Wasservogelspiel

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Im Markt Wurmannsquick fanden in den Jahren 1921 und 1953 sogenannte Wasservogelspiele statt. Diese dem Gründer der Ortschaft gewidmeten Festspiele wurden mit großem Aufwand von Reitern und Laienschauspielern der Marktgemeinde und umliegender Ortschaften einem breiten und von weither angereisten Puplikum vorgeführt.

Bildausschnitt mit den Darstellern der ersten Wasservogelspiele im Jahr 1921

Zum Willkommensgruß

Die im festlichen Schmuck prangende Gemeinde Wurmannsquick, die zu den ältesten des Landkreises Eggenfelden zählt, freut slch auf den Besuch zahlreicher Gäste aus nah und fern, die gleich den hießigen Marktbewohnern gleich der Schnellebigkeit unserer Tage noch Herz und Gemüt bewahrt haben und rückschauend sich auch einmal der Vergangenheit besinnen. Dies ist der tiefere Grund, warum sich die Gemeinde entschloß, die Tradition in Form eines historischen Schaufpieles wieder aufleben zu lassen.

Seit Monaten bis ins Kleinste durchdacht und mit neuem Geiste beseelt, haben sich eine Vielzahl von Idealisten ehrenamtlich zur Verfügung gestellt, um Wurmannsquick aus der Lethargie des Alltags herauszuheben und zum Mittelpunkt einer Großveranstaltung werden zu lassen.

Möge jedem Festbesucher duch die Aufführung des "Wasservogels" ein Schimmer altbayerischer Marktgeschichte vermittelt werden, dann dürfte das gesteckte Ziel - die Fortsetzung einer tausendjährigen Tradition des Marktes Wurmannsquick, erreicht sein.

Einen prachtvollen Verlauf bei sommerlich schönem Wetter wünschen alle Marktbewohnern ihren Gästen!

Titelbild der gedruckten Festschrift aus dem Jahr 1953, gezeichnet von Rudi Griebl

Die Entstehung des Wasservogels

Es gibt nicht leicht einen Marktflecken der sich eines so hohen Alters rühmen könnte, wie unser Wurmannsquick. Die Urkunden über Entstehung unseres Marktes sind freilich durch den Schwedenkrieg zugrunde gegangen, doch Sage und Überlieferung melden darüber ganz Interessantes: Der bayerische Markgraf Luitpold hatte einen tapferen Söldnerführer namens Purmann oder Wurmann, welcher grau geworden, in den Kämpfen mit den Mähren und Ungarn, nach der unglücklichen Schlacht bei Preßburg und dem dort erfolgten Tode seines Feldherrn sich am hiesigen hochgelegenen Orte mit seinen Mannen niederließ. Daher findet sich in den ältesten Zeiten der Name Purmannsgwippe (d. h. zum Gewege des Purmann), welcher Name sich im Laufe der Jahrhunderte in Wurmannsweick und zuletzt bis zum heutigen Wurmannsquick umgestaltete.

Als im Jahre 913 die Ungarn aufs neue in Bayern einfielen, um sich vom Herzog Arnulph den schuldigen Tribut zu holen, da rief der Bayernherzog wiederum den tapferen Purmann samt seinen Mannen zu Hilfe, der wie einst dem Vater Luitpold so auch dem Sohne treue Kampfgenossenschaft geschworen hatte. Er nahm seine Reisigen zu sich und eilte von hier nach Ötting, wo er auf dem sogenannten Mordfelde die schreckliche Schlacht mitkämpfte und den blutigen Sieg miterrang.

Nach dieser Niederlage der Ungarn erhielt Purmann zugleich den Befehl, die Reste der Feinde vollends zu vertilgen. Diese hatten sich teils in die Gegend von Mitterskirchen, Pleiskirchen und Wurmannsquick geflüchtet, dortselbst ihre Räubereien fortgesetzt, teils sich in den Sümpfen und Niederungen des Inntales versteckt wie Wasservögel. Und gerade auf die letzteren machte Purmann mit seinen Gesellen lustige Jagd, umzingelte den Rest in einem Bauerngehöfte, nahm den Anführer gefangen und kehrte ruhmbedeckt mit seinen Knechten und dem Kopf des Ungarnführers siegreich zurück.

Herzog Arnulph belehnte den alten Helden mit dem umliegenden Lande und Leuten, sowie mit der Gerichtshoheit über dieselben. Auch das Wappen mit dem Lindwurm stammt aus jener Zeit, da der Landesherr damit eine besondere Anerkennung verband. Purmann gab seinerseits seinen treuen Kampfgenossen Grund und Boden, die dann um des Purmanns Burg sich ansiedelten und so den hiesigen Markt gründeten.

Daß diese sagenhaften Aufzeichnungen nicht so ganz Legende sind, geht schon aus dem Namen Wurmannsquick hervor, der sich geschichtlich genau auf den alten Helden Purmann zurückführen läßt. Ferner begehen die hiesigen Bürger, gleichsam als Nachkommen von Purmanns Mannen seit Jahrhunderten "den Wasservogel", der sich doch nur aus Begebenheiten der letzten Ungarnkämpfe erklären läßt. Woher dieses Festspiel, wenn es nicht irgend einen historischen Hintergrund hätte? Überdies bestand hier, wie die Akten nachweisen, seit den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1784 ein Hochgericht, an dem die Verbrecher gefoltert, gerädert und gehängt wurden und zwar erstreckte sich diese Gerichtsbarkeit, wie die aufgezeichneten Namen von Hingerichteten besagen, auf die nähere und weitere Umgebung, so von Hirschhorn, Eggenfelden, Winhöring, Reicheneibach, Gangkofen. Von dieser einstigen Macht und Bedeutung ist nichts mehr übrig geblieben als das Festspiel "Der Wasservogel".

Verantwortliche Ausschüsse für das Festspiel 1953

Festausschuß: Franz Rauschecker (Bürgermeister), Ludwig Watzinger, Alois Henghuber (Markt), Alois Henghuber (Schilling), Ludwig Weinzierl, Johann Maier, gesamter Gemeinderat

Spiel- und Organisation: Josef Griebl (Regie), Alois Loibl (Regie), Alois Henghuber, Josef Ecker, Franz Haas, Ludwig Lohmer, Josef Reff, Anton Mitterer

Propaganda und Organisation: Karl Dirnberger, Heinrich Senzel, Inno Obermeier, Elisabeth Auerhammer

Verkehr: J. Berglehner (Kommiss. d. Landpolizei), Franz Kindermann, Albert Kohlhofer, Franz Koch, Josef Schemmer, Rupert Rotheneichner (Schilling)

Finanz: Bernhard Goemmel, Willi Buchauer, Josef Hierl

Requisiten, Bauten, Dekoration, Quartiere: L. Watzinger, A. Mitterer, F. Haas, Joh. Maier

Requisiten Beratung: Kreisbaumeister Schweiger (Eggenfelden)

Lautsprecheranlage: H. Senzel (Wurmannsquick)

Mikrofon: K. Dirnberger

Personen und Darsteller im Festspiel 1953

Purmann, Herr v. Purmannsgewippe und Anführer: Alois Henghuber (Schilling)

Thello, dessen Burgvogel: Alois Loibl (Wurmannsquick)

Hinko v. Hickerstall, Unterführer des Purmann: Alois Henghuber (Wurmannsquick)

Eckar v. Puttenberg, Unterführer des Purmann: Sebastian Gobmeier (Wurmannsquick)

Rapod v. Kirchstetten, Unterführer des Purmann: Josef Riedl (Wurmannsquick)

Gerun V. Guppenberg, Unterführer des Purmann: Josef Huber (Grafing)

Adilo v. Perach, Abgesandter des Bayernherzogs: Ludwig Reiterer (Reut)

Richold v. Illenberg, Abgesandter des Bayernherzogs: Friedrich Schweikl (Obertürken)

Hartwich v. Leonberg, Abgesandter des Bayernherzogs: Alois Schropp (Wurmannsquick)

Ein Verbindungsoffizier: Otto Huber (Putting)

Botho v. Schilling, ein freier Bauer: Ludwig Watzinger (Wurmannsquick)

Ditmar, der Henker: Xaver Kainz (Wurmannsquick)

seine Gesellen: Konrad Krutzenbichler (Wurmannsquick), Peter Saliter (Wurmannsquick)

Etzelino, Ungarnanführer: Josef Reff (Wurmannsquick)

Reiterei und Fußvolk des Purmann

Reiterei und Fußvolk des Etzelino

Zeit der Handlung: 913

Ort der Handlung: Wurmannsquick und Umgebung

Literatur

  • Festschrift des Propagandaausschusses für die Wasservogelspiele von 15.-16. August 1953