Aussichtsturm am Schellenberg

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
So sollte der gemauerte Aussichtsturm aussehen.

Einen Aussichtsturm am Schellenberg bei Simbach am Inn gibt es nicht, auch wenn er in manchen Karten so vermerkt ist: Der Aussichtsturm am Schellenberg ist nur ein Schwammerl auf einem bescheidenen Erdhügel. Hohe Bäume versperren den erhofften Rundblick übers Isar-Inn-Hügelland und das Inntal bis hin zur mächtigen Alpenkette. Dabei gab es bereits vor über 100 Jahren konkrete Pläne durch den Alpenverein Simbach-Braunau, dort einen soliden Turm aus Stein zu errichten.

Lage

Ganz oben, am höchsten Punkt zwischen Bayerischem Wald und Alpenvorland, auf exakt 549 Metern über dem Meeresspiegel, erstreckt sich ein weitläufiges Waldgebiet. Eine Aussichtsplattform wäre natürlich das i-Tüpfelchen für die ohnehin bereits sehr attraktive Ausflugsregion.

Geschichte

Der erste Signalturm entstand 1801 im Auftrag von Kaiser Napoleon I. durch französische Ingenieure. Es ging damals darum, eine militärtopographische Karte von Bayern zu erstellen. Napoleon Bonaparte selbst soll den Turm im Jahr 1805 bestiegen haben. Kurz darauf zerstörten österreichische Soldaten das Bauwerk. In der Folgezeit entstanden weitere Masten und Türme am Schellenberg. Keinem von ihnen war eine lange Lebenszeit beschieden. Der letzte Vermessungsturm 1979 war ein zerlegbares Stahlrohrgerüst, das gleich nach Beendigung der Arbeiten wieder weg kam.

Am 17. April 1887 gründete man die Sektion Braunau-Simbach des Alpenvereins. Dessen erster Vorsitzender, Karl Rutschmann aus Braunau, hatte die Idee, auf dem Schellenberg einen touristischen Aussichtsturm zu errichten. Die Idee fand zahlreiche Anhänger. 1894 bildete sich ein Turmbau-Ausschuss, der die nötigen Gelder für den Turm sammeln sollte. Im Dezember 1912 standen offenbar bereits 2000 österreichische Kronen zur Verfügung. Die bayerische Katasterbehörde hatte einen Zuschuss von 3.000 Mark in Aussicht gestellt. Alles war bereit, um im Jahr 1914 mit dem Bau zu beginnen. Der solide gemauerte Turm sollte den Namen des bayerischen Königs Ludwig erhalten.

Doch dann kam der erste Weltkrieg und die Sache lag auf Eis. Das angesparte Kapital war quasi auf einem Braunauer Konto eingefroren und verlor dort mit dem Sinken der Krone sowie der Inflation in Österreich zunehmend an Wert. Damit das Geld nicht vollends flöten ging, tätigte man eine schnelle Investition: Der Verein kaufte sich im Januar 1921 einen „Lichtbilder-Apparat“ mit einem vortrefflichen Zeiß-Objektiv.

Turmbau-Pläne flammten noch einmal im Jahr 1937 zum 50-jährigen Vereinsjubiläum auf. Von Seiten der Stadt war aber kein Geld zu erwarten. Immerhin hatte man bereits einen Namen für das Bauwerk: Adolf-Hitler-Warte. Lange warten aber musste man nicht, dann kam wieder ein Krieg und mit ihm erlosch endgültig der Traum des Alpenvereins.

Literatur