Sesselfabrik Frauenau

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Der Abrissbagger frisst sich durch die Wände und durch den imposanten Dachstuhl der Sesselfabrik. Das Bild entstand am frühen Nachmittag des 30. September 2015. (Foto: Hackl)
Dieses idyllische Bild ist Vergangenheit: Nur noch die Stallungen links werden nach dem Ende der Abbrucharbeiten der Sesselfabrik übrig bleiben. (Fotos: Haller)

Die Sesselfabrik Frauenau war ein markantes Gebäude im Ortsteil Oberfrauenau der Gemeinde Frauenau im Landkreis Regen.

Geschichte

Reichsrat Georg Benedikt II. Poschinger von Frauenau errichtete 1877 an der Stelle des heutigen Forsthauses eine Sesselfabrik, die 1886 abbrannte. Da sich die Sessel europaweit sehr gut verkaufen ließen, erbaute Poschinger 1887 auf dem heutigen Standplatz eine neue Sesselfabrik von sechzig Metern Länge.

Die reichen Buchenwälder des Glashüttengutes bildeten die Grundlage für den Betrieb der Fabrik. Eine große Dampfmaschine lieferte die Energie für Sägen, Spaltmaschinen und Pressen. Die Stühle wurden nach dem Patent von Michael Thonet gefertigt, das es erlaubte, das Holz zu biegen statt zu zerschneiden.

Die Sesselproduktion endete abrupt mit dem plötzlichen Tod von Georg Benedikt II. von Poschinger im Jahr 1900. Nach Stilllegung der Fabrik wurde das Gebäude entkernt und umgebaut, so dass 16 Wohnungen entstanden. In den beiden Weltkriegen war das Gebäude vorübergehend Gefangenenlager, auch der Reichsarbeitsdienst war hier einige Zeit untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten Vertriebene, die bei Poschinger Arbeit fanden, im Haus Wohnungen. Um 1960 war die ehemalige Sesselfabrik das erste Haus in Oberfrauenau mit fließendem Wasser. Im Keller war ein großes Waschhaus, wo die 16 Familien zu festgelegter Zeit ihre Wäsche waschen konnten.

Bei der Schneekatastrophe im Jahr 2006 musste das Gebäude evakuiert werden. Danach war es nicht mehr bewohnbar. Anfang Juli 2015 wurden bei einem Gewittersturm mehrere Ziegel vom Dach geweht. Wenige Tage später, als ein großer Haufen Holz verbrannt wurde, landeten Funken auf dem Dach und verursachten einen Brandschaden. So entschloss sich Gutsherr Benedikt von Poschinger im September 2015, das baufällige Gebäude abreißen zu lassen.

Literatur