Sebastianibrunnen (Landau)

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Der Sebastianibrunnen im Jahr 1907
Der Sebastianibrunnen im Juni 1941.
Der Sebastianibrunnen im Jahr 2009.

Der Sebastianibrunnen ist ein geschichtsträchtiger Brunnen am gleichnamigen Platz in Landau an der Isar.

Geschichte

Als Kinderspielplatz

In der Zeit vor 1945 gab es in Landau an der Isar noch keine Kinderspielplätze. Den Kindern der unteren Stadt machte das wenig aus, gab es doch in den nahe liegenden Isarauen, am Mühlbach und auch am Sebastianiplatz genügend Möglichkeiten zum Spiele erfinden und Gaudi machen. Ältere Generationen erzählen von einer Zeit, in der Anlieger nicht gleich schimpften, wenn Kinder lärmten, selbst in der Nacht gehörten laute Späße von Erwachsenen zum Alltäglichen.

Die Kinder wussten es schon lange, dass man sich an heißen Sommertagen im Brunnenwasser vor der Haustüre herrlich abkühlen konnte. Niemand schimpfte, wenn sie am Brunnenkorb hoch kraxelten und schreiend und Wasser spritzend sich im Brunnen austobten. Ein bisserl aufregend muss es schon gewesen sein, denn im Brunnenwasser waren durchaus kleine Fische und Blutegel. Die Buben hatten da schon riskantere Ideen. Es verlangte viel Mut und man wuchs im Ansehen, wenn man es schaffte, zum Sebastian hochzuklettern. Spannend für alle Unterstadtler waren in den Sommermonaten die Tage, in denen die Bauern am Brunnen mit ihren Fuhrwerken eine Rastpause einlegten. Bevor die Bauern der Oberen Stadt und der Baama (Baumann) vom Kloster mit ihren voll beladenen Wägen den steilen Stadtberg angingen, mussten die Tiere getränkt und, wenn nötig, auch noch ein zusätzliches Tier vorgespannt werden.

Unterschriftensammlung fürs Brunnenwasser

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges machte der Brunnen wegen fehlendem Wasser seinem Namen keine Ehre mehr. Die Anwohner vom Sebastianiplatz waren von geduldiger Natur, aber eines Tages hatten sie es ganz einfach satt, dass mitten auf dem Platz ein Brunnen stand, der schon längere Zeit kein Tröpfchen Wasser mehr gesehen hatte. Im Frühjahr 1953 sollte der Stadtrat durch eine Unterschriftensammlung unter Druck gesetzt werden. Der geeignete Mann für dieses Unternehmen schien Notariatssekretär Franz Weigl zu sein. Ebenfalls am Sebastianiplatz ansässig, nahm sich Franz Weigl der Sache an. Von Berufswegen im Schreiben geübt, verfasst er am 27. April 1953 im Namen der Unterstadtler ein freundliches Gesuch an die Stadt, in dem die Unterzeichneten den Stadtrat ersuchen, die Wasserleitung zum Sebastianibrunnen reparieren zu lassen. Wenn schon Brunnen, der wahrscheinlich sogar unter Denkmalschutz steht, dann sollte auch Wasser darin vorhanden sein, außerdem können Tiere bei dem Brunnen dann getränkt werden. Elf Anwohner, meist Geschäftsleute wie Dora Haug, Georg Neumeier (Vilsmeier), Richard Ammann und Josef Fischer unterschreiben das Gesuch.

Bereits am 11. Mai 1953 geht nach Beschluss des Stadtrates der Auftrag an die Stadtwerke, für den Kostenaufwand von 120 DM den Anschluss des Sebastianibrunnens an das Rohrnetz durchzuführen.

Spendenaktion

Bereits 1962 konnte die Instandsetzung des Brunnens, wie auch die Vergoldung der Sebastianfigur mit einer Spendenaktion durchgeführt werden. Ihre Liebe zu den alten Brunnen ließen sich die Landauer schon immer etwas kosten. Vom Marienbrunnen wissen wir, dass das Aufstellen der Mariensäule 1892 und ebenso deren Neugestaltung 1972 mit Spendengeldern finanziert wurden. Im Juni 2009 sind die Marienstatue und Sebastian golden glänzend auf ihre Säulen zurückgekehrt, auch das konnte wiederum mit gespendeten Geldern ermöglicht werden.

Das Ehepaar Stubenvoll wohnte längere Zeit in unmittelbarer Nähe des Sebastianibrunnens. Von ihrer Wohnung beim Fischer-Wirt und später vom gegenüberliegenden Geschäftshaus Lamhofer aus hatten sie tagein tagaus den schlechten Zustand des Brunnens vor Augen. Dazu kam, dass Frau Stubenvoll als Tochter des Lehrers und Ehrenbürgers Matth. Deindl mit heimatgeschichtlichen Interesse geimpft, den erbärmlichen Zustand des Brunnens nicht länger hinnehmen wollte. Zusammen mit ihrem Mann startete sie im August 1962 eine Spendenaktion. Wie aus vorhandenen Schriftstücken herauszulesen ist, war Lina Stubenvoll sowohl die Aktive beim Sammeln wie auch in der Kontaktaufnahme zum Bürgermeister.

Ein glücklicher Umstand brachte Lina Stubenvoll einen beachtlichen Betrag ein. Dora Haug, zum damaligen Zeitpunkt erste Vorsitzende des Frauen- und Müttervereins, wollte als Anwohnerin ebenso die dringend notwendige Renovierung von Brunnen, Säule und Sebastianfigur. In Absprache mit der Vorstandschaft stellte der Verein den beachtlichen Betrag von 600 Mark zur Verfügung.

Das Ehepaar Stubenvoll musste sich weiter um Spenden bemühen. Aus dem am 15. August 1962 erstellten Kostenangebot von Josef Klosok, einem in Landau ansässigen Dekorations- und Kirchenmaler, ist zu entnehmen, dass Entrosten und Vergolden der Sebastianfigur, Entrosten und Streichen der Säule sowie Streichen des Brunnenkorbes und der Stufen mit wetterfester Farbe den Gesamtbetrag von 1.460 Mark ergeben.

Als 1.000 Mark Spendengelder zusammengetragen waren, schien es nicht mehr vorwärts zu gehen. Frau Stubenvoll sprach am 23. August bei Bürgermeister Habersbrunner vor mit der Bitte ob die Stadt sich nicht an den Kosten für die Instandsetzung beteiligen könnte, auch machte sie den Vorschlag, ob man den Förderverein nicht wegen der Spendenaktion ansprechen sollte. Es kam aber dann doch eine Wende, denn aus einem Aktenvermerk vom 29. August 1962 erfahren wir: „Frau Stubenvoll hat heute Folgendes erklärt: Für den Gesamtbetrag der Instandsetzung des Sebastianibrunnens von 1.460 Mark stehen bereits 1.315 Mark zur Verfügung. Es bleibt somit ein Restbetrag von nur 145 Mark. Laut Unterlagen übernahm die Stadt den Restbetrag. Noch am gleichen Tag gehen Dankadressen an das Ehepaar Stubenvoll und Dora Haug, unterzeichnet vom 2. Bürgermeister Hans Kick.

Literatur