Nordumgehung (Passau)

Die Nordumgehung (auch Nordtangente genannt) ist eine geplante Straße in Passau. Sie soll beginnen an der Anschlussstelle Passau-Nord mit einer Talbrücke über die Gaißa zur Kreisstraße PAs 30 und über diese nach Patriching/St. Korona führen. Dort soll sie den Ort nördlich umfahren. Nach einem kurzen Stück auf der Trasse der Kreisstraße PAs 1 soll sie über eine weitere Talbrücke nördlich der Triftsperre die Ilz überqueren und bei Sieglgut in die Staatsstraße 2319 übergehen. Nach einer Verbindungskurve auf die Kreisstraße PAs 2 soll sie an deren südlichem Ende mit Anschluss an die Bundesstraße 388 die Donau überqueren und schließlich in die Landesstraße 130 münden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Eine Nordumgehung von Passau stand im 20. Jahrhundert bereits jahrzehntelang wiederholt in der Diskussion, ohne dass die Pläne konkreter wurden. Anfang der 1990er Jahre wurden die Forderungen der Befürworter immer entschiedener. Die Gegner einer Nordtangente gründeten daraufhin 1991 die Bürgeriniative „Natur ja – Nordtangente nein! – Verein zur Erhaltung von Ilz- und Gaißatal e. V.“
1992 beauftragten Stadt und Landkreis Passau das Münchner Verkehrsinstitut GEVAS mit der Erstellung eines Verkehrsentwicklungsplanes für Passau und das Umland. Obwohl dessen Stellungnahme zur geplanten Nordumgehung sehr zurückhaltend ausfiel, sprach sich 1996 der Kreistag des Landkreises Passau mit deutlicher Mehrheit für die Gründung eines entsprechenden Zweckverbandes aus. Im Stadtrat Passau wurde der vorliegende Entwurf mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt, was nicht zuletzt daran lag, dass Dr. Chrysant Fischer als einziges Mitglied der CSU gegen die Satzung des Zweckverbandes stimmte.
Daraufhin wurde das Bayerische Wirtschafts- und Verkehrsministerium ersucht, eine Machbarkeitsstudie bezüglich der Nordtangente in Auftrag zu geben. Die daraus hervorgehende Machbarkeitsstudie des Jahres 2003 bestätigte zwar, dass die Nordtangente machbar ist, doch die Planungen für die Nordumgehung wurden zurückgestellt. Die Straße hätte schwerwiegende Auswirkungen auf die Natur des Gaißa- und Ilztals. Dies wäre durch die errechnete geringe Verkehrsentlastung der Stadt nicht vertretbar. Eine Alternative wäre eine Südumgehung.
2005 beschloss der Passauer Stadtrat, dem „Zweckverband Autobahnzubringer Bayerischer Wald“ unter der Bedingung beizutreten, dass die vom Landkreis favorisierte Trasse Nordtangente ausgeschlossen wird, was der Zweckverband jedoch ablehnte. 2006 und 2008 gab es noch zwei kleinere Gutachten. Die Befürworter der Nordtangente schlossen sich 2008 zur Bürgerinitiative Zukunft-ohne-Passau-Stau zusammen. 2010 erschien eine neue GEVAS-Studie im Auftrag der Stadt, die das Projekt Nordtangente erneut kritisch beurteilte und betonte, dass nur das Stadtgebiet nördlich der Donau, aber weder die Schanzl- noch die Franz-Josef-Strauß-Brücke, entlastet würden. Das erkläre sich insofern, dass Zählungen zufolge fast der gesamte Verkehr in Passau Binnen-, Ziel- und Quellverkehr sei. Die Zahl reiner Durchfahrer wurde mit lediglich 6,8 Prozent angegeben.
Erneut gab es auch 2011 Diskussionen über den Bau der Ortsumfahrung. Walter Keilbart, Hauptgeschäftsführer der IHK, fordert im Kreistag die Realisierung einer Umfahrung. Sogar Europaabgeordneter Manfred Weber (CSU) kam zu der Diskussion, die am 14. Oktober 2011 in Raßbach stattfand. Drei Kilometer Strecke sollen zunächst gebaut werden, die Trasse bis nach Passau Nord beträgt gesamt rund 7 Kilometer. Es sollte Druck gemacht werden für eine schnelle Umsetzung der Umfahrung. Trotzdem steht die Entscheidung weiterhin aus.
Laut einer im August 2014 gemeinsam durchgeführten Umfrage von Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer gaben 62,5 Prozent der 425 befragten Unternehmen an, mit der gegenwärtigen Verkehrsanbindung via B 12, B 388 und Angerstraße "unzufrieden" zu sein. 74,4 Prozent halten eine Nordumfahrung für "wichtig", knapp 70 Prozent wollen zusätzlich zur Umgehung noch eine Donaubrücke. Das Büro von Oberbürgermeister Jürgen Dupper teilte daraufhin mit, dass man nur von einer geringen Entlastungswirkung durch eine Nordumgehung ausgehe und der Stadtrat 2011 deshalb mit 29 gegen 9 Stimmen die Trasse ablehnte.
Am 25. April 2016 lehnte der Passauer Stadtrat die geplante Trasse durch das Ilztal sogar einstimmig ab. Gegen die Stimmen der CSU wurde dann auch die Prüfung anderer Varianten einer Nordumfahrung von Passau verworfen.[1]
Bereits existierende Teilstücke
- Anschlussstelle Passau-Nord (Bauvorleistung zum Weiterbau der Straße)
- Kreisstraße PAs 30 Walding-Patriching/St. Korona
- Kreisstraße PAs 1 Patriching/St. Korona-Jägerreuth
- Staatsstraße 2319 Hauzenberger Straße
- Kreisstraße PAs 2 Sulzsteg Trasse muss aufgeweitet und teilweise neu gebaut werden.
Noch fehlende Teilstücke
- Gaißa-Talbrücke
- Nordumfahrung von Patriching/St. Korona
- Verbindung Jägerreuth-Sieglgut mit Ilz-Talbrücke
- Verbindungskurve von der Staatsstraße 2319 zur Kreisstraße PAs 2 und Ausbau letzterer
- Donaubrücke
Siehe auch
- Neue Donaubrücke
- Südumgehung
- Zukunft-ohne-Passau-Stau
- Halser Ilzschleifen
- Landschaftsschutzgebiet Gaißatal
Literatur
- Josef Heisl: Resolution für den Bau der Nordtangente. In Passauer Neue Presse vom 25. Juni 2011 (S. 33)
- Alois Zechmann: Damoklesschwert Nordtangente – Ein Straßenbauprojekt bedroht das NSG und FFH-Gebiet „Halser Ilzschleifen“, in: Der Bayerische Wald, 16. Jahrgang (Neue Folge) Heft 1+2/Juni+Dezember 2002
- Regina Ehm-Klier: Nordtangente: Der Druck wird erhöht. In Passauer Neue Presse vom 29. Oktober 2011 (S. 37)
- Thomas Seider: Glaubenskrieg um die Nordtangente. In Passauer Neue Presse vom 5. August 2014 (S. 21)
- [[Red. (= Martin Ortmeier), Wolfgang Baier und Martin Ziegler]]: Berührte Natur im Ilztal (Photos: Klaus Ditté). In: Passauer Kunst Blätter, Nr. 60 (2017), S. 4-9
Weitere Berichterstattung der PNP
- Josef Heisl: Nordtangente und die Suche nach dem Ausweg. In Passauer Neue Presse vom 14. März 2012 (S. 28)
- Sabine Kain: Nordumfahrung: Kammern geben Gas. In Passauer Neue Presse vom 26. August 2014 (S. 27)