Kirche St. Johannes der Täufer (Gehersdorf)

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Die Filialkirche St. Johannes der Täufer in Gehersdorf

Die Kirche St. Johannes der Täufer ist eine katholische Kirche in Gehersdorf und Filialkirche der Pfarrei Zeilarn.

Geschichte

Der Volkssage nach stand in vorchristlicher Zeit an Stelle des kleinen Gotteshauses ein Götzentempel, vielleicht eine keltische Kultstätte, die im Zuge der Missionierung zu einer christlichen Kirche umgewidmet wurde. Das Patrozinium könnte auf ein hohes Alter hinweisen. Im Indiculos Arnonis (788) steht: „...ad Turtin ecclesia“ (Kirche bei Türken). Manche deuten das auf die einen Kilometer von Obertürken entfernte Kirche in Gehersdorf. Der heutige Bau entstand dann zwischen 1470 und 1475 an Stelle einer Vorgängerkirche.

Architektur

Die äußerlich schlicht gestaltete Backsteinkirche zeigt im Inneren eine reiche und erstaunlich differenzierte Raumgliederung durch Stern- und Netzrippengewölbe, ergänzt durch eine aufwendige Rankenbemalung aus der Bauzeit. Die Anlage kann damit als die qualitätvollste Schöpfung des Meisters von Taubenbach gelten. Bemerkenswert sind darüber hinaus auch die beiden separaten Dachkonstruktionen über dem Chor und dem Langhaus, die dendrochronologisch auf die Jahre 1471/72 und 1473/74 datiert werden konnten. Da diese Kirche als Wehrkirche gebaut wurde, gibt es keinen ebenerdigen Zugang zum Kirchturm; dies sieht man leicht von außen. Aber auch von der Sakristei im Erdgeschoss des Turmes führt kein Zugang in die oberen Geschosse. Allein über das Kirchengewölbe (Zugang gegenüber des Eingangs hinten mit langer Leiter) kommt man in den Turm.

Ausstattung

Anstelle des 1960 entfernten barocken Hochaltars steht heute ein ehemaliger Seitenaltar aus der Pfarrkirche in Zeilarn im Chor. Darauf befinden sich ein gegen 1435/40 geschaffenes spätgotisches Vesperbild sowie zwei neugotische Figuren aus Zeilarn. Eine Wandnische im Langhaus birgt die Halbfigur des Kirchenpatrons Johannes des Täufers mit einem Lamm. Weitere Ausstattungsstücke sind ein von der Kunst Hans Leinbergers beeinflusster Kruzifixus von 1520/30 sowie in einer Nische eine Johannesschüssel aus dem späten 15. Jahrhundert, welche an die Enthauptung des Täufers erinnert. In dieser Nische hängen auch die beiden letzten noch vorhandenen Kreuzwegbilder in Hinterglasmalerei.

Daneben befinden sich in der Kirche eine archaisch anmutende Taufschale aus Rotmarmor, eine Pesttafel von 1651, ein Orgelpositiv des ausgehenden 18. Jahrhunderts sowie Figuren und Gemälde des 18. und 19. Jahrhunderts; die Pesttafel mit 50 Gestorbenen ist eine Kuriosität, da jeder der 49 im Glauben Verstorbenen nur kurz erwähnt wird, der letzte "wie er unchristlich gelebt, so auch unchristlich ... verschieden ist." aber mit 12 Zeilen Text die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Über der Sakristeitür hängt ein Gemälde mit dem Zeilarner Dekan Lambert Steiner von 1713.

Literatur

  • Markus T. Huber: Die Filialkirche St. Johannes d. T. in Gehersdorf. „Ein beglückender Gruß über das halbe Jahrtausend hinweg“. In: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege 62/63, München [u.a.] 2010 (S. 9-19)

Weblinks