Halbmeile

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Blick auf Halbmeile vom Donauradweg aus

Halbmeile ist ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Deggendorf im niederbayerischen Landkreis Deggendorf.

Lage

Halbmeile liegt etwa vier Kilometer südöstlich von Deggendorf an der Staatsstraße 2125 in der Nähe der Donau und der A 8.

Geschichte

Die Gegend ist altes Siedlungsgebiet, wie ein 1962 entdecktes Bronzebeil erwies. Im Jahr 1073 kam das Land durch Schenkung an das Kloster St. Nikola. Dieses errichtete ein Ökonomiegut und gab es zu Lehen, verkaufte es aber im 18. Jahrhundert an den Wirt Spitzenberger aus Seebach.

Die Wallfahrt nach Halbmeile entstand im 17. Jahrhundert. Einer Tradition zufolge wurde das Gnadenbild 1637 von dem Hengersberger Gerichtsschreiber Georg Bräu aufgestellt, weil er auf die Anrufung der Gottesmutter Maria von einem Rosskäfer, der ihm in sein Ohr gekrochen war, befreit wurde. Andere Nachrichten nennen das Jahr 1672 und den Rechtsanwalt Gotthard Wigand aus Deggendorf als Begründer. Weil das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter eine halbe Meile hinter Deggendorf aufgestellt wurde, erhielt der Ort den Namen Halbmeile.

Am 9. April 1690 geschah ein Ereignis, das der Wallfahrt einen beträchtlichen Aufschwung bringen sollte: Demnach schoss der kalvinistische, aus Pommern gebürtige bayerische Kürassier Philipp Klein auf das Gnadenbild, wurde aber dabei von seinem Pferd abgeworfen und tödlich verletzt. Der Einschuss ist heute noch sichtbar. Der Pfarrer der Pfarrei Seebach Matthäus Bierling (Pierling), ein geborener Deggendorfer, ließ über der Figur 1732 eine kleine Holzkapelle erbauen. Da keine offzielle Genehmigung vorlag, missbilligte das Bischöfliche Ordinariat Passau den Bau zunächst, doch am 12. Juni 1736 konnte die Kapelle durch Domkapitular Vitus Eusebius Trautsam geweiht werden. Pfarrer Bierling konnte aufgrund der reichlichen Opfergaben zwei Kapläne unterhalten, welche hier täglich die heilige Messe feierten.

Bereits Bierling bemühte sich um den Bau einer Kirche, der aber erst unter seinem Nachfolger Wolfgang Höcker verwirklicht werden konnte. Der Bauplatz wurde vom Wirt Spitzenberger gekauft, und die wiederholten Einsprüche des Klosters Niederaltaich wurden unter Verweis auf den ursprünglichen Besitz des Klosters St. Nikola abgewiesen.

1784 wurde die Kapelle durch die jetzige Wallfahrtskirche ersetzt. 1821 wurde das Kloster Halbmeile Teil der Gemeinde Seebach. Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts war ein Bierkeller zur Bewirtung der Wallfahrer das einzige Gebäude außer der Kirche. Am 13. August 1895 übernahmen Patres des Redemptoristenordens die Wallfahrtsseelsorge, was die Zahl der Pilger steigen ließ. Im Jahr 1907 wurde die Kirche vergrößert und neu ausgeschmückt. Bis 1988 wirkten die Redemptoristen in der Wallfahrtsseelsorge. Mit der Gemeinde Seebach wurde Halbmeile am 1. April 1976 im Zuge der Gebietsreform in die Große Kreisstadt Deggendorf eingemeindet.

Sehenswürdigkeiten

  • Wallfahrtskirche Mater dolorosa. Die Rokokokirche wurde 1779 bis 1782 nach dem Plan von Andreas Weiß aus Deggendorf erbaut. Im Mittelpunkt steht das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes im freistehenden Altar. Es zeigt Maria am Fuß des Kreuzes, getroffen von sieben Schwertern. Den Hochaltar schmückt ein Vesperbild von Christian Wink. Von ihm stammen auch die Fresken im Gewölbe, welche Maria als Helferin der Christen und das Jüngste Gericht zeigen.

Literatur

  • Susanne Hansen (Hg.): Die deutschen Wallfahrtsorte, Pattloch Verlag, Augsburg, 2. Aufl. 1991, ISBN 3-629-00005-3
  • Joseph Klämpfl: Der ehemalige Schweinach- und Quinzingau. Eine historisch-topographische Beschreibung, 1855, Nachdruck 1993, Neue Presse Verlags-GmbH, Passau, ISBN 3-924484-73-2