Schlacht von Aidenbach

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Das Denkmal am Handlberg.
Das Denkmal am Reschendobl.

Die Schlacht von Aidenbach fand am 8. Januar 1706 zwischen rund 7.000 bayerischen Aufständischen der bayerischen Landesdefension unter Johann Hoffmann einerseits und den kaiserlich-habsburgerischen Truppen unter General Georg Friedrich Freiherr von Kriechbaum andererseits bei Aidenbach statt. Sie war eine der kleineren Schlachten im Rahmen des Spanischen Erbfolgekriegs und endete mit einem entscheidenden Sieg für die Habsburger.

Geschichtlicher Hintergrund

Das Machtstreben des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, der von 1679 bis 1726 regierte, hatte im Jahr 1701 den Spanischen Erbfolgekrieg heraufbeschworen. Da Karl II., König von Spanien, keine Kinder hatte, setzte er den Sohn des bayerischen Kurfürsten, Josef Ferdinand, zum Universalerben ein. 1699 starb der bayerische Erbprinz, Josef Ferdinand, im Alter von sechs Jahren. Nun begann der Streit um die Erbfolge in Spanien erneut.

Die Fürstenhäuser von Österreich und Frankreich waren mit dem spanischen Königshaus verschwägert und machten ihre Ansprüche geltend. Max Emanuel verbündete sich mit Frankreich, da er daraus größere Vorteile ziehen konnte. Dadurch entstand ein Krieg zwischen dem bayerisch-französischen Heer und dem österreichischen. 1704 kam es zu einer entscheidenden Niederlage in der Schlacht bei Höchstädt. Die Bayern und Franzosen zogen sich geschlagen in die Rheingegend zurück. Das Land überließen sie dem Feind. Dieses wurde mit Einquartierungen, Kriegssteuern und Zwangsaushebungen durch die Österreicher so sehr gequält, dass die bayerischen Bauern zum Aufstand aufriefen. Ihr Motto war: „Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben!“

Die Schlacht

In Niederbayern hielt Georg Sebastian Plinganser die aufständischen Bauern zusammen. Sein Plan war es, die Österreicher in Bayern einzukesseln und sie zu besiegen. Die oberbayerischen Bauern zogen am Weihnachtstag 1705 vor München, um die Stadt von den Österreichern zu befreien. Jedoch wurden hier die Bauern in der sogenannten „Sendlinger Mordweihnacht“ verraten und durch einen Überfall abgeschlachtet. Nach dem Sieg seiner Truppen zog General Georg Friedrich Freiherr von Kriechbaum von München aus am 1. Januar 1706 in Richtung Eggenfelden, um weitere Aufständische zu bekämpfen. Von seinen bis Pfarrkirchen vorgestoßenen Husaren erfuhr er, dass sich die „Rebellen“, die von Johann Hoffmann geführt wurden, inzwischen bei Aidenbach aufhielten.

Am Morgen des 8. Januar rückte Kriechbaum mit den kaiserlichen Truppen in Richtung Aidenbach vor. Gerichtsschreiber Johannes Paul Wallner von Pfarrkirchen zeigte ihnen den kürzesten Weg. Kriechbaum hoffte, seine Truppen mit denen des Obersten d’Arneau zu vereinigen, der am 28. Dezember Vilshofen den Aufständischen entrissen hatte. Als er mit der Reiterei in Haidenburg angelangt war, wurde ihm gemeldet, dass die Vorhut in Aidenbach auf das Heer der Aufständischen gestoßen sei. Kriechbaum sandte eine Nachricht an d’Arneau, er möge den Obristen von Marschall mit 2.000 Mann in Vilshofen zurücklassen, um von dort den Aufständischen in den Rücken zu fallen.

Gegen Mittag sahen auch die Bauern, die auf den Hügeln vor Aidenbach lagen, den herannahenden Feind. Mit etwa 7.000 Mann waren sie den Österreichern zahlenmäßig überlegen, sie verfügten aber größtenteils nur über Sensen, Spieße, Äxte und Gabeln. Hoffmann wartete auf das Herankommen der von Johann Georg Meindl geführten Aufständischen aus Braunau, doch vergebens, denn das Verhalten der Freiherrn Prielmaier und d’Olfort verzögerte den Abmarsch.

Am Abend kam es zur blutigen Schlacht. Die Bauern setzten sich anfangs heftig zur Wehr, wurden aber von Kriechbaums Husaren zersprengt. Als Hoffmann auf einem Pferd entfloh, brach der organisierte Widerstand zusammen. Einige Bauernschützen hielten in einem Hofgebäude, dem Hof des Resch von Dobl, hartnäckig die Stellung, bis das Gebäude in Brand gesetzt wurde und einstürzte. Zahlreiche Bauern und Handwerker des bayerischen Unterlandes wurden grausam niedergemetzelt. Die kaiserlichen Truppen hatten nur geringe Verluste, und die Schlacht führte letztlich zum endgültigen Zusammenbruch des Aufstands gegen Österreich.

Berichte über die Schlacht

General Kriechbaum berichtete in Begründte Relation. Ueber die bey dem Markth Aidenbach Freytag den 18. Jänner 1706 vorgegangenen Niederlag der rebellischen Unterthanen in Bayern, der Feind sei „der Kundschaft nach“ 7.000 Mann stark gewesen. Dessen Kommandanten hätten gleich mit ihrer Kavallerie die Flucht ergriffen und die Haupt-Armee im Stich gelassen. Daraufhin habe man alles, was sich habe blicken lassen, gegen geringen Widerstand „niedergemacht und masacrirt“. Da aus einem der Bauernhäuser auf die Soldaten geschossen wurde, habe man „diese Häuser sämmtlich in Brand gesteckt, und was nicht darinnen verbrunnen, sondern entlaufen wollen, ohne Unterschied niedergemacht“. Kriechbaum schätzte, dass „von 4000 Todten wenig hundert werden abgehen“. Ein württembergischer Hauptmann und der Gerichts-Oberschreiber von Schärding waren die einzigen Gefangenen. Seine eigenen Verluste gab Kriechbaum mit „nicht 8 Todte und Blessirte Mann und noch weniger Pferd“ an.[1]

Georg Sebastian Plinganser bezifferte in seiner Rechtfertigungsschrift an Kurfürst Max Emanuel die Zahl der bayerischen Toten auf nur 2.000 und schätzte die Verluste des Feindes auf 300 Mann. Er gab die Schuld an der Niederlage Baron D’Ogfort und besonders dem Gerichtsschreiber Johann Paul Wagner zu Pfarrkirchen, der die Feinde auf dem kürzesten Weg nach Aidenbach geführt habe. Dennoch sei der Sieg der Feinde anfangs ziemlich fraglich erschienen, bevor diese dann die Oberhand erlangt hätten, „zumallen der unserigen bey diser action kaum tausend mit regulierten waffen gestritten haben.“[2] Plinganser nahm allerdings nicht selbst an der Schlacht teil, sondern befand sich zu dieser Zeit in Braunau.

Von diesen zeitgenössischen Quellen blieben auch spätere Beschreibungen der Schlacht abhängig. Die patriotische Deutung des Aufstandes setzte erst im frühen 19. Jahrhundert ein. Wilhelm Lindenschmit berichtet in seiner Geschichte der Sendlinger Schlacht (1831) von 2.000 Toten auf bayerischer, 300 Toten auf österreichischer Seite. Demnach verschuldeten die Barone d’Olfort und Prielmaier durch ihre Zurückhaltung die Katastrophe. 1842 veröffentliche Sebastian Franz von Daxenberger unter seinem Pseudonym Carl Fernau die zweite Auflage seines romantischen Gedichts Die Sendlinger Schlacht Am Christtage 1705 mit dem Anhang: Die Schlacht Bei Aydenbach.

Einen ausführlichen Bericht über den Verlauf der Schlacht hinterließ 1859 Joseph Pamler. Er beziffert die Stärke der Heere bei den Kaiserlichen auf 3.000 Mann, bei den bayerischen Bauern auf 7.000 Mann, nennt aber keine Verlustzahlen. Er führt die Niederlage neben dem Verhalten d’Olforts auf die Flucht Hoffmanns in einer kritischen Situation zurück.

Freilichtspiel

Alle zwei Jahre wird von über 100 Bürgerinnen und Bürger aus Aidenbach und Umgebung mit dem historischen Freilichtspiel „Lieber bairisch sterben... Aidenbach 1706“ – unter der Regie von Peter Klewitz, dem Autor des Stückes – das Andenken an diese schrecklichen Ereignisse bewahrt.

Dabei lassen sie in Massenszenen mit Pferden, Feuer und Pulverdampf auf vier durch Übergänge und Treppen verbundenen Bühnen den Verzweiflungskampf der Bauern lebendig werden, bei dem am Ende der „Schwarze Bauer“ mit der Sense die Oberhand gewinnt.

Siehe Hauptartikel: Lieber bairisch sterben... Aidenbach 1706

Denkmäler

In Erinnerung an die Bauernschlacht von Aidenbach können die Denkmäler am Handlberg, Kleeberg und Reschendobl besichtigt werden.

Einzelnachweise

  1. Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern, Bände 7-8, 1860 (S.99-100)
  2. Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern, Bände 7-8, 1860 (S.150)

Literatur

  • Edith Rabenstein: Bayerische Rebellen. In: Passauer Neue Presse (A) vom 13. Februar 2014 (S. 15)
  • Otto Denk, Josef Weiß: Unser Bayerland. München, Allgemeine Verlagsgesellschaft, 1906
  • Die Schlacht bei Aidenbach in der Ausgabe des Aidenbacher Anzeigers von 1912 nach dem erstmals 1859 veröffentlichten Bericht von Joseph Pamler
  • Max Graf Topor Morawitzky: Beiträge zur Geschichte des Volksaufstandes in Niederbayern in den Jahren 1705 und 1706. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern, Bände 7-8, 1860 (S. 89-155). Enthalten sind unter anderem der Bericht General Kriechbaums, das Gnadengesuch Plingansers an den Kaiser und dessen Rechtfertigungsschrift an den bayerischen Kurfürsten.

Weblinks