Augusta Winkler

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Augusta Winkler.

Augusta Winkler, geborene von Kiesling, (* 2. Februar 1824 in Kirchberg; † 15. März 1871) war eine tüchtige Köchin und gilt als die Erfinderin des Büchlsteiner-Eintopfgerichtes.

Leben und Wirken

Augusta von Kiesling wurde am 2. Februar 1824 im Amthof in Kirchberg als Tochter des Rabensteiner Gutsherrn Wolfgang-Kajetan von Kiesling und seiner Frau Anna geboren. Heute gilt Augusta Winkler als die Erfinderin des Büchlsteiner-Eintopfgerichtes. In der Kieslingschen Familien-Chronik ist folgende Geschichte festgehalten: „Im Jahre 1839 beschloss der Landrichter Benno Storlein von Grafenau seinen Namen im Kreise einer Schar von Freunden auf dem Büchlstein, einer der Randberge des Bayerischen Waldes, zu feiern. Er meldete seine Absicht beim Gastwirt Winkler im nahe gelegenen Grattersdorf an. Er trug ihm auf, er möge für die Einnahme von Speise und Trank auf dem Berggipfel Sorge tragen. Da ihm das Essen dort sehr schmeckte, beschloss er diese Reise jährlich zu wiederholen. 1848 heiratete Augusta Kiesling Ferdinand Winkler, den Wirt in Grattersdorf. Im selben Jahr setzte die tüchtige Wirtin Augusta, welche eine weltberühmte Köchin war, ihre ganze Erfahrung im Zubereiten von Speisen ein. Sie erfand ein neues Gericht, eben das inzwischen so berühmte „Büchelsteiner“.

Dieser Eintopf wurde zu der Gesellschaft auf den Büchelstein getragen und serviert. Da das Gericht noch keinen Namen hatte, wurde es kurzum nach diesem Berg benannt.

Augusta führte zusammen mit ihrem Mann das Gasthaus Pius (heutige Pius-Apotheke am Stadtplatz) in Regen, ehe sie das Gasthaus in Grattersdorf erbten. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass das Rezept für den Pichelsteinereintopf aus Regen stammt.

Das Grab von Augusta Winkler befindet sich an der Kirchenmauer des Friedhofs von Grattersdorf. Der Grabstein und die Grabplatte, versehen mit dem Wappen der Kieslings von Rabenstein, steht in ihrer Grattersdorfer Wirkungsstätte, dem Gasthaus. Die Aufschrift lautet:

„ZUM FROMMEN ANDENKEN / an die Hochwohgebornen Frau / Augusta Winkler / geborne von Kiesling, gewesene Gast und Tafern- / wirthin in Grattersdorf, welche nach empfangenen / heiligen Sterbsakramenten am 15ten März 1871 / in 48ten Lebensjahre in den Herrn entschlafen ist. / Sie ruhe in Frieden! / Sie erfand 1847 das Büchelsteiner. / R. I. P.“

Das „Büchelsteiner“-Rezept

Das Original-Rezept von Augusta von Kiesling lautet wie folgt: „Man muss behutsam alle Zutaten herrichten, wie Erdäpfel, recht frisch und keine ausgewachsene, geschnittene Gelbe Rüben, Petersilbuschen, fein geschnitten, Zwiebel und scharfe Gewürze und die Hauptsache: dreierlei Fleisch vom getöteten Kalb, Schwein und Ochs, aber nur von gesunden Tieren. In einem Tiegel oder Kasserol gibt man frischen Rindernierentalg, nicht zu wenig. Dann kommt eine grüne Lage. Darein gibt man eine Lage weiße Sach, als Kartoffeln, geviertelt, dann eine Schicht abgewürztes Fleisch, das über die Quere in halbfingerdicke Scheiben geschnitten ist. Dann kommt eine grüne Lage. Wieder Kartoffeln, eine Schicht Fleisch, Grünzeug allerlei. So tue man lagweis fort, bis der Hafen voll ist. Nach jeder Einlag Pfeffer und Salz hineintuhen, sonst könnt ihr es nicht essen. Obendrauf Kartoffelschnitz und Rindermark zuschlichten nicht vergessen. Vergesst auch nicht eine Schale Brühe aufzugießen, sonst brandelt euch alles an. Lasst es zwo Stund ganz langsam dünsten, deckt es zu, dass der Dampf und der Saft der gute, nicht auskann“.

Dieses schmackhafte Gericht veranlasste 26 Jahre später vier wichtige Bürger von Regen nach der Kirchweihe beim Hofwirt einzukehren und gemeinsam ihr „Büchelsteiner“ zu genießen. Einer von ihnen war der Bürgermeister Josef Hüttinger, der zusammen mit Xaver Sedlmayer, Peter Biller und Michael Loibl beschloss, ein „Grundbuch für die Gesellschaft der Büchelsteiner in Regen“ anzulegen. Der Wirt Anton Winter spendete diese Chronik. In ihr wurde festgehalten, dass am Kirchweihmontag 1874 im Postkeller das erste Pichelsteinerfest stattfand. Das Pichelsteinerfest in Regen am letzten Wochenende im Juli ist heute das größte Volksfest im Bayerischen Wald.

Unabhängig davon wird Anfang August in Kerschbaum bei Grattersdorf das Büchelsteiner Fest mit dem Büchelsteiner Essen begangen.

Literatur

  • PNP: Vor 170 Jahren erfand eine geborene Kirchbergerin den „Büchlsteiner“. In: Passauer Neue Presse vom 28. Juli 2009 (S. 20)
  • Max Peinkofer: Büchelsteinerfest und Büchelsteinerfleisch, in: Der Brunnkorb, Verlag Passavia, Passau 1977, ISBN 3-87616-060-X
  • Thomas Weber: 700 Jahre Rabenstein. Schlossgeister - Wandernde Altäre - und der Waldprophet Stormberger, 2011