Paula Deppe

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So sieht sich die Künstlerin selbst: Paula Deppe, Selbstbildnis, 1911, Öl. Foto: Oberhausmuseum Passau, Dionys Asenkerschbaumer

Paula Deppe (* 12. Oktober 1886 im westböhmischen Rokycany bei Pilsen; † 4. Oktober 1922 in Passau) war eine Malerin und Grafikerin.

Leben und Wirken

In eine gutbürgerliche Familie hineingeboren – der Vater Clemens Deppe hatte eine Lederfabrik – erlebte sie als Mädchen schon zahlreiche Reisen, begegnete der Welt Richard Wagners und Rainer Maria Rilkes. Von 1908 bis 1911 besuchte sie die Akademie des Münchener Künstlerinnen-Vereins. 1909 nahm sie erstmals an einem Wettbewerb des Münchner Künstlerinnenvereins teil und gewann einen Preis in der Sektion „Studienkopf-Zeichnung“. Sie studierte an der dortigen Damenakademie, nachdem sie zuvor bereits an der Malschule in Pilsen gelernt hatte. 1914 nahm Paula Deppe an der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik in Leipzig teil.

Zu dieser Zeit kehrte sie nach Rokycany zurück, wo sie vornehmlich Landschaften ihrer böhmischen Heimat malte. Um 1918 verließ die Familie Rokycany und übersiedelte nach Harlaching bei München. 1919 erwarb ihr Vater das Gut Seestetten, das heute ein Ortsteil der Stadt Vilshofen an der Donau ist. Paula Deppe richtete sich in dem Weiler Laufenbach bei Seestetten in einem ehemaligen Gasthof einen Arbeitsraum ein.

Die Familie führte in der alten wie in der neuen Heimat ein offenes Haus. So weiß man, dass in Seestetten Alfred Kubin und auch Hans Carossa zu Gast waren. In den ihr verbleibenden drei Lebensjahren schuf Paula Deppe ihr künstlerisches Hauptwerk, vor allem große Gemälde der Landschaft um Seestetten und Passau, daneben Zeichnungen und Aquarelle.

Paula Deppe wird als eine extravagante Frau beschrieben. Das Lebensmodell mit Ehemann, Kindern und Küche hat sie nicht interessiert. Ihr Leben war ganz der Kunst gewidmet. Einen Mann gab es jedoch auch im Leben der Paula Deppe. Er wird aber auch in Zukunft der unbekannte „M.“ in ihren Tagebüchern bleiben. Ihre Tagebuchaufzeichnungen gelten als unverzichtbare Quelle für das Selbst- und Werkverständnis Deppes sowie als ein erschütterndes Zeugnis von schonungsloser Selbstbefragung.

Paula Deppe starb 1922 im Alter von nur 35 Jahren in der Hellge-Klinik in Passau an einer Unterleibstuberkulose und Blutvergiftung. Ihre letzte Ruhe hat sie auf dem Heininger Friedhof gefunden.

Insgesamt hinterließ sie etwa 100 Gemälde, 350 Handzeichnungen und Aquarelle, 40 Blatt Druckgraphik und 27 erhaltene Druckplatten aus Kupfer.

Austellung zu ihrem 125. Geburtstag im Oberhausmuseum

Ortspitze Passau; Öl auf Leinwand, 1922. Foto: Oberhausmuseum Passau, Dionys Asenkerschbaumer
Am Kreuz, Gouache/Papier, o. J. (Ausschnitt). Foto: Oberhausmuseum Passau, Dionys Asenkerschbaumer

Das Oberhausmuseum präsentiert die Künstlerin zu ihrem 125. Geburtstag - und kann Werke zeigen, die bisher noch nicht öffentlich präsentiert wurden. Denn die ZF Passau und das Stadtarchiv Passau haben einen Nachlass angekauft und geben damit neue Einblicke in das Werk der Malerin und Zeichnerin. Zudem hat das Oberhausmuseum bereits seit längerer Zeit eine Sammlung mit Deppe-Arbeiten aufgebaut.

Petra Gruber, stellvertretende Leiterin des Oberhausmuseums betont, dass sich die Ausstellung zu einem Forschungsprojekt ausgeweitet hat. Auch das bisherige Bild der traurigen und verbitterten Künstlerin müsse korrigiert werden. Sie sei ein hervorragendes Beispiel für ein vitales Künstlerinnen-Leben um 1900. Über 150 Arbeiten werden aus Deppes Œuvre gezeigt, dazu kommen viele Archivalien wie Tagebücher, Briefe, auch Möbel des Salons der Familie, die die Zeit der Paula Deppe auferstehen lassen.

Porträts und Akademiearbeiten

Der erste Raum der Ausstellung zeigt ein Genre, das einen breiten Raum in ihrem Schaffen einnahm: Porträts, zum großen Teil Familienmitglieder. Der zweite Raum stellt Akademiearbeiten aus: Zeichnungen in Bleistift, Kohle und Pastell, Aquarelle und Ölmalerei zeigen die Vielfalt an Techniken, die sie erlernte. Ornamente, antike Sujets - und immer wieder Landschaft sind ihr Thema. In der Landschaft wird sie eine Meisterschaft erreichen, wie es in den folgenden Räumen zu sehen ist. Vor allem die Gärten von Rokycany waren ein unerschöpflicher Fundus für die Künstlerin. Mit schnellem Duktus, wohl oft im Freien gemalte Szenen, mit Pinsel, aber auch Finger aufgetragen, zeigen ihre spontane Arbeitsweise.

Grafik

Doch es gibt auch eine andere Werkphase bei Paula Deppe: die Grafik. Im Obergeschoss widmet man sich ausführlich dem Thema Radierung, die größtenteils 1913/1914 entstand. „Der Gärtner Mudra“ ist ebenso Thema wie „Der Familienhund Fox“ - und immer wieder der Garten. An antiken Motiven sticht besonders eine von der Komposition her sehr interessante „Susanna im Bade“ ins Auge. Eine gute Idee: Nachdrucke, z. B. in den 1980er Jahren durch Gretli Fuchs, hängen in eigenen Kabinetten und sind durch die Druckplatten gekennzeichnet.

Religiöse Kunst

Für viele eine Offenbarung werden die außerordentlichen Werke religiöser Kunst sein. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der Forschungsarbeit: Paula Deppe war eine Schülerin von Karl Caspar. Er galt als wegweisender Erneuerer der religiösen Kunst Anfangs des 20. Jahrhunderts. Das Oberhausmuseum zeigt eindringliche Kompositionsstudien (Gouachen und Tuschearbeiten), in denen sich Deppe mit Albrecht Dürers „Beweinung“ oder mit dem Werk Raffaels auseinandersetzt. Herausgefunden wurde auch, dass in Ausstellungen Deppes Werke neben denen Caspars hingen, ein Indiz für das enge Lehrer-Schüler-Verhältnis.

Ein weiteres Ergebnis: Sandra Gabert begab sich auf eine kunsthistorisch-detektivische Suche nach dem Verhältnis zu Gerta Springer und fand heraus, dass die Künstlerkollegin nicht nur beste Freundin, sondern auch große Förderin Paula Deppes war.

Literatur