Wallfahrtskapelle St. Wolfindis (Reisbach)

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Die Wallfahrtskapelle St. Wolfindis ist eine 1816 erbaute klassizistische Wallfahrtskapelle am östlichen Ortsrand von Reisbach.

Die heilige Wolfsindis

Wolfsindis wird vielfach als Heilige Niederbayerns sowie Schutzpatronin des Marktes Reisbach und des Vilstales verehrt. Wenn auch die Daten über ihre Geburt, ihre Herkunft und ihren Tod nicht nachweisbar schriftlich überliefert sind, so erscheint ihre geschichtliche Existenz als absolut gesichert. Mehrere Quellen bezeugen sie.

Zahlreiche Votivtafeln im Inneren der Kapelle zeugen von der Hilfe der Heiligen. Foto:Spiegl

Zum ersten Mal wird eine Wolfsindis im Jahr 739 in einem Totenkalender des Klosters Wessobrunn erwähnt. Ferner schrieb der Abt Benedikt von Wessobrunn (935-943) in einem Nekrolog: „Das Fest der heiligen Jungfrau und Märtyrerin (Wolfsindis) wird immer gefeiert am vierten der Nonen des Septembers.“ (2. September). Sie gehört zu den „ältesten bayerischen Glaubenszeugen“ (J. Oswald). Über den Tod der Wolfsindis gibt es hingegen zwei Nachrichten: Die eine besagt, dass Wolfsindis von ihrem eigenen Vater, einem Gaugrafen von Warth, wegen des Glaubens an Christus zu Tode geschleift worden sei, die andere berichtet, ein Freier hätte sie zu Tode geschleift, weil sie ihre Jungfräulichkeit verteidigt hätte. In einer Aufzeichnung aus dem 19. Jahrhundert wird festgehalten, Wolfsindis sei im Zusammenhang mit einer Verfolgung der Katholiken durch die Arianer ums Leben gekommen.

Kapellenbau

An der Stelle des Martyriums soll eine Quelle entsprungen sein. Bis heute ist Wolfsindis Namenspatronin von Frauen und Mädchen im Raume Reisbach im Bistum Passau. 1761 wurde an ihrer Quelle, dem in Reisbach als heilkräftig bekannten »Fieberbrünnl«, eine Kreuzsäule errichtet, auf der das Bildnis der Heiligen zu sehen war. 1816 kam es dann zum Bau einer Kapelle für die Wallfahrer, welche 1822 durch Weihbischof Streber eingeweiht wurde. Die Quelle, welche in den Schleifmühlbach mündet, entsprang unter dem Hochaltar. Bis heute wird dem Wasser Heilkraft, vor allem für Augenleiden, zugeschrieben. Die Verehrung als Heilige und Märtyrerin ist erstmals im 12. Jahrhundert belegt. Im 18. Jahrhundert blühte der Kult auf, das Verbot einer Wallfahrt hatte indes keine Wirkung, ehe schließlich erst im 19. Jahrhundert ihre Legende aufgezeichnet wurde. Die angeblichen Gebeine der Wolfsindis, ursprünglich in der Reisbacher Pfarrkirche aufbewahrt, sollen in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verloren gegangen sein. Geschichte und Historie hin oder her - die Reisbacher schätzen und verehren „ihre“ St. Wolfsindis.

Wallfahrt

So wird alljährlich am 2. September in der Kapelle eine Messe gefeiert und am Sonntag darauf findet eine Bittprozession statt. In der Kapelle finden sich zahlreiche Votivtafeln, die von Heilungen berichten und danken. Schreitet man die Stufen hinauf zur kleinen Kapelle oberhalb des Baches, vermag man fast zu fühlen, das dieser Ort ein ganz besonderer ist. In der Kunst wird die Heilige vielfach dargestellt als Jungfrau mit Krone und Palme als Zeichen ihres Martyriums. Meist trägt sie auch noch einen Wasserkrug. Berühmt ist zudem die als ihre älteste Holzskulptur bekannte Darstellung aus der Zeit um 1515 in der Kirche St. Martin in Dirnaich.

Jubiläum

Das Wochenende vom 3. bis 5. September 2010 stand im Zeichen der Feierlichkeiten für Sankt Wolfsindis, für Erzengel Sankt Michael und der urkundlichen Erwähnung Reisbachs vor 1250 Jahren. Am Sonntag, den 5. September 2010, der zugleich nach dem Todes- und Gedenktag der hl. Wolfsindis am 2. September, mit der Wolfsindisprozession sowie einem Festgottesdienst mit Abt em. Dr. Christian Schütz aus Schweiklberg einhergehen wird, besannen sich Bürger auch auf diese besonderen Jubiläen im großen Feierjahr der Gemeinde.

Literatur

Weblinks