Neue Eisenbahnbrücke (Deggendorf)

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Datei:Pnp-29-06-2010-eisenbahn2.jpg
Die Waldbahn fährt über die fertige Brücke. (Foto: Binder)
Beim Bau der Neuen Deggendorfer Eisenbahnbrücke. (Foto: Binder)
Das Hochwasser der Donau schwappte an die Spundwände für die Brückenpfeiler und verhinderte zeitweise den Weiterbau. (Foto: Birgmann)
Die Alte (links) neben der Neuen Eisenbahnbrücke. (Foto: Wittler)

Die Neue Eisenbahnbrücke bei Deggendorf ist die längste Eisenbahnbrücke über die Donau. Sie ruht auf vier massiven Pfeilern aus Stahlbeton und ersetzt seit ihrer Eröffnung 2010 die im Jahr 1877 errichtete Alte Eisenbahnbrücke. An deren Stelle trat eine Fußgängerbrücke.

Daten & Fakten

  • Länge: 466 Meter
  • Fachwerkhöhe: 10,18 Meter
  • Breite: 8,40 Meter
  • Lichte Höhe/Durchfahrtshöhe: 8 Meter
  • Gesamtgewicht Überbau: 3800 Tonnen
  • Kosten Gesamtprojekt: 37 Millionen Euro
  • Bauzeit: Zwei Jahre

Geschichte

Der Neubau der Eisenbahnbrücke bei Deggendorf war nötig geworden, da die Alte Eisenbahnbrücke aus dem Jahr 1877 durch Rost marode geworden war. Zudem machte sie größeren Schiffen Probleme: 3,80 Meter Durchfahrtshöhe bei Hochwasser, das ist für Containerschiffe zu niedrig. In der Folge wurde ab dem Frühjahr 2009 an einer neuen Eisenbahnbrücke gearbeitet. Diese schob sich von Fischerdorf aus freischwebend über die Donau: Bis sie nach Wochen am mächtigen Widerlager beim Campingplatz auflag, kroch sie 466 Meter weit über den Strom. Den Auftrag für das Großprojekt hatte die Firma Streicher, ein Deggendorfer Unternehmen, gemeinsam mit der Stahlbaufirma DSD gegen starke europäische Konkurrenz gewonnen. Rechnet man den Abbruch der alten Brücke dazu, betrugen die Kosten rund 37 Millionen Euro. Die Baukosten wurden von der Bahn und der RMD Wasserstraßen GmbH je zur Hälfte getragen.

Bei der neuen Brücke sollte die lichte Höhe beim höchsten schiffbaren Wasserstand acht Meter betragen und ihr Gleisbett aus Stahl sollte sich etwa in Höhe Oberkante des altehrwürdigen Brückenbaus über die Donau schieben (letztendlich entstand der Neubau 15 Meter stromaufwärts neben der maroden Alten Eisenbahnbrücke). Auch das Fachwerk aus Stahl wurde höher als die alte Konstruktion geplant. Mit der Überführung der Neusiedler Straße beteiligte sich auch die Stadt Deggendorf an dem Großprojekt.

Die Stahlteile für den Überbau wurden aus Antwerpen angeliefert. Es folgen die Tieflader mit den Brückenbauteilen, die in China gefertigt werden und per Schiff nach Europa gelangen. Weitere Schiffslieferungen mit Bauteilen wurden von Hamburg per Lkw zur Fischerdorfer Baustelle transportiert. Dort wurden sie Stück für Stück aneinander geschweißt. Das mächtige Widerlager in Fischerdorf und die landseitigen Pfeiler waren im März 2009 weitgehend fertig. Auf den Pfeilerköpfen waren Gleitschlitten montiert, auf denen sich die wachsende Brücke über Teflongleitflächen und viel Schmiermittel langsam nach vorne schob. Zwar wiegt das ganze Brückenbauwerk 2.450 Tonnen, doch die Konstruktion war so raffiniert, dass sich die Brücke schon bewegte, wenn rechnerisch nur drei Prozent des Gewichts angeschoben wurden. Beim großen Mittelfeld musste die Konstruktion zweimal mehr als 100 Meter frei überwinden. Eine Fachwerk-Konstruktion war jedoch um ein Vielfaches leichter als etwa ein Betonüberbau, weshalb sich die Spitze der freischwebenden Brücke kaum nach unten senkte. Im Spätsommer bzw. im Herbst 2010 begannen dann die Bauarbeiten für den Fußgänger- und Radfahrersteg über die Donau.

Am 28. Juni 2010 wurde die Neue Eisenbahnbrücke eröffnet. Am 29. September wurde mit der Demontage der Alten Eisenbahnbrücke begonnen – damit überspannten drei Monate lang zwei Brücken die Donau.

Novum bei der neuen Deggendorfer Eisenbahnbrücke: Sie ist die erste lange Brücke in Deutschland, bei der ein so genannter Steuerstab dafür sorgt, dass die Horizontalkräfte, die beim Bremsen oder Beschleunigen der Züge entstehen, auf zwei Pfeiler verteilt werden. So ein Stab ist ist ein dickwandiges, 106 Meter langes Stahlrohr zwischen Pfeiler 2 und 3. Bislang wurden solche Steuerstäbe nur bei kürzeren Bauwerken verwendet.

Siehe auch

Literatur