Säumerzug
Als Säumerzug werden die über Jahrhunderte durchgeführten Salztransporte entlang des Goldenen Steiges bezeichnet. Die Säumerzüge begannen in Passau und führten über drei Zweige zu den drei böhmischen Zielorten Prachatitz/Prachatice, Winterberg/Vimperk und Bergreichenstein/Kasperské Hory. Seinen Höhepunkt erreichte der Handel auf dem Goldenen Steig im Spätmittelalter und der Renaissance. Transportiert worden ist das Salz in Körben, Fässern und Säcken auf dem Rücken von Saumpferden, also Lastenpferden. Da die Säumerwege zum Teil nur schmale Pfade waren, gingen die Säumer zu Fuß, begleitet von einzelnen Lastenpferden.
Die Graineter und Prachatitzer Säumer (Säumerverein Grainet) führen auch heute noch jährlich Säumerzüge von Passau nach Prachatitz durch. Franz Ranftl begründete diese Tradition 1976. Zu einem Großereignis wurde der Säumerzug vom 16. Juni 2010 bis zum 26. Juni 2010 anlässlich des Jubiläums 1000 Jahre Goldener Steig. Ein internationaler Zug war von Passau nach Prachatitz unterwegs. Er bestand zunächst aus rund 15 Säumern - bis zum Wochende erhöhte sich die Zahl auf bald 50 Säumer - die mit sechs bis acht Pferden wanderten. Den Haupttross bildeten dabei die Säumer aus Grainet. Begleitet wurde der Säumer-Tross vom tschechischen Fernsehen und rund einem Dutzend Journalisten aus ganz Deutschland. Die Kosten für den Zug trug zu 70 Prozent Euregio.
2011 überschritten die Säumer zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder die Grenze von Bergreichenstein aus.
Inhaltsverzeichnis
Graineter Säumer
Die Graineter Säumer bezeichnen sich als die modernen „Nachkommen“ der einstigen Handelsreisenden. In Grainet haben sich Geschichtsbegeisterte zum Säumerverein Grainet zusammengeschlossen, der viele Veranstaltungen im Jahr mit erlebbarer Historie bereichert. Der Verein hat insgesamt 40 aktive Mitglieder. Andreas Aringer ist der Vereinsvorsitzende.
Die Graineter Säumer haben es sich zum Jubiläum 2010 zur Aufgabe gemacht, den Weg des Salzes nachzugehen und der Bevölkerung zu zeigen, wie es früher war, als die Säumer gezogen sind, wie sie durch die Dörfer kamen, wo sie Rast machten, wie sie Maut zu bezahlen hatten und wie beschwerlich doch der Weg hinein nach Prachatitz war.
Geschichte
Allein auf dem südlichen Zweig waren wöchentlich bis zu 1200 Pferde mit einer Traglast von jeweils 150 Kilogramm unterwegs. Für die Menschen entlang der Handelsroute war der Goldene Steig eine bedeutende Einkommensquelle durch den Warentransport selbst sowie durch die notwendige logistische Unterstützung der Säumer und Saumpferde.
Der Steig war aber nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein kulturelles Bindeglied und lange Zeit der verkehrsreichste Saumweg im ganzen südlichen Deutschland. Der Niedergang der Handelsverbindung kündigte sich durch den 30-Jährigen Krieg an, Anfang des 18. Jahrhunderts untersagten die Habsburger den Import bayerischen Salzes ganz.
Noch heute sind die Spuren des Goldenen Steiges an vielen Stellen im Gelände durch Hohlwege sichtbar, eigens markierte Wanderwege orientieren sich an den alten Trassen und auch die Bundesstraße 12 von Passau nach Vimperk/Winterberg verläuft in Teilen auf den Spuren des Goldenen Steiges.
Grund für die Handelsverbindung war der Salzmangel im Böhmischen Becken. Im Mittelalter war Salz unerlässlich, vor allem zur Konservierung von Lebensmitteln, deshalb wurde Salz aus dem Reichenhaller Raum von den Böhmen importiert. Mit Pletten ging es von Tittmoning und Burghausen auf der Salzach und weiter auf dem Inn bis Passau.
Programm des Jubiläumssäumerzuges 2010
- Mittwoch, 16. Juni: 8 Uhr Aufbruch von Grainet nach Oberbayern; 13 Uhr historisches Salzsieden in der alten Saline in Bad Reichenhall und Übergabe des Salzes an die Säumer; 14.15 Uhr Zug mit der Blaskapelle Grainet durch die Stadt; ab 15.30 Uhr zünftiges Säumerlager im „Bürgerbräu“.
- Donnerstag, 17. Juni: 9 Uhr symbolischer Salztransport der Säumer mit Kraxen entlang von Saalach und Salzach nach Laufen; 18 Uhr Ankunft in Laufen.
- Freitag, 18. Juni: 9.30 Uhr Abfahrt der Kraxenträger mit der Salzplette nach Tittmoning mit der Schiffergarde Oberndorf; 14 Uhr Weiterfahrt mit der Plette nach Burghausen, wo um 15 Uhr Bürgermeister Hans Steindl die Säumer erwartet und im Kurfürst-Maximilian-Gymnasium einen Empfang gibt.
- Samstag, 19. Juni: 14 Uhr Auftakt des Säumerzuges von der Ilzstadt zum Residenzplatz; 15 Uhr Ansprachen der Ehrengäste; anschließend Säumerlager am Residenzplatz bis zu deren Auszug gegen 21 Uhr.
- Sonntag, 20. Juni: Um 14 Uhr Aufbruch nach Salzweg, dort gegen 15 Uhr Empfang an der Mautstelle und Einkehr mit Säumerlager beim Gasthaus Spetzinger.
- Montag, 21. Juni: 8.30 Uhr Abmarsch nach Straßkirchen, dort gegen 9 Uhr kurze Einkehr beim „Gutsbräu“ und Weitermarsch nach Hutthurm; 11 bis 13 Uhr Mittagslager am Postplatz; um 13 Uhr weiter gen Vendelsberg, Rast am Gasthaus Veit; ab 16 Uhr weiter nach Guttenhofen und zur Bruckmühle, wo um 17 Uhr die Gemeinde Röhrnbach die Säumer empfängt; ab 18 Uhr Säumerlager in Röhrnbach an der Schule am Goldenen Steig.
- Dienstag, 22. Juni: Um 8 Uhr geht es über Kaltenstein und Dorf Hauzenberg durch den Säumergraben nach Schiefweg, wo im Säumerdorf Rast gemacht wird (gegen 10 Uhr), um dann um 11.15 Uhr mitten in Waldkirchen das Mittagslager aufzuschlagen. Station wird dann gegen 14.30 Uhr an der Böhmzwieseler Grundschule gemacht, von wo die Kinder bis nach Fürholz mitmarschieren. Dort wird gegen 17 Uhr die Maut an der Säumerherberge bezahlt und nach einem Marsch durch Fürholz das Lager aufgeschlagen, wo auch die Graineter Schulkinder vorbeischauen.
- Mittwoch, 23. Juni: Um 9 Uhr geht es nach Grainet, wo von 10 bis 11 Uhr Schulaktionstag ist, danach machen die Säumer Pause, um wohlgestärkt um 13 Uhr vom Dorfplatz hoch hinauf und über den Haidel hinunter nach Leopoldsreut zu ziehen. Um 16 Uhr geht es von dort nach Bischofsreut und um 17.45 Uhr ziehen sie dort zum „Matthiasl“ (Säumerlager).
- Donnerstag, 24. Juni: Um 9 Uhr geht es Richtung Grenzbrücke am Harlandbach und gegen 11 Uhr wird Böhmisch-Röhren (Ceske Zleby) erreicht. Nach dem Lager dort steht um 14.30 Uhr die Säumerbrücke auf dem Programm und gegen 16.30 Uhr wartet beim „Brixihof“ vor Wallern eine Begrüßungsdelegation; dann geht es hinein nach Volary, wo ab 17.30 Uhr die Säumer im Mittelpunkt stehen.
- Freitag, 25. Juni: Um 8.30 Uhr geht es über Bierbruck, Plahetschlag und Christlschlag (Pause gegen 11 Uhr) nach Pfefferschlag (Sedlo Libin). Und dann wartet die letzte Etappe, bis um 16 Uhr Prachatitz erreicht ist. Die Gruppe wird empfangen und sie schlägt das Lager im „Parkan“ auf.
- Samstag, 26. Juni: Das Fest des Goldenen Steiges wird in Prachatitz gefeiert - und um 10 Uhr stehen dabei beim Festzug die Handlungsreisenden von einst, die säumenden Gäste aus Grainet, im Mittelpunkt.
Siehe auch
Literatur
- Reinhold Steiml: 2010 - Das Jahr der Graineter Säumer. In: Passauer Neue Presse vom 9. Juni 2010 (S. 29)
- Redaktion: Der Goldene Steig beginnt am Residenzplatz. In: Passauer Neue Presse vom 16. Juni 2010 (S. 18)
- Theresia Wildfeuer: Salzweger feiern mit den Säumern am Salzweg. In: Passauer Neue Presse vom 17. Juni 2010 (S. 23)
- Mirja-Leena Klein: Säumer holen Salz aus Bad Reichenhall. In: Passauer Neue Presse vom 18. Juni 2010 (S. 13)
- PNP: Goldener Steig beginnt am Residenzplatz. In: Passauer Neue Presse vom 18. Juni 2010 (S. 28)
- PNP: Wie vor 1000 Jahren: Säumerzug von Passau nach Prachatice. In: Passauer Neue Presse vom 18. Juni 2010 (S. 22)
- PNP: Das große Fest der Säumer. In: Passauer Neue Presse vom 19. Juni 2010 (S. 15)
- Stephan Hörhammer: Salz-Säumer lassen Goldenen Steig wieder aufleben. In: Passauer Neue Presse vom 21. Juni 2010 (S. 16)
- Wolfgang Lampelsdorfer: Mit Ross, Wagen und Salz auf den langen Marsch. In: Passauer Neue Presse vom 21. Juni 2010 (S. 17)
- Josef Heisl: Die Säumer sind in Salzweg angekommen. In: Passauer Neue Presse vom 21. Juni 2010 (S. 23)
- Rainer Wetzl: Der Weg des weißen Goldes. In: Passauer Neue Presse vom 21. Juni 2010 (S. 23)
- Josef Heisl: Der älteste Marschierer kommt aus Salzweg. In: Passauer Neue Presse vom 22. Juni 2010 (S. 21)
- Reinhold Steiml: Ein rotes Herz in Granit für die Säumer. In: Passauer Neue Presse vom 23. Juni 2010 (S. 27)
- Reinhold Steiml: „Herr Säumer, Herr Säumer – Grüaß Di Gott!“ In: Passauer Neue Presse vom 23. Juni 2010 (S. 27)
- Mirja-Leena Klein: „Die Rösser sind das Beste!“ In: Passauer Neue Presse vom 24. Juni 2010 (S. 30)
- Mirja-Leena Klein: Das war die bisher härteste Säumer-Etappe. In: Passauer Neue Presse vom 25. Juni 2010 (S. 24)
- Caroline Strang: Im Tempo der Säumerpferde. In: Passauer Neue Presse vom 25. Juni 2010 (S. 11)
- Reinhold Steiml: Säumer in Prachatitz - Tausende jubeln ihnen zu In: Passauer Neue Presse vom 28. Juni 2010 (S. 15)
- Reinhold Steiml: Jubel über die Säumer - und dann Pop aus Prag In: Passauer Neue Presse vom 28. Juni 2010 (S. 26)
- Mirja-Leena Klein: Die Säumer als touristische Marke. In: Passauer Neue Presse vom 9. Juli 2010 (S. 13)
- Florian Duschl: Auf dem Steig kehrt neues Leben ein. In: Passauer Neue Presse vom 16. Juli 2010 (S. 30)
- PNP: Die Säumer sind über den Berg. In: Passauer Neue Presse vom 11. Juni 2011 (S. 21)
- Hermann Haydn: Der erste neue Säumer von Grafenau. In: Passauer Neue Presse vom 08. Juni 2011 (S. 21)
- Florian Duschl: Andreas Aringer der neue "Ober-Säumer". In: Passauer Neue Presse vom 13. Juli 2011 (S. 31)