Villa Steigerwald (Rabenstein)

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Die Villa Steigerwald mit ihrer prächtigen Parkanlage. (Repro: Haller)

Die Villa Steigerwald war eine im Jahr 1855 im venezianischen und schweizerischen Baustil erbaute Holzvilla. Sie war der Herrensitz von Wilhelm Steigerwald und seiner Familie und galt als „Perle unter den Landsitzen“. Später kam sie auch als eine der ersten Fremdenpensionen im Bayerischen Wald zu legendärem Ruf. Von 1912 bis 1914 wurde die Villa abgerissen und an gleicher Stelle das heutige Rabensteiner Schloss erbaut.

Geschichte

Im Jahr 1855 ließ Wilhelm Steigerwald neben seinem Wohnhaus im Bergdorf Rabenstein eine Holzvilla errichten. Nach fünfjähriger Bauzeit lebte Steigerwald dort mit seiner Frau Henriette und seinen Kindern Wilhelm und Henriette. Nach seinem Tod im Jahr 1869 bewohnte seine Witwe Henriette bis zu ihrem Tod im Jahr 1872 die Villa. Die Mutter vererbte das Herrenhaus ihrer Tochter Henriette. Diese wiederrum starb 1903 in Tutzing. Danach wechselte die Villa häufig ihre Besitzer.

1880 erwarb Ignaz Conradt aus München die baufällig gewordene Villa aus Holz von Henriette von Poschinger und 1881 übernahm sie Xaver Leeb aus Bogen. 1883 gehörte sie Lehrer F. Förstl von Rabenstein, welcher sie renoviert und für den Fremdenverkehr erschlossen haben soll. 1888 ging die Villa in die Hände von Kunstmaler Alois Dorn aus München, 1890 erwarb sie André Gruber aus Zwiesel, 1894 besaß die Fremdenpension Fräulein Therese Weiß aus Augsburg und 1904 erwarb sie Gustav Gruber aus Zwiesel, der sie schon 1905 an Felix Fischer aus München veräußerte. Im Jahr 1900 wird die „Pension Villa Rabenstein“ als eine der „beliebtesten Sommerfrischen des bayerischen Waldes“ mit 60 Betten, kalten und warmen Bädern im Hause sowie Bädern im Freien und einem eigenen Gastzimmer für Passanten und Touristen beworben. Die Touristensaison begann Anfang Mai und endete Ende Oktober. Pensionsgäste bezahlten zwischen vier und fünf Mark, das heißt pro Bett bis zu 2,50 Mark und für die Verköstigung bis zu 3 Mark pro Tag. Im Herbst gab es Sonderpreise. Die Gäste wurden vom Bahnhof in Zwiesel je nach Wichtigkeit in Zwei- oder Vierspännern abgeholt.

Im Jahr 1912 kaufte Egon von Poschinger, der Sohn von Henriette (geborene Steigerwald) und Wilhelm von Poschinger, die marode gewordene Villa, die sein Großvater erbaut hatte, mit zwölf Tagwerk Grund Felix Fischer ab und ließ sie abbrechen. 1913 errichtete er an gleicher Stelle das heutige Schloss Rabenstein (Altbau), das hoffentlich bald wieder Gäste aus aller Welt beherbergen wird.

Architektur und Parkanlage

Besonders zeichnete sich die „Sommervilla“ in venezianischem und schweizerischem Baustil durch die sagenhafte Parkanlage aus. So schreibt Adalbert Müller in seinem 1861 im Verlag Georg Joseph Manz in Regensburg erschienenen „Wegweiser für Reisende“:

„Das Gebäude hat zwar nur geringen Umfang, indem es nicht mehr als vier bis fünf Gemächer und eine Sommerküche fasst, zeigt aber im Innern mehr kunstsinnige Pracht, als mancher Fürstenpalast. Alle Möbel sind altdeutsch geformt, die Wände mit großen Spiegeln geschmückt, die Böden mit herrlichen Teppichen bedeckt. Die schönsten Glasvasen und andere Kunstarbeiten von Krystallglas vollenden die reiche Ausstattung. Die Hauptsache aber ist der Park, den eine zarte und seltene Flora ziert und durchduftet. Die vielverschlungenen Pfade sind mit milchweißem, feingestoßenem Quarz bestreut und von bunten Rabatten eingefasst. Ein Springbrunnen sendet mächtige Wasserstrahlen hoch in die Luft empor. Im südlichen Theile der Anlage ragt ein riesiger Felsblock mitten unter den Blumenbeeten auf und trägt auf seinem Scheitel einen fast schwebenden byzantinischen Pavillon, ausgezeichnet durch die farbigen Fenster und die weitreichende Fernsicht. Spiegelklare Quellen, klausnerische Boskette (abgeschlossene Gruppe von geschnittenen Büschen und Bäumen, besonders in den Gärten der Renaissance und Barockzeit), kühn über Felsspalten springende Birkenbrücken, anmutige Salettchen (Gartenhäuschen) tragen vollends dazu bei, die zauberische Wirkung dieses kleinen Edens zu steigern.“[1]

Als der Familiensitz später eine Pension war, befand sich der Eingang links unter der Terasse. Zusätzlich zur Schönheit der Villa zeichneten eine „Restauration mit Aussichtshalle“, eine Gartenerestauration und der atemberaubende Blick auf den Berg Rachel mit dem Schloss Oberfrauenau im Vordergund, die Pension aus.

Einzelnachweise

  1. Adalbert Müller: Adalbert Müller’s Bayerischer Wald: zum Gebrauche als Wegweiser für Reisende. Verlag Georg Joseph Manz, Regensburg 1861, Volltext

Literatur