Gulden Straß

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Säumerfest in Grafenau: Einzug der Säumer
Diese Säumer-Skulptur in Eging am See erinnert an die Säumer auf der Gulden Straß.

Die Gulden Straß war ein Handelsweg von Passau und Vilshofen nach Bergreichenstein in Böhmen. Die Gulden Straß bildete das bayerische Gegenstück zum Goldenen Steig des Hochstifts Passau.

Geschichte

Ursprünge

Der Salzhandel aus dem Herzogtum Bayern in das salzlose Böhmen bestand vermutlich seit dem 14. Jahrhundert. 1356 schenkte Kaiser Karl IV. dem Bauern Heintzlin von Rotsaifen bei Bergreichenstein 64 Joch Grund für die Auffindung einer neuen Straße, die der Kaiser in Richtung Passau und Bayern bauen ließ.

1532 wird der Saumweg in einem Bericht des damals bayerischen Schärding, wo die Schiffe aus den bayerischen Salinen abluden, als „Pueterstrassen“ (Butterstraße) und „Puter gulden Strassen“ erstmals erwähnt. In einer Bittschrift des Rates der Stadt Grafenau aus dem Jahr 1572 wird er als „recht uralt gulden Straß“ bezeichnet.

Wiederaufschwung und Ende

Im 15. und 16. Jahrhundert, als Grafenau unter Plünderungen und Stadtbränden litt, verlor die Gulden Straß an Bedeutung. Um 1560 richteten jedoch die Bürgermeister von Vilshofen an der Donau und Grafenau ein Gesuch an Herzog Wilhelm V. von Bayern, den alten Handelsweg wiederherzustellen. 1568 ließ der Herzog beim bayerischen Kloster St. Nikola in unmittelbarer Nähe von Passau einen eigenen Salzstadel errichten. 1591 erhielt Vilshofen eine Brücke über die Donau. Durch einen Geheimvertrag mit dem Salzburger Erzbischof sicherte sich der Herzog 1594 das Handelsmonopol für Salz aus Hallein und verdoppelte hierauf nach und nach die Preise für Salz, das nun in großen Mengen auf der Gulden Straß nach Böhmen transportiert wurde. Das Hochstift Passau wehrte sich vor dem Reichskammergericht gegen diese Konkurrenz zum Goldenen Steig. Schließlich kam es zur Einigung im Münchner Vertrag vom 27. Oktober 1608. Bayern erklärte, zu einem festen Preis das Salz an Passau zu liefern, während Passau garantierte, nur von Bayern zu kaufen. Damit hatte die Gulden Straß ihre Bedeutung verloren.

Verlauf

Passauer Straße

Der Verlauf der Gulden Straß ist durch die Grafenauer Stadtrechnungen und einem Verzeichnis zur Erhaltung der Gulden Straß aus dem Jahr 1594 bekannt. Das Salz kam aus dem Salzburgischen Hallein und aus dem Bergwerk Schellenberg bei Berchtesgaden. Von dort wurde es auf eigenen Schiffen in das bayerische Schärding transportiert. Von dort gelangte das Salz in die Bischofsstadt Passau, die aufgrund des Salzniederlagsrechtes nicht umgangen werden durfte. In Gruppen von bis zu zwanzig Pferden zogen die treibenden Säumer dann vom Passauer Anger aus über Tittling nach Trautmannsdorf.

Hier gabelte sich die Straße. Der linke Ast erreichte die von Vilshofen an der Donau herankommende Gulden Straß bei Gumpenreit, der rechte führte durch die Dörfer Ebersdorf, Furth und Nendlnach nach Stöckelholz, wo er sich mit der Strecke aus Vilshofen vereinigte. Nun erreichte die vereinigte Gulden Straß durch das einstige Untere Tor das ummauerte Grafenau, dessen Erhebung zur Stadt im Jahr 1376 sicher mit der Lage an diesem Handelsweg zu tun hat.

Vilshofener Straße

Diese führte von Vilshofen, wo die Donau überquert wurde, über Albersdorf, Reitern und Garham nach Eging am See. Von dort ging es über Kneisting, Schlinding, Gingharting und Entschenreuth zum Bauernhof Hals unweit der die Straße sichernden Saldenburg. Von dort führte der Weg weiter über Gumpenreit, Eberhardsreuth und Gehmannsberg nach Grafenau.

Von Grafenau nach Böhmen

Von Grafenau aus führte die Straße weiter über den Schwaimberg nach Rosenau, Draxlschlag und vorbei am Kloster St. Oswald zur Graupsäge. Von dort führte der Weg über das Gebiet der damals noch nicht vorhandenen Waldhäuser und erreichte in einer Höhe von 1.199 Metern an den „blauen Säulen“ die Grenze nach Böhmen. Der Name stammt von zwei gemauerten steinernen Säulen eines Hochgerichtes, das sich hier befand. Wie die bayerische Grenzkommission 1561 berichtete, stand eine Säule auf bayerischem, die andere auf böhmischem Boden, darüber lag ein Querbalken. Von dort ging es über Mader (Modrava) und Innergefild (Horská Kvilda) nach Bergreichenstein.

Säumerfest

Heute erinnert das alljährlich in Grafenau begangene Säumerfest an den Salzhandel auf der Gulden Straß. Der Einzug der Säumer in Grafenau ist der Höhepunkt des Festes, das am Tag vor dem Grafenauer Fest mit einem Salzsäumerlager in der früheren Hofmark Haus im Wald beginnt. Am nächsten Tag macht sich der Säumertross über Schlageröd auf den Weg nach Grafenau, wo er vom Inneren und Äußeren Rat willkommen geheißen wird.

Siehe auch

Literatur

  • Hermann Wagner: Grafenau. Geschichte der Stadt und ihrer Guldenstraße. Karl-Heinz Eckert Vertragsbuchhandlung 1954
  • Hermann Neumann: Geschichte des Grafenauer Landes, in: Der Landkreis Freyung-Grafenau, Freyung 1982, ISBN 3-87553-1922