Walter Grössl
Walter Grössl (* 11. August 1923 in Chudiwa, Böhmen; † 22. Februar 2006 in Viechtach) war ein deutsch-böhmischer Graphiker, Schriftsteller und Heimatkundler. Überregional bekannt ist er für seine Beherrschung der Holzstichtechnik.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Grössl wurde 1923 in Chudiwa im Bezirk Klattau, dem heutigen Chudenín, geboren. Er besuchte von 1929 bis 1934 die Volksschule und anschließend bis 1938 die Bürgerschule in Neuern sowie von 1938 bis 1942 die Lehrerbildungsanstalt in Krummau. 1942 wurde er Lehrer an der Volksschule Hammern im Böhmerwald. Nach Einsätzen an der Ost- und Westfront sowie dreijähriger amerikanischer Kriegsgefangenschaft kam Grössl am 6. August 1945 in Viechtach an. Dort half er Dr. Erich Lenz, dem Leiter des Schulamtes, das Unterrichtswesen neu zu beleben. Von 1945 bis 1986 wirkte er als Lehrer an der Grund- und Hauptschule Viechtach.
Im Herbst 1963 begab sich Grössl zu einem mehrwöchigen Lehrgang für Kunsterziehung und Werken an die Pädagogische Hochschule München-Pasing, um sich für die Weiterbildung als Lehrer zu qualifizieren. Er machte sich die graphischen Techniken Holzschnitt, Holzstich, Radierung und Kupferstich zu eigen und wurde auf diesen Gebieten bald zum beachteten Künstler. Beeinflusst von Adalbert Stifter und Hans Watzlik, trat er besonders als Illustrator von Werken über den Bayerischen Wald und den Böhmerwald hervor.
An der Viechtacher Schule war Grössl mit der Führung der Kreisbildstelle beauftragt, was ihm einen Freiraum für seine künstlerischen Tätigkeiten eröffnete. Eine große Zahl seiner Werke, vorwiegend mit ländlichen Motiven, veröffentlichte er auch in Form von Büchern. 2003 wurde die Viechtacher Ausstellung zum Volksfest anlässlich seines 80. Geburtstages als Grössl-Sonderschau veranstaltet, wo Grössl in einem eigenen Raum 47 Werke präsentierte.
Werk
Die schriftstellerische Arbeit Walter Grössls und große Teile seines graphischen Werks dienten heimatkundlichen und didaktischen Zwecken. Mit seinen Naturdarstellungen aus dem inneren Bayerischen Wald in der Technik des Holzstichs hat er Werke von zeitloser Bedeutung geschaffen.
Mehrfach hat er Gedichtbände (u.a. von Eugen Weber) und das Böhmerwäldler Jahrbuch illustriert.
Graphik
An der Lehrerbildungsanstalt in Krummau erfuhr Grössl u.a. Ausbildung in Zeichnen und Malen, später lernte er druckgraphische Techniken im Zuge der Lehrerfortbildung. Neben Radierung, Kupferstich und Holzschnitt nutzte und perfektionierte er insbesondere den Holzstich.
Nach Lichtbildern schuf er Erinnerungsveduten von Böhmerwaldortschaften, vor allem der Stadt Krummau an der Moldau. Weitere druckgraphische Darstellungen sind von Städten und Märkten und von alten Bauernhäusern des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes erhalten. Zu Brauchtum und bäuerlichem Jahreskreis hat er Illustrationen geschaffen. Fast alle Werke sind undatiert.
Von künstlerischem Wert sind insbesondere Holzstiche, die Natur und Witterung seines Heimatkreises um Arber, Osser, Rachel, Lusen und Dreisessel darstellen.
Bücher und Aufsätze (Auswahl)
Grössl verfasste Gedichte, außerdem heimatkundliche Werke.
- Das Viechtreich. Heimatkundliches Buch über die Landschaft zwischen Böhmerwald und Bayerischem Wald. (Mit zahlreichen schwarz-weißen Zeichnungen des Verfassers, Kartenskizzen und Photos). Verlag: Bayerische Waldvereins-Sektion, Viechtach 1950
- Aus dem Viechtreich, 1960 (=Niederbayerische Hefte Nr. 104)
- Im Viechtreich leben, 1968 (=Niederbayerische Hefte Nr. 17; mit Hanns Haller)
- Viechtach in der Napoleonischen Zeit, 1983
- Viechtach im 17., 18., 19. und 20. Jahrhundert, 1989
- Auf verschlungenen Waldpfaden. Bayerischer Wald und Böhmerwald dargestellt in Holzschnitten, Holzstichen, Radierungen und Kupferstichen. Mit Dichterworten von Adalbert Stifter, Siegfried von Vegesack und Hans Watzlik. Grafenau 1992 (Monographie zum druckgraphischen Werk)
Auszeichnungen
- Kulturpreis der Stadt Passau für die Böhmerwäldler (1987)
- Kulturpreis des Bayerischen Wald-Vereins (1998)
- Ehrenmedaille der Stadt Viechtach (2001)
- Adalbert-Stifter-Medaille der Sudetendeutschen Landsmannschaft (2003)
- Josef-Taschek-Medaille des Deutschen Böhmerwaldbundes, Landesverband Bayern (2003)
Literatur
- Erich Hans und Viktor Aschenbrenner: Walter Grössl, ein Meister des Holzschnittes. (=Sudetenland, Vierteljahresschrift für Kunst, Literatur, Wissenschaft und Volkstum. Böhmen, Mähren, Schlesien. 3. Heft. Nürnberg, 1983
- vbb: Heute vor zehn Jahren starb der Heimatkünstler Walter Grössl. In: Der Bayerwald-Bote vom 22. Februar 2016 (S. 25)
- Horst Stiepani: Walter Grössl – Ein Meister in Holzschnitt, Holzstich, Kupferstich und Radierung. In: Passauer Kunst Blätter, Nr. 63 (2019), S. 16–18
- Horst Stiepani (Illustration: Walter Grössl): Berge – Wälder – dunkle Wasser. Landschaft zwischen Osser und Dreisessel. Waldkirchen 2004 (2. Aufl.)
- Martin Ortmeier (Hg.): Notiz (und Titelabbildung) in: Passauer Kunst Blätter, Nr. 65 (2019), S. 8
