Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein

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Der Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein. (Foto: Hackl)
Kreuzgewölbe und Säulen prägen die Katakomben des Bahnhofs, in denen ein Fledermauszentrum untergebracht ist; rechts im Bild: Heinrich Schmidt. (Foto: Hackl)
Der Charme der k.u.k. Monarchie prägt die gesamte Bahnhofsstätte. (Foto: Hackl)

Der Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein (tschech: Železná Ruda-Alžbětín) liegt in der Gemeinde Bayerisch Eisenstein im niederbayerischen Landkreis Regen, sowie im Ortsteil Alžbětín (Elisenthal) der Gemeinde Železná Ruda (Markt Eisenstein) im tschechischen Bezirk Klatovy (Klattau) und ist der Grenzbahnhof der Bayerischen Waldbahn zur Tschechischen Republik. Das großzügig konzipierte Bahnhofsgebäude steht zur einen Hälfte auf deutschem, zur anderen Hälfte auf tschechischem Gebiet, der Grenzverlauf führt mitten durch das Gebäude.

Geschichte

Bau der Eisenbahn und des Bahnhofs

Bereits 1835 hat sich der bayerische Teil des Tales unter dem Namen „Eisenstein“ als bayerische Landgemeinde konstituiert. Mit dem Bahnbau und der Eröffnung der Eisenbahnlinie von Plattling nach Pilsen 1877 begann die eigentliche Entwicklung des Ortes zwischen dem älteren Neu-Waldhaus und dem Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein.

Als das Ende des Streckenbaus nahte, vereinbarten die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen und die k.k. privilegierte Eisenbahngesellschaft Pilsen–Priesen(–Komotau) am 17. Mai 1877 den Bau des großzügig konzipierten Bahnhofs mit seinen großen Gleisanlagen für den Übergabebetrieb. Dafür musste das vorgesehene Gelände mit über 250.000 m³ Erdreich aufgefüllt und eingeebnet werden. Der Mittelteil des Empfangsgebäudes wurde direkt auf der Grenze zwischen Bayern und Böhmen errichtet.

Auf beiden Seiten wurden die Gebäudeflügel der jeweiligen Bahngesellschaft angebaut. Sehr repräsentativ wurden die Wartesäle gestaltet. 1878 wurde der Bahnhof fertiggestellt, auf dessen Südseite westlich des Gleisfeldes, das anfangs 9, später 11 Gleise hatte, auch ein Ringlokschuppen mit Drehscheibe errichtet wurde. Für den bayerischen Ort Eisenstein bedeutete der Bau des Bahnhofs einen großen Aufschwung, denn im Umfeld dieses Bauwerks entstand das neue Ortszentrum.

Zugunglück

Am 28. Januar 1889 nachmittags 2 Uhr ereignete sich durch falsche Weichenstellung bei der Einfahrt des Postzuges ein Zugunglück. Der Personenzug fuhr auf einen Güterzug auf, wobei der Zugführer getötet und mehrere Personen teils schwer verletzt wurden.

Wiederbelebungsmaßnahmen

Im Jahr 2008 erarbeitete man ein ein Konzept zur Wiederbelebung des Grenzbahnhofes. Seit August 2010 wird das Gebäude vom Naturpark Bayerischer Wald saniert und in ein Ausstellungshaus mit verschiedenen Themenschwerpunkten umgebaut: In den Kellergewölben entstand das Europäische Fledermauszentrum, im Erdgeschoss eine Arber-Ausstellung, im ersten Stock ein Skimuseum, im Dachgeschoss eine Modelleisenbahnanlage und im zweiten Obergeschoss eine Ausstellung zur Eisenbahn-Geschichte der Region. Der neue Grenzbahnhof soll im Frühsommer 2014 eröffnet werden.

Um die Ausstellung zur Eisenbahn-Geschichte der Region mit Leben zu erwecken, wurden mit großem Aufwand Kleinigkeiten aufgetrieben: Zum Beispiel die handgeschriebenen Einladungsschreiben zum „Diner“ anlässlich der Feierlichkeiten zur Eröffnung der Bahnstrecke. Oder original Kopfbedeckungen der bis zu 120 Bahnbediensteten, die einst in Eisenstein stationiert waren. Mit der Bahn kamen auch die Touristen in den Bayer- und Böhmerwald. Die Ausstellung zeigt die Anfänge dieser neuen Ära ebenso wie ihre Auswüchse. Neben historischen Fotos von der Sommerfrische unterm Arber, zu der man noch stilecht mit dem Schrankkoffer anreiste, wird der Besucher auch mit all den kitschigen Souvenirs konfrontiert, mit denen man den „Preißn“ nur all zu gern das Geld aus der Tasche zog. Auch der Tourismus heute mit seinen großen Naturschutzgebieten auf beiden Seiten der Landesgrenze wird thematisiert. Überall in der Ausstellung findet man neben Texttafeln in Deutsch und Tschechisch auch Hörstationen oder interaktive Monitore. Komplettiert wird diese moderne Museumsdidaktik durch 34 eigens entwickelte Apps. Auf dem Smartphone oder Leih-Tablet-PC kann man sich so kurze Filme zu den einzelnen Stationen der Ausstellung ansehen.

Infozentrum Grenzbahnhof

Im Infozentrum Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein bekommen die Besucher Informationen über die beiden Nationalparks Šumava und Bayerischer Wald, über das Landschaftsschutzgebiet Sumava und über den Naturpark Bayerischer Wald. Den Besuchern wird die Region zwischen Moldau und Donau vorgestellt und sie können spielerisch die Sprache unserer tschechischen Nachbarn lernen. Sie erhalten außerdem Einblicke in die Arbeit der grenzüberschreitenden Organisationen und in die Energieversorgung der Einrichtung mit erneuerbaren Energien.

Siehe auch

Literatur

Weblinks