Rothirsch

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Der Rothirsch (Cervus elaphus) ist ein Säugetier aus der Familie der Hirsche (Cervidae).

Beschreibung

Der Rothirsch erreicht eine Länge von 165 bis 250 Zentimetern und eine Höhe von 105 bis 150 Zentimetern. Das Sommerkleid ist rotbraun, das Winterkleid braungrau, das Jugendkleid gefleckt. Das Männchen besitzt ein gut ausgebildetes Stangengeweih.

Vorkommen

Bevorzugter Lebensraum sind mit Blößen durchsetzte Laub- und Mischwälder. Der Rothirsch lebt in nach Geschlechtern geschiedenen Rudeln und ist meist in der Dämmerung und nachts aktiv. In der Brunftzeit bildet jedes starke Männchen als „Platzhirsch“ einen „Harem“.

Der Rothirsch im Bayerischen Wald

Über das frühere Vorkommen des Rothirsches im Bayerischen Wald ist wenig bekannt, weil das Jagdrecht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts uneinheitlich war. Die Rotwildvorkommen auf böhmischer Seite sind besser dokumentiert, da das Gebiet seit 1719 den Schwarzenbergern gehörte. Sie zeigen ein häufiges Schwanken der Bestände und ein entsprechendes Schwanken zwischen Bejagung und Schonung.

Aufgrund der „häufigen Einfälle verwegener Jagdschützen aus Bayern“ ließ Fürst Schwarzenberg die verbliebenen Hirsche im Böhmerwald 1817 abschießen, um das Leben und Eigentum seines Jagdpersonals zu schützen. Es ist aber nicht geklärt, ob die Rothirsche tatsächlich ausgerottet wurden. Zumindest in einem Gehege bei Winterberg überlebte ein Rest. Leopold Reuss berichtete 1832, dass sich Standhirsche noch sehr selten im Öttinger Forst und im Neuburger Wald fänden. Im Böhmerwald gebe es keine mehr, es würden aber noch einige aus Böhmen kommende hier geschossen.

Erst 1874 beschloss Fürst Adolf Josef zu Schwarzenberg, das Rotwild im Böhmerwald wieder einzubürgern. In einem 70 ha großen Eingewöhnungsgatter am Kubany begann diese Aktion mit einem Hirsch und sechs weiblichen Tieren aus dem Winterberger Gehege. Am 27. November 1878 konnten die ersten 29 Stück in die Freiheit entlassen werden. 1882 wurde auch der restliche Gatterbestand, dem zwei Jahre lang ein starker Karpatenhirsch beigegeben worden war, freigesetzt. Bis 1889 hatte sich der Bestand auf 315 Stück vermehrt.

Kurz vor der Jahrhundertwende erschienen die ersten Rothirsche auf bayerischer Seite, wo sie rigoros abgeschossen wurden. Erst in der Ära des 1934 verabschiedeten Reichsjagdgesetzes entwickelte sich im Bayerischen Wald ein nennenswerter Bestand, der sich in den Kriegs- und Nachkriegsjahren stark vermehrte. 1956 wurde eine Kette von Fütterungen im Staatswald angelegt, um das winterliche Abwandern des Rotwildes in die Privatwälder mit den dort als Folge davon auftretenden Schälschäden zu verhindern. In den 1970er Jahren gab es deshalb Kritik an einem für zu hoch befundenen Rotwildbestand. Im Frühjahr 1970 wurden neun Hirsche unterschiedlichen Alters an einer Fütterung eingefangen und in ein sechs Hektar großes Gehege beim Forsthaus Altschönau umgesetzt. Das war der erste Rotwildbestand im Tierfreigelände Neuschönau.

Die Verordnung zur Ausführung des Bayerischen Jagdgesetzes vom 1. März 1983 legt die Rotwildgebiete in Bayern genau fest. In Niederbayern gibt es nur das Rotwildgebiet Bayerischer Wald im Hinteren Bayerischen Wald entlang der bayerischen Grenze von Bayerisch Eisenstein bis zum Dreisessel. Der Nationalpark Bayerischer Wald, der rund 40 Prozent dieses insgesamt rund 57.000 ha großen Rotwildgebietes umfasst, strebt für seinen Bereich einen Bestand von ca. 250 Tieren (Frühjahrsbestand) an, das entspricht etwa einem Stück pro 100 Hektar. Als Ausgleich für weitgehend fehlende Überwinterungsgebiete im Vorfeld des Nationalparks gibt es vier Wintergatter. In den im Durchschnitt 30 bis 40 Hektar großen umzäunten Arealen werden die Rothirsche von etwa Anfang November bis Ende April gefüttert. Die Regulierung der Rothirsche erfolgt schwerpunktmäßig in den Wintergattern durch die Berufsjäger des Nationalparks.

Literatur

  • F. H. van den Brink: Die Säugetiere Europas. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin, 2. Aufl. 1968, ISBN 3 490 00218 0
  • Dr. Georg Sperber: Das Schalenwild und sein Einfluß auf die Waldentwicklung im Nationalpark. In: H. Weinzierl, H. Bibelriether, G. Sperber: Nationalpark Bayerischer Wald, Verlag Morsak, Grafenau 1972, ISBN 387553 010 1
  • Leopold Reuss: Fauna des Unter-Donaukreises oder gemeinnützige Naturgeschichte der im Unter-Donaukreise einheimischen wilden und zahmen Thiere, Passau 1832

Weblinks