Glashütte Schachtenbach

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Der ehemalige Glashüttenstandort Schachtenbach in den 1950er Jahren. (Foto: Steckbauer)

Die Glashütte Schachtenbach war eine Glashütte in Schachtenbach im Landkreis Regen. Sie bestand von 1822 bis 1865.

Geschichte

Bei der Purifikation, der Bereinigung von Waldnutzung und Waldbesitz im Jahr 1804, wurde den damaligen Besitzern des Glashüttengutes Rabenstein von Kiesling der „nach dem Stüberischen Plan angegebene Flächeninhalt von 5151 Tagwerk (…) mit aller oberflächlichen Nuzung zum vollen Alleingrund überlassen und hievon soll(en) nur allein die edlen Metalle und Produkte unter der Erde […] ausgenommen seyn.“

Im Jahre 1820 brannte die Althütte ab. 1822 wurde die neue Glashütte, damals, weil am reißenden Höllbach gelegen, „Höllhütte“ genannt, in Betrieb genommen. 1829 pachteten Vater und Sohn Joseph Schmid, Besitzer der Glashütte Goldbrunn in Böhmen, die Glashütte.

Im September dieses Jahres fanden die Geometer der Bayerischen Landesvermessung bereits einen voll funktionierenden Hüttenbetrieb vor. Die „Schachtel- oder Höllhütte“ selbst war 41 Meter lang und 20 Meter breit, außerdem waren mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude vorhanden.

1830/31 erwarben die Schmid den von König Ludwig ausgelobten Preis von 3.000 Gulden für „reines und wertvoll veredeltes Krystallglas“, das dem böhmischen Glas gleichkam. Das Leben von Joseph Schmid endete am 10. Oktober 1835. Sohn Joseph leitete fortan den Betrieb alleine, wie auch die Hütte in Goldbrunn.

Weil die Pacht von Joseph Schmid 1844 endete, schloss Wilhelm Steigerwald 1843 mit den Vormündern von Max von Kiesling einen Pachtvertrag ab Georgii (23. April) 1844 für zunächst sieben Jahre. Nachdem der junge Glashüttengutsbesitzer Max von Kiesling am 21. Dezember 1845 verstorben war, veräußerten die Erben das Glashüttengut Rabenstein an die Bayerische Staatsforstverwaltung, die Wilhelm Steigerwald den Pachtvertrag bestätigte.

20 Jahre war Wilhelm Steigerwald in der Einöde Schachtenbach tätig. Bis zum Jahre 1859 errichtete er sechs Gebäude, darunter zwei Glasschleifen. Nachdem von Anfang an das Wasser des Schachten- und des Höllbaches für die Glasproduktion sehr knapp war, durfte Steigerwald 1848 einen Kanal anlegen, der in der Höhe des Bretterschachtens von der Kleinen Deffernik bis zum Schachtenbach, über den Steigerwald eine Schleife baute, führte. Er ist bis heute im Gelände sichtbar und begehbar. Etwa 200 Meter oberhalb der Straße vom Großen Arbersee nach Bodenmais ist die Schwelle für den Kanal nach Schachtenbach, der mit einigen Unterbrechungen (teilweise Forststraßen) bis zum Weiler im Gelände zu verfolgen ist.

1855 erhielt Schachtenbach auf der Weltausstellung in Paris als einzige deutsche Glashütte eine Goldmedaille. 1863 musste Steigerwald auf Betreiben der Staatsforstverwaltung den Pachtvertrag für Schachtenbach auflösen. Als Ersatzbetrieb wurde ihm die Regenhütte angeboten. Zwei Jahre betrieb er beide Hütten. 1865 war der Umzug abgeschlossen. Von dem guten Dutzend Gebäuden in Schachtenbach hat Steigerwald die meisten abgebrochen und in Regenhütte wieder aufgebaut. So wurden der Pocher und die Schneidsäge 1866 abgebrochen. Die 1837 oder 1838 erbaute Schleife wurde als Wohnhaus genutzt, ebenso das Wirtshaus, der Kiesofen wurde in einen Stall umfunktioniert.

Aus dem Glashüttenort wurde eine Holzhaueransiedlung, die bis 1960 bestand. An die Glashütte erinnern bestenfalls Scherben, die geübte Suchende im Waldboden finden.

Literatur

Weblinks