Heinz Theuerjahr

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im Atelier in Waldhäuser (Foto: Josef Lang)

Heinz Theuerjahr (* 18. Juli 1913 in Stolp/Pommern; † 3. Mai 1991 in Waldhäuser, Gemeinde Neuschönau) war ein deutscher Bildhauer, Maler und Graphiker, der seit 1940 bis zu seinem Tod im Bayerischen Wald lebte. Tätig war er in vielen bayerischen Gemeinden, die sich im Zuge der „Kunst am Bau“ für Plastiken von ihm entschieden, die viele öffentliche Gebäude schmücken. Sein plastisches Werk umfasst über 850 Werke, seine Zeichnungen, Radierungen und Ölgemälde jeweils weit über 1.000 Werke.

Leben und Wirken

Am 18. Juli 1913 kam Heinz Theuerjahr als zweites von drei Kindern in Stolp/Pommern zur Welt. Die Eltern, Walther Theuerjahr (1880–1961) und Helene Theuerjahr (1986-1951), geborene Ast, lebten in gesicherten Verhältnissen. Die besondere künstlerische Begabung des älteren Sohnes Heinz fiel früh auf und wurde von der Mutter gefördert. Das Reifezeugnis der Stolper Stephan-Oberrealschule vom 25. Februar 1932 bescheinigte dem in den restlichen Fächern eher durchschnittlichen Schüler Heinz Theuerjahr eine überdurchschnittliche Leistung im Fach „Zeichen- und Kunstunterricht“ mit „sehr gut“. Die Verbundenheit mit der Natur, die sich in dem Wunsch, Oberförster zu werden manifestiert, prägte Theuerjahr bereits in seiner Jugend. Er wanderte oft tagelang allein durch die pommerschen Wälder. Auch Tiere übten früh eine besondere Faszination auf Theuerjahr aus.

Vom 1. Oktober 1932 bis 1. April 1934 leistete Theuerjahr eine Landwirtschaftslehre auf dem Rittergut Mahnwitz bei Stolp ab. Danach folgte ein Studium zum Kunsterzieher an der Staatlichen Kunstschule Berlin, das er im Sommer 1938 beendete.

Die Holzskulptur „Giraffe“ konnte der Freundeskreis erwerben.

1935 war Heinz Theuerjahr erstmals nach Waldhäuser gekommen und dieser Ort hatte ihn ungeheuer beeindruckt und so inspiriert, dass er sich 1940 dort niederließ. 1942 heiratete Theuerjahr die in Waldhäuser geborene Kreszenz Schrank (1921–1993), seine Zenzi. Waldhäuser blieb der ruhende Pohl, hier war er mit seiner Frau Zenzi, die aus Waldhäuser stammte, glücklich. Der Gegenpol war Afrika, das der Künstler ab 1960 in 14 Reisen kennenlernte. Hier warteten Freiheit, Unsicherheit, aber auch unermessliche Eindrücke. Beides floss in seine Arbeit ein, die seine Familie erst spät ernähren konnte.

Im Juni 1946 gehörte Theuerjahr zu den Gründungsmitgliedern einer Künstlergemeinschaft, die in Waldhäuser im Hause der Koeppels unter Beteiligung von Franz Schmidinger (als Berater, nicht als Mitglied), Niedermayer, und Matulla mit dem Namen Donau-Wald-Gruppe gegründet wird. Eine rege Ausstellungstätigkeit der Gruppe schloss sich an.

Heinz Theuerjahr verstarb am 3. Mai 1991 nach langer und schwerer Krankheit auf dem Krankenbett in seinem Atelier in Waldhäuser und wurde in Grafenau zu Grabe getragen.

Werk

Laudator Hans-Georg Theuerjahr (v.l.) mit Bürgermeister und stv. Landrat hinter Bronze-Plastiken bei der Eröffnung des Heinz Theuerjahr Museums.

Würdigung

Theuerjahrs umfangreiches Werk entstand abseits der sich im Laufe des 20. Jahrhunderts immer stärker differenzierenden Kunstströmungen und Tendenzen und entzieht sich einer Einordnung in eben jene einander rasch abwechselnden Richtungen. Theuerjahr hat den traditionellen Rahmen der Plastik, menschliche oder tierische Körper darzustellen, nie verlassen.

Der künstlerische Durchbruch gelang Theuerjahr bereits 1951, und insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren findet sein Werk große Anerkennung und Beachtung. Die Akzeptanz der figurativen und gegenständlichen Plastik ist nach den kulturpolitischen Zwängen des Dritten Reiches in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Krieg noch sehr hoch. Auch fand die von der NS-Propaganda ganz allgemeine Forderung nach Verständlichkeit und Volksnähe in der Kunst auch über 1945 hinaus in weiten Kreisen der Bevölkerung Zustimmung. Theuerjahrs überdurchschnittliche Ausstellungstätigkeit trug ebenfalls zu einem hohen Bekanntheitsgrad bei, allerdings vorwiegend auf regionaler Ebene.

Aus der öffentlichen Anerkennung seines Werkes ergaben sich noch bis in die 1970er Jahre bedeutende Folgeaufträge zur Ausgestaltung öffentlicher Gebäude und Plätze in den Bayerischen Regierungsbezirken Oberpfalz und Niederbayern. Theuerjahr zählt hier – mit über 30 Plastiken auf öffentlichen Plätzen oder an öffentlichen Gebäuden – zu den bekanntesten Tierbildhauern Bayerns.

In Passau sind wohl allen die drei Schanzlbrückfische bekannt, die ihren neuen Standort oben auf der Schanzlbrücke zur Auffahrt nach Hacklberg gefunden haben oder die Pelikan Gruppe am Adalbert-Stifter-Gymnasium Passau.

Wichtig waren ihm die Reduktion des Gesehenen, die Umsetzung auf das Wesentliche in der Zeichnung, dem Bild oder der Plastik, also die Darstellung eines charakteristischen Momentes einer Landschaft oder aus dem Leben eines Tieres. Theuerjahr ließ sich nicht verbiegen. Er richtete sich nicht nach momentanen Modeströmungen und blieb klar und prägnant in seiner Aussage, auch wenn er dadurch so manchen Auftrag und damit Verdienst verlor.

Ausstellungen (Auswahl)

Ausstellung „Tiere / Zvířata“ 2015 in der Galerie výtvarného umění v Chebu (Foto: Petr Kolář, 2015)
Ausstellung „Tiere / Zvířata“ 2015 im Freilichtmuseum Finsterau (Foto: Martin Ortmeier)
  • 9. Februar bis 4. März 2001, Sankt Anna-Kapelle (Passau): Afrika – Heinz Theuerjahr zum 10. Todestag (Kurat: Toni Pongratz, Kunstverein Passau)
    Siehe: Passauer Kunst Blätter 27 (1-2001), S. 27
  • 1. Mai bis 28. Juni 2015, Freilichtmuseum Finsterau: Tiere / Zvířata– Heinz Theuerjahr und Vincenc Vingler | Heinz Theuerjahr a Vincenc Vingler (Kurat: Mag. Marcel Fišer Ph.D. (CZ) und Dr. Martin Ortmeier (D) in Zusamenarbeit mit dem Freundeskreis Heinz Theuerjahr e.V. und Markéta Vinglerová). Die Ausstellung fand zuvor bereits in Cheb (Eger) statt.
    Sie stellte das tierbildnerische Werk der Zeitgenossen Vincenc Vingler (1911–1981) und Heinz Theuerjahr einander gegenüber. Die bilaterale Arbeit des Freilichtmuseums Finsterau und des Centrum uměny Kvilda, auf der die Ausstellung aufbaute, förderte die Europäische Union im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) aus Mitteln des Ziel 3-Programms zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit Freistatt Bayern – Tschechische Republik 2009-2013. Die technische Umsetzung leisteten Petr Kolář und Martin Kutalek (Horažd’ovice).

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

  • Heinz Theuerjahr: Linien zu mir selbst. Hauzenberg 1988, ISBN 3-923313-43-8

Literatur

Pelikane, Bronze, 1963 (Foto: Martin Ortmeier, 2022)
Drei Fische, Bronze, 1978 (Foto: Martin Ortmeier, 2022)

Siehe auch

Übersicht

Weblinks