortenburg eine zweite Partnerschaft mit der Stadt Grieskirchen aufbauen. Schließlich hatten sich nach den früheren Jahrhundertealten Beziehungen inzwischen neue Kontakte und Freundschaften entwickelt.

Literatur

Anmerkungen

  1. Beschreibung des Ausstellungskataloges

Weblinks