Franz Sales Handwercher

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Statue Franz Sales Handwerchers vor der Pfarrkirche in Oberschneiding

Franz Sales Handwercher (* 3. Juni 1792 in Loitersdorf; † 17. August 1853 in Oberschneiding) war von 1838 bis zu seinem Tod Pfarrer in Oberschneiding. Bekannt wurde er als „Segenspfarrer“ und „Visionär“.

Leben und Wirken

Franz Sales Handwercher wurde am 3. Juni 1792 in Loitersdorf bei Reisbach an der Vils als Sohn eines Landwirts geboren. Er besuchte Gymnasien in Regensburg und Straubing und studierte Philosophie und Theologie an der Universität Landshut. 1815 trat er in das Klerikalseminar in Regensburg ein und wurde im Jahr 1816 in Regensburg von Bischof Georg Michael Wittmann zum Priester geweiht. Als katholischer Pfarrer wirkte er in Niederviehbach, ab 1822 in Tegernbach, ab 1826 in Hohenegglkofen und zuletzt ab 1836 in Oberschneiding. Am 17. August 1853 verstarb der Segenspfarrer Franz Sales Handwercher in Oberschneiding. Seine Grabstätte befindet sich erst seit seinem 100. Todestag in der örtlichen Pfarrkirche.

Franz Sales Handwercher wurde auf den heiligen Franz von Sales, Bischof von Genf (Heiligsprechung 1665, Gedenktag 24. Januar) getauft. Der Beiname „Sales“ deutet auf den für Bayern nicht üblichen Namenspatron hin. Üblich war hier stattdessen die Taufe nach Franz von Assisi. Seinen Beinamen „Segenspfarrer“ erhielt Franz Sales Handwercher auf Grund seiner Spendung des Segens für Menschen, Tiere, Wohnungen und Ställe. Erste Visionen hatte er im Winter 1830, als er in der Pfarrei Hohenegglkofen wirkte.

Am 12. August 1836 kam er erstmals nach Oberschneiding. Überlieferungen besagen, dass bis zu 600 Personen den täglichen Gottesdienst besuchten um den Segen Handwerchers zu erhalten. An Sonn- und Feiertagen war die Kirche von 2 Uhr morgens bis spät in den Abend von gläubigen Anhängern Handwerchers besucht. Die Menschen der Gemeinde Oberschneiding vertrauten auf ihn und seine Fähigkeit mit seinen Gebeten Kranke zu heilen. Handwerchers persönliche Frömmigkeit, die er mit Gnade mit seinen Anhängern teilte, machten ihn zu einem beliebten Pfarrer und das religiöse Leben in der Pfarrei blühte förmlich auf.

Pfarrer Handwercher ließ die Kirche Mariä Himmelfahrt um zwei Seitenschiffe erweitern und auch die Errichtung eines neuen Schulgebäudes an der Hauptstraße für den Orden der Armen Schulschwestern zählte zu seinen Bautätigkeiten in der Pfarrei. Mittlerweile befinden sich dort ein Kirchenvorplatz und das Kriegerdenkmal, nachdem das Mädchenschulhaus im November 1987 abgerissen wurde.

Der Ruf Handwerchers sprach sich herum und zog Gläubige aus dem Bistum Passau und Österreich an. Besonders die von Handwercher im Jahr 1843 gegründete „Bruderschaft des heiligsten und unbefleckten Herzens Mariae“ fand viel Zuspruch und die Zahl der Mitgliederschaft stieg binnen weniger Monate auf 10.000. Unter ihnen war unter anderem Johann Birndorfer, der spätere heilige Bruder Konrad von Parzham.

Handwercher selbst bezeichnete seine in Reimform niedergeschriebenen Visionen und Vorhersagen als „Geistesmitteilungen“. Im Dezember 1830 berichtete er erstmals seinem früheren Lehrer Bischof Johann Michael Sailer davon.

Der „Oberschneidinger Reformbund“ war ein Zusammenschluss von Geistlichen, die das religiöse Leben auf dem Land erneuern wollten und die Kinder der Pfarrei zum täglichen Empfang der Kommunion und zum regelmäßigen Beichten erziehen wollten. Dies und weitere kirchliche Ämter machten Handwercher zu einem wichtigen und beliebten Menschen in der Pfarrei. Seine Berufung als Seelsorger sah er selbst als seine Hauptaufgabe. 1819 bis 1821 war er Professor am Progymnasium der königlichen Studienanstalt in Landshut, 1838 wirkte er einige Wochen als Semianarregens in Regensburg.

Heimatforscher Josef Schlicht erwähnt folgende Begegnung eines Bauern mit Pfarrer Handwercher, der von 1838 bis zu seinem Tod im Jahre 1853 in Oberschneiding wirkte: „Seinem Holzförster stand einmal die einzige Kuh um. Der verunglückte Kleinmann, der allbereits ein ausgiebiges Kinderrudel umkrabbelte, ging in seinem schweren Anliegen geradewegs zum Pfarrer Handwercher. Dieser studierte, schritt einige Male auf und ab, grübelte und sprach endlich: Woaßt was, geh zu dem Bauern, richt ihm von mir einen Gruß aus, er soll dir a Kuah schenka! Der Mann tat’s und noch in derselben Stunde trieb er mit freudestrahlenden Blicken eine schöne Milchkuh am Pfarrhof vorbei heimwärts.“

Zum Gedenken an sein Wirken in der Pfarrei wurde der zentrale Platz in Oberschneiding, an dem sich die Pfarrkirche befindet, in Pfarrer-Handwercher-Platz benannt.

„Wenn ein Priester segnet, dann segnet der Heiland, dann strömen Gnaden aus seinem göttlichen Herzen in reicher Fülle auf die Gesegneten herab.“ (Franz Sales Handwercher)

Literatur