Israel Offmann

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Israel Offmann vor dem Schrank mit den Thorarollen, die die fünf Bücher Mose enthalten. (Foto: Rammer/Zisler)

Israel Offmann (* 20. Juli 1925) ist ein niederbayerischer Holocaustzeuge. Nach 1945 war er wesentlich am Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde Straubing beteiligt.

Leben und Wirken

Der Herrgott hat mich dagelassen, damit ich meine Pflicht als Jude erfülle. Meine Aufgabe sollte fortan sein, die Synagoge in Straubing zu retten, die kleinste jüdische Gemeinde Deutschlands, die zum Untergang verurteilt war, vor diesem zu bewahren.“ Israel Offmann fühlt sich als Werkzeug Gottes: „Deine Wege sind nicht deine Wege. Der liebe Gott führt dich.“ In Straubing und in seiner Gemeinde, der jüdischen Gemeinde Niederbayerns, wird er schon mal als Heiliger bezeichnet. Das hört er nicht gerne und weist er weit von sich. „Ich bin ein niederbayerischer Jude und ich bin ein Mensch.“

Am 28. April 1945 ist Israel Offmann aus dem Lager Ganacker bei Plattling, einem Außenlager des KZ Flossenbürg, befreit worden. Da war er 19 Jahre jung, wog noch 29 Kilo. Die vor der US-Army flüchtende SS hatte ihn liegengelassen. „Ich war denen keine Kugel mehr wert.“ Als ihn die Befreier gefunden haben, sollte ihm ein Geistlicher die letzte Ölung geben. Mit letzter Kraft hat er geflüstert: „Nicht taufen. Ich bin Jude.“ Er ist am Leben geblieben. Als 15-Jähriger wurde er im Ghetto Tschenstochau von der Gestapo verhaftet, weil er Gewehre für einen geplanten Ghettoaufstand geschmuggelt hatte. Eine Odyssee des Schreckens durch die Vernichtungslager Auschwitz, Sachsenhausen und Oranienburg begann.

Seine beiden Eltern und vier Geschwister wurden ermordet. Offmann musste in Auschwitz dolmetschen, weil er gut Deutsch konnte. Auch der Massenmörder-Arzt Josef Mengele forderte seine Dienste an. „Wenn Sie mit ihm gesprochen haben, haben sie gar nicht gewusst, was das für ein Monster ist. Der Herr über Leben und Tod.“

Offmann will heute nur ungern darüber sprechen. Lieber spricht er über seine Lebensaufgabe, die er immer noch mit all seiner Kraft verfolgt: Die jüdische Gemeinde in Straubing mit Leben zu erfüllen. Nach der Teilnahme am israelischen Befreiungskrieg in Palästina ist er nach Straubing zurückgekommen, hat mit seiner großen Liebe 1950 eine Familie gegründet. Heute hat er allen Grund zur Freude. Denn es geht wieder sehr lebendig zu. Nicht zuletzt dank seiner Tochter Anna Deborah Zisler – eines seiner vier Kinder, und sieben Enkel –, die seit 1998 so was wie die „Managerin der Gemeinde“ ist.

Literatur