Aenus-Skulptur (Simbach am Inn)

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Die Aenus-Skulptur in Simbach am Inn
Die Aenus-Skulptur mit dem Braunauer Kirchturm im Hintergrund. (Foto: Schlegel)
Die Rückansicht des umstrittenen Aenus. (Foto: Schlegel)

Die Aenus-Skulptur ist eine der größten und teuersten Skulpturen des Bildhauers Dominik Dengl. Sie befindet sich seit dem 12. April 2008 an der Innbrücke in Simbach am Inn.

Geschichte

Idee

Die überdimensionale Fischplastik stellt einen Huchen dar, den größten im Inn lebenden Raubfisch. Darauf reitend eine männliche Figur – der Aenus. Aenus ist die lateinische Bezeichnung für Inn. Erste historische Quelle dafür ist eine Landkarte von 1523, auf der zwar „Oenus“ für den Inn steht, allerdings hat sich im Laufe der Jahrhunderte in der Region Rottal-Inn der Begriff „Aenus“ verbreitet. Das Ganze ist als Bild zu verstehen für die Naturgewalt, die immer wieder von Menschenhand zu zähmen versucht wird.

Nach dem EU-Beitritt Österreichs am 1. Januar 1995 und dem darauf folgenden Wegfall der Grenzkontrollen an der Innbrücke wurden die Grenzabfertigungseinrichtungen (Schranken, Gebäude, usw.) abgebaut. Auf bayerischer Seite stand hier früher einmal ein imposantes Brückenportal (erbaut 1893 bis 1894), das nach der Zerstörung der Brücke im Zweiten Weltkrieg dann 1947 abgebrochen wurde. Im Zuge der städtebaulichen Neugestaltung dieses Platzes im Jahre 2000 sind Pläne für eine entsprechende Aufwertung des Brückenvorplatzes gemacht worden. So erinnert eine Ummauerung der Fläche an die ursprüngliche Dimension des Brückenportals.

Alt-Bürgermeister Richard Findl ließ die kleine Insel in der Straßenmitte so gestalten, dass dort einmal ein Kunstwerk aufgestellt werden kann. Im Jahre 2002 betraute er den Malchinger Künstler Dominik Dengl mit der Umsetzung der Aenus-Idee. Es folgten mehrere Entwürfe, die immer konkreter als Modell präsentiert wurden. So wurde auch eine Test-Skulptur aus Pappe an der vorgesehenen Stelle hochgehoben, um die spätere Größe auszutesten.

Produktion

Nach fast zweieinhalbjähriger Arbeit des Bildhauers am Gipsmodell wurde Ende 2007 in der Kunstgießerei Otto Strehle in Eisenfelden mit dem Bronzeguss begonnen. Gleichzeitig fertigte die Firma Merckenschlager GmbH & Co. KG aus Tittling den Granitsockel aus Bayerwaldgranit für die Großplastik. Der endgültige Bronzeguss ist etwa sechs Meter lang und hat mit Sockel eine Gesamthöhe von acht Metern. Der Aenus selber ist 2,40 Meter groß.

Etwa eineinhalb Tonnen einer speziellen Legierung wurden für den Guss von Huchen und Reiter verwendet. Dies ist die größte Bronzeplastik, die seit Jahrzehnten bayernweit hergestellt wurde. Die letzte große Bronzestatue vor dem Aenus war laut Dengl 1966 das Wimmer-Ross in Pfarrkirchen. Die fertige Skulptur konnte nur per Spezialtransport an seinen Platz gelangen.

Konstruktion

Zunächst wurde der Sockel aufgebaut, der aus fünf mächtigen Granitblöcken besteht, die etwa 50 Tonnen wiegen und eine Höhe von fünf Metern erreichen. Oben auf dem letzten Stein befinden sich sechs Scheinwerfer, die den Aenus nachts anstrahlen. Darauf sind zwei Säulen platziert, die den Huchen halten, einen großen Fisch mit spitzen scharfen Zähnen.

Dieser besteht aus 24 miteinander verschweißten Teilen. Auf ihm reitet der Flussgott. Er wurde aus fünf Teilen zusammengeschweißt (Torso, Arme und Beine). Das Gesicht ist archaisch, klassisch, emotionslos und doch edel und stolz. Der muskulöse Körper des Aenus ist nur mit einem Lendenschurz bedeckt, die wuscheligen Haare sind mit einem Stirnband gezähmt.

Nachdem Fisch und Reiter miteinander verbunden und feingeschliffen waren, wurde die Oberfläche noch patiniert, also durch chemische Behandlung mit einem goldenen Glanz versehen.

Die Stadt Simbach am Inn wurde finanziell mit diesem Denkmal nicht belastet. Alt-Bürgermeister Richard Findl konnte mit Hilfe zahlreicher Spender eine vollständige Deckung der Kosten in Höhe von 230.000 € erreichen. Eingeweiht wurde das Denkmal am 12. April 2008.

Medienecho

Als der Aenus am 8. April 2008 in die Grenzstadt gebracht wurde, war das Aufsehen riesig. Fernsehteams und Medien aus Bayern und Österreich sahen, wie der überdimensionale Huchen am 9. April an der Innbrücke montiert wurde.

Eine hitzige Debatte um den unverhüllten Intimbereich des Aenus, der nach Österreich zeigt, schloss sich an. Der Künstler rechtfertigte sich mit den Worten „Gott hat nun mal Hintern gemacht“ und prophezeite, man würde sich daran gewöhnen und das Denkmal werde zu einem neuen Treffpunkt der Simbacher Bevölkerung.

Postkarten

Die Stadt Simbach verkauft seit Herbst 2008 ein Postkarten-Set von der Aenus-Skulptur im Rathaus. Fotographiert hat sie ein befreundeter Fotograf von Künstler Dominik Dengl. Drei Bilder sind dadurch entstanden, die die Stadt als Postkartenset drucken ließ. Für zwei Euro kann man den Satz im Rathaus im Zimmer 7 erwerben. Auch im Heimatmuseum ist er erhältlich. Es wurde immer wieder nachgefragt, ob die Stadt nicht solche Postkarten haben, woraufhin die Stadt entsprechend reagiert hat.

Eine Ansicht von hinten, eine von vorn, zeigen den Fisch samt Flussgottheit in seiner ganzen Pracht. Der Stein bzw. das Bronzeteil des Anstoßes ist bei den beiden Nahaufnahmen geschickt verdeckt. Die dritte Ansicht ist von der Brücke in Richtung der historischen Innstraße fotografiert. Die Idylle perfekt macht eine Kutsche, die hinter der Säule vorbei reitet. Als der Fotograf das Bild machte, kam tatsächlich die Kutsche vorbei.

Literatur