Bistum Passau

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Das Wappen des Bistums Passau.
Historisches Wappen des Bistums Passau.

Das Bistum Passau (lat. Dioecesis Passaviensis) ist ein Bistum der römisch-katholischen Kirche. Es umfasst auf einer Gesamtfläche von 5.442 km² den östlichen Teil des Regierungsbezirks Niederbayern und den Raum Altötting-Burghausen mit insgesamt 511.000 Katholiken (2005). Das Passau übergeordnete Erzbistum ist München-Freising.

Von allen deutschen Bistümern hat Passau mit 68,1 Prozent den höchsten Katholikenanteil.

Patrone

Der Dom St. Stephan und die Stadt Passau sind dem besonderen Schutz des Hl. Stephanus anvertraut, Bistumspatrone sind der Hl. Valentin (1. Juli) und der Hl. Bruder Konrad von Parzham (21. April).

Siehe Hauptartikel: Patrone des Bistums Passau

Bischof und Domkapitel

Der derzeitig 85. Bischof von Passau ist Stefan Oster (Bischofsweihe am 24. Mai 2014), Altbischof war Wilhelm Schraml (Bischofsweihe am 8. März 1986, verstorben am 8. November 2021). Generalvikar (also der persönliche Stellvertreter des Bischofs in allen Verwaltungsaufgaben) ist Josef Ederer.

Dem Domkapitel zum heiligen Stephan gehören acht Kanoniker an, denen der Dompropst und der Domdekan vorstehen. Außerdem zählen sechs Domvikare zum Kapitel.

Im 20. Jahrhundert war das Bistum Passau in der glücklichen Lage, von nur wenigen Bischöfen mit meist recht langen Regierungszeiten geleitet zu werden. Sie sind nicht nur vielfach noch in Erinnerung, sondern haben das heutige Gesicht der Diözese ganz erheblich geprägt.

Haushalt

Der Haushalt des Bistums umfasst im Jahr 2024 143,4 Millionen Euro.

Geschichte

Altes Siegel des Bistums Passau.
Der österreichische Teil der Diözese Passau um 1300.
Entwicklung der Diözese Wien.

Gründung

Das Bistum Passau wurde im Jahr 739 durch den fränkischen Reichsbischof und päpstlichen Legaten Bonifatius eingerichtet. Durch ihn erhielten 739 die Diözesen Freising, Passau, Regensburg und Salzburg die pästliche Bestätigung. Dabei wurden auch die Diözesangrenzen festgelegt. Er bestätigte Vivilo als den ersten Bischof von Passau. Allem Anschein nach bestand aber bereits zuvor eine funktionierende kirchliche Administration unter Vivilo in Passau.

Laut einer Legende soll der Sitz des Erzbischofs von Lorch in jenen Jahren wegen einer von den Awaren ausgehenden Gefahr (letztendlich wurde Lorch auch von ihnen zerstört) nach Passau verlagert worden sein, und zwar unter Verlust der erzbischöflichen Würde. Nach der, vor allem von Bischof Pilgrim stark betonten, sogenannten „Lorcher Fabel“ hat also Bischof Vivilo, der letzte Lorcher Erzbischof, den Bischofssitz 739 nach Passau verlegt. Demzufolge wäre Passau theoretisch von Rechts wegen der Nachfolger des größten Bistums im Südosten des deutschen Kulturraumes.

Nachdem Karl der Große von 791 bis 796 die Awaren besiegte, gründete er eine neue Mark im Osten, die sogenannte „Awarenmark“. Von Passau wurde der nördlich der Alpen gelegene Teil, von Salzburg wurden Kärnten, Steiermark und Westungarn missioniert. Bei den neu errichteten Kirchen lässt sich die (frühere) Diözesanzughörigkeit daher bis heute häufig durch die Kirchenpatrone Stephanus für Passau und Rupert für Salzburg ablesen.

Im Jahre 798 wurde Salzburg unter Bischof Arno schließlich ein Erzbistum, dem neben Freising, Neuburg, Regensburg und Säben fortan auch Passau als Suffraganbistum unterstand.

Im Heiligen Römischen Reich

Zu Zeiten des Heiligen Römischen Reichs erstreckte sich das Bistum auf einer Fläche von 42.000 km² bis über über Wien und Ungarn hinaus und war damit das größte Bistum des Reichs. Es stand also ganz von selbst im politischen Spannungsfeld zwischen Bayern, Böhmen und Österreich. Daraus ergab sich aber auch ein besonders heikles Verhältnis zu den österreichischen Herzögen, deren Herrschaftsgebiet der kirchlichen Jurisdiktion eines auswärtigen Reichsfürsten unterstand, nämlich der des Passauer Fürstbischofs. Dieser hätte rein theoretisch ihre Hauptstadt mit dem Interdikt belegen und damit ihre gesamte Regierungstätigkeit lähmen können, was jedoch in der Praxis nie geschehen ist.

Hinzu kommt noch, dass Österreich seit 1156 durch das Privilegium Minus im weltlichen Bereich von Bayern unabhängig war. Demgegenüber steht die kirchliche Abhängigkeit vom Fürstbistum Passau. Alle Versuche der österreichischen Herzöge, ein eigenes Landesbistum zu errichten und damit diese Abhängigkeit aus dem Weg zu schaffen, blieben über ein halbes Jahrtausend hinweg bis zum Jahr 1783 bis auf wenige Ausnahmen erfolglos. Allerdings gelang es den Österreichern stattdessen des Öfteren, einen ihnen wohlgesinnten Geistlichen ins Amt des Passauer Fürstbischofs zu bringen und damit eine womöglich „unpassende“ Politik aus Passau bereits im Vorfeld zu vereiteln. Beispiele hierfür sind Ulrich II. (1215), Erzherzog Leopold (1598), Erzherzog Leopold Wilhelm (1625) oder Erzherzog Karl Joseph (1662).

Hochstift Passau

Das spätestens im Jahre 1217 begründete Hochstift Passau war der weltliche Herrschaftsbereich des Fürstbischofs von Passau bis zur Säkularisation in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803. Das Gebiet des Hochstiftes unterschied sich erheblich vom Bistum Passau.

Siehe Hauptartikel: Hochstift Passau

Entstehung der Diözese Wien

Auch das Gebiet der heutigen Erzdiözese Wien unterstand lange Zeit dem Bistum Passau, auch wenn die österreichischen Herrscher stets bestrebt waren, ihre kirchliche Unabhängigkeit von Passau zu erlangen. So begann etwa Herzog Rudolf IV. die Wiener Stephanskirche zu einem gotischen Dom auszubauen und machte ihn 1365 sogar zum Sitz eines Domkapitels, das von Passau unabhängig war. Letztlich gelang es aber erst den Habsburgern unter Kaiser Friedrich III. 1469, von Papst Paul II. die Bulle In supramae dignitatis specula zu erwirken, die in Österreich die Bistümer Wien und Wiener Neustadt errichtete. In dieser Bulle wurde auch dem römisch-deutschen Kaiser und seinen Nachfolgern das Recht gegeben, Bischöfe einzusetzen, ein Recht, das der österreichische Kaiser bis 1918 ausübte. Das Bistum umfasste nur das Stadtgebiet von Wien und reichte im Süden bis Mödling. Der erste Bischof Leo von Spaur hat sein Amt wahrscheinlich nie ausgeübt. Weil die Diözese als arm galt, wurde sie bis 1513 nur von Administratoren verwaltet.

Unter dem Episkopat von Sigismund Graf von Kollonitz wurde Wien am 1. Juni 1722 durch Papst Innozenz XIII. mit der Bulle Suprema dispositione in den Rang einer Erzdiözese erhoben. Aber erst am 14. Februar 1723 wurde die Bulle nach Wien gebracht. Das Bistum Wiener Neustadt wurde als Suffraganbistum dem Erzbistum Wien unterstellt. Vom Bistum Passau kamen 1729 der Distrikt Unter dem Wienerwald (mit den Pfarren zwischen Wien und Wiener Neustadt) zur neuen Erzdiözese.

Weitere Gebietsabtretungen von Passau an Wien erfolgten 1784.

Exemtion vom Erzbistum Salzburg

Mit der bereits erwähnten „Lorcher Fabel“ – derzufolge Passau von Rechts wegen der Nachfolger des größten Bistums im Südosten des deutschen Kulturraumes wäre – begründeten mehrere Passauer Bischöfe das Vorrecht gegenüber dem Erzbistum Salzburg und beanspruchten auch für Passau die Erhöhung zu einem Erzbistum, womit Passau von Salzburg unabhängig geworden wäre (sog. „Exemtion“). Pilgrim, der Passau damit zur Metropole der ungarischen Bistümer machen wollte, soll sich deswegen sogar gefälschter Urkunden bedient haben. All diese Bestrebungen blieben jedoch erfolglos und wurden von der Kurie nicht erhört.

Erst im Jahr 1722 erreichte Fürstbischof Joseph Dominikus Kardinal Graf von Lamberg zumindest die Exemtion (das heißt die unmittelbare Unterstellung eines Bistums unter den Papst) des Bistums Passau vom Erzbistum Salzburg.

Der letze exemte, das heißt keinem Erzbischof unterstellte Bischof von Passau, war Leopold Leonhard Raymund Graf von Thun-Hohenstein.

Abtrennung der österreichischen Gebiete

Unmittelbar nach dem Tod von Fürstbischof Leopold Ernst Kardinal Graf von Firmian am 13. März 1783 leitete Kaiser Joseph II. ohne Verständigung der kirchlichen Instanzen eine Neueinteilung der österreichischen Diözesen ein. Diese war bereits von langer Hand von ihm geplant gewesen und beinhaltete vor allem die Aufsplittung der weitläufigen österreichischen Teile des Bistums Passau. Davon betroffen waren also das Gebiet der bisherigen Offizialate ob der Enns (in etwa das heutige Oberösterrech) sowie unter der Enns (in etwa das heutige Niederösterreich).

Durch die Abtrennung wurden die Bistümer Linz (bisher „ob der Enns“) und St. Pölten (bisher „unter der Enns“) geschaffen, deren Bistumsgrenzen weitgehend an die Landesgrenzen angepasst wurden. Außerdem wurde das Erzbistum Wien um die Pfarreien nördlich von Wien (sowie um fünf Pfarren der ungarischen Diözese Raab und das 1785 aufgelöste Bistum Wiener Neustadt) vergrößert. Linz und St. Pölten wurden Wien als Suffraganbistümer unterstellt. Erster Bischof von Linz wurde Ernst Johann Graf von Herberstein, in St. Pölten trat Johann Heinrich von Kerens das neu geschaffene Amt an.

Dem inzwischen neu gewählten Passauer Fürstbischof Joseph Franz Anton Graf von Auersperg blieb im Jahr darauf schließlich kaum etwas anderes übrig, als dieses Vorgehen zu billigen. Am 4. Juli 1784 unterzeichnete er einen Vertrag mit Kaiser Joseph II., in dem er auf die Ausübung der Diözesanrechte in den österreichischen Teilen seines Bistums verzichtet. Dem stimmte am 28. Januar 1785 auch Papst Pius VI. zu, der in einer entsprechenden päpstlichen Bulle nun offiziell die neuen Diözesen errichtete.

Die Dekanate im Bistum Passau.

Gliederung

Das Bistum Passau unterteilt sich in 100 Pfarrverbände, die in zehn Dekanaten organisiert sind:

Dekanate

Pfarreien

Siehe Hauptartikel: Pfarreien im Bistum Passau

Pfarrverbände

Siehe Hauptartikel: Pfarrverbände im Bistum Passau

Einrichtungen

Das Bistum Passau betreibt zahlreiche Einrichtungen, so beispielsweise die Caritas, zahlreiche Kindergärten und Schulen, Stiftungen wie die Brauerei Hacklberg und GmbHs wie Wohnbauwerk und Bistumsblatt. Das Bistum Passau ist außerdem Mitträger der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Das Bistum verleiht außerdem jedes Jahr am 26. Dezember die Stephanusplakette an verdiente Laien.

Kontakt

Bischöfliches Ordinariat
Domplatz 7
94032 Passau

Telefon: 0851/393-0
Fax: 0851/393-1109

E-Mail: pressestelle@bistum-passau.de
Internet: www.bistum-passau.de

Literatur

Weiterführende Publikationen

Weblinks