Franziska Rettenbacher

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Franziska Rettenbacher in selbstgeschneiderter Tracht 2009 beim Maibaumaufstelle im Freilichtmuseum Massing; mit (v.l.) Max Straubinger MdB, Rettenbacher jun. und Bezirkstagspräsident Manfred Hölzlein (Foto: Martin Ortmeier, 2009)

Franziska Rettenbacher (* 17. Juni 1938 in Hamburg; † 18. Mai 2019]] in Simbach am Inn) engagiert sich seit Jahrzehnten für die Pflege von Brauchtum und Tracht in ihrer Heimat Rottal-Inn.

Leben und Wirken

Franziska Rettenbacher, deren Vorfahren aus Eichstätt und Pfarrkirchen stammen, wurde 1938 in Hamburg geboren. Ihre Mutter, Theodolinde Schreiber, die an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert hatte, arbeitete dort bei einer Schifffahrtslinie. Franzika Rettenbacher kam deshalb zur Pflege nach Simbach am Inn, ihre Mutter folgte ihr nach Kriegsende. Kurz nach der Schulzeit lernte Franziska Rettenbacher ihren mittlerweile verstorbenen Gatten Karl kennen, mit dem sie vier Kinder großzog.

Zur Heimat- und Brauchtumspflege kam Franziska Rettenbach durch ihre Fingerfertigkeit mit Nadel und Stickfäden, die ihr ihre Mutter beibrachte. Mit der Wiederbelebung der Trachtenvereine bekam sie zahlreiche Aufträge, die zur Tracht aus dem Passauer Raum gehördenden wertvollen Goldhauben zu restaurieren oder neue zu sticken. Wegen ihres großen Wissens, das sie auf Fortbildungen und Vorträgen erweiterte, wurde sie 1982 Trachtenberaterin des Bezirks Niederbayern südlich der Donau. Sie gibt Trachtennähkurse, hält Vorträge beim Bauernverband und setzt sich hier mit kleinen Goldstickkursen besonders für das Schaffen von religiösen Familienhausschätzen ein.
1996 hat der Museumsleiter des Freilichtmuseums Massing im Heilmeierhof für sie zwei Zimmer als Beratungsstube eingerichtet. In Zusammenarbeit mit der Museumspädagogin Roswitha Klingshirn hat sie in Massing bis 2018 regelmäßig Stickkurse abgehalten.

Über die Kunst des Golstickens hat Franziska Rettenbacher mehrere Bücher verfasst. Seit 1987 hat sie das Heimatmuseum Simbach am Inn geleitet.

Für ihr Engagement um die Pflege von Brauchtum und Tracht in ihrer Heimat Rottal-Inn erhielt sie am 27. Juli 2009 das Bundesverdienstkreuz.

Franziska Rettenbacher hielt stets Distanz zu jeder ideologischen, heimattümelnden und ausgrenzenden Trachtenpflege: „Es will auf den Umzügen, den Feld- und Landwirtschaftsmessen, an den Rednerpulten und in den Biergärten nicht aufhören, dass ‚eine echte bodenständige Tracht, wie sie immer war‘, gepriesen und gefordert wird. Bei Franziska Rettenbacher liest sich das differenzierter: ‚Soll Tracht lebendig bleiben, so muss sie in den Wandel der Zeit mit einbezogen werden, ohne dabei die bodenständige Substanz zu verlieren.‘ Drei Prämissen, welche die Arbeit der Autorin, Schneidermeisterin und Trachtenberaterin seit Jahrzehnten bestimmen, sind hierin angesprochen: die genaue Kenntnis der geschichtlichen Entwicklung der Volkstracht in allen ihren Bestandteilen, die Konzentration auf die heimatliche Region und die engagierte Pflege dieser Kleidung in der Gegenwart.
Die (von Franziska Rettenbacher) betrachtete Region ist Altbayern, oberösterreichische und böhmische Landstriche mit einbeziehend. Ländlich-bäuerliche und städtisch-bürgerliche Beispiele werden gleichermaßen herangezogen.“ (Buchbesprechung im Passauer Jahrbuch 2014)[1]

Veröffentlichungen

  • Die Rott- und Inntaler Tracht. In: Dieter Vogel (Hg.). Rottal-Inn. Kunst- und Kulturführer. Vilsbiburg 2009
  • Goldstickerei. Ein Bilder- und Werkbuch. 1: Goldhauben und verwandte Trachtenhauben. München und Simbach am Inn (GuTverlag), 2002, ISBN 3000090754 – 2: Riegelhauben, Kranl, Schmuck und Taschen. München und Simbach am Inn (GuT-Verlag), 2005, ISBN 3000138196 – 3: Bestickte und verzierte Mieder. München und Simbach am Inn (GuT-Verlag), 2013, ISBN 9783981480603

Auszeichnungen und Ehrungen

Franziska Rettenbacher. (Foto: Schmid)

Literatur

  • Martin Ortmeier: Rettenbacher Franziska u. a., I. Goldhauben und verwandte Trachtenhauben. Buchbesprechung in: Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte und Kultur Ostbaierns 45/2003, S. 304-305
  • Martin Ortmeier: Rettenbacher Franziska u. a., Goldstickerei. Ein Bilder- und Werkbuch. II. Riegelhauben, Kranl, Schmuck und Taschen. Buchbesprechung in: Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte und Kultur Ostbaierns 49/2007, S. 238-239
  • Christina Schmid: Bundesverdienstkreuz für Franziska Rettenbacher. In: Passauer Neue Presse vom 27. Juli 2009 (S. 29)
  • Martin Ortmeier: Franziska Rettenbacher u.a., Goldstickerei. Ein Bilder- und Werkbuch. III. Bestickte und verzierte Mieder. Buchbesprechung in: Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte, Geographie und Kultur Ostbaierns 56/2014, S. 298-299, ISSN 1862-3212

Nachweise

  1. Martin Ortmeier: Franziska Rettenbacher u.a., Goldstickerei. Ein Bilder- und Werkbuch. III. Bestickte und verzierte Mieder, a.a.O, S. 298