Agnes Bernauer
Agnes Bernauer (* um 1410; hingerichtet am 12. Oktober 1435) war eine Baderstochter und mit Herzog Albrecht III. von Bayern verheiratet.
Leben und Wirken
Agnes Bernauer wurde wahrscheinlich im Jahre 1410 geboren. Der genaue Geburtsort sowie die soziale Herkunft von Agnes Bernauer sind nicht bekannt, doch wird angenommen, dass sie die Tochter des Augsburger Baders Kaspar Bernauer war. Agnes Bernauer erlangte Bekanntheit durch ihre Verbindung zu Herzog Albrecht III., welcher der einzige Sohn und Thronfolger des Wittelsbacher Herzogs Ernst, Regent des Herzogtums Bayern-München-Straubing war.
Herzog Albrecht III. lernte Agnes Bernauer wahrscheinlich im Februar 1428 bei einem Turnier in Augsburg kennen. Albrecht verweigerte dem Vater mehrmals den schuldigen Gehorsam und zog mit der Bernauerin nach Straubing in das Herzogsschloss. Gegen den Willen der herzoglichen Familie ging Herzog Albrecht III. um 1432 eine nicht standesgemäße Ehe mit Agnes Bernauer ein. Im Mittelalter galt der Baderstand als unehrenhaft. Kinder aus einer derartigen Verbindung hatten keinen Anspruch auf die Thronfolge. Deshalb heiratete Herzog Albrecht III. Agnes Bernauer heimlich.
Als jedoch am 12. September 1435 der Bruder des regierenden Wittelsbacher-Herzogs starb und Albrecht III. dadurch in der Erbfolge auf den ersten Platz vorrückte beschloss Herzog Ernst aus diesem Grund, dass sein Sohn standesgemäß heiraten und einen würdigen Erben zeugen sollte. Herzog Albrecht III. wollte sich aber nicht von der Bernauerin trennen. Deshalb sah Herzog Ernst keine andere Möglichkeit als Agnes Bernauer zum Tode zu verurteilen. Sie wurde am 12. Oktober 1435, während Herzog Albrecht zur Jagd in Landshut war, als angebliche Hexe in der Donau ertränkt.
Als Sühne für den Mord an seiner Schwiegertochter stiftete Herzog Ernst 1436 eine Messe in St. Peter in Straubing. Er ließ außerdem einen Grabstein aus rotem Marmor für Agnes Bernauer anfertigen und errichtete ihr zum Gedenken im Petersfriedhof eine eigene Totenkapelle, die Agnes-Bernauer-Kapelle.
Herzog Albrecht III. heiratete am 6. November 1436 pflichtgemäß die Tochter des Herzogs von Braunschweig, und wurde nach dem Tod seines Vaters am 2. Juli 1438 Herzog von Oberbayern.
Nachleben
Die einzige zeitgenössische Quelle, eine Instruktion für den herzoglichen Gesandten, bezeichnet Agnes Bernauer als ein „böses Weib“, das so „hart und streng“ mit dem Herzogssohn umgesprungen sei, wie man es gar nicht mit wenigen Worten ausdrücken könne. Dessen ungeachtet wurde die unglückliche Liebesgeschichte von Agnes Bernauer und Herzog Albrecht über die Jahrhunderte immer wieder literarisch und musikalisch aufgegriffen und bearbeitet. Bereits im 15. Jahrhundert entstand das Volkslied von der Bernauerin. Literarische Bedeutung erlangten vor allem das Trauerspiel Agnes Bernauerin von Joseph August Graf von Törring (1780) sowie Friedrich Hebbels Trauerspiel Agnes Bernauer (1852/1855) und Carl Orffs musikalisches Volksschauspiel Die Bernauerin (1946). Hebbels Theaterstück über Agnes Bernauer wurde am 25. März 1852 unter der Regie von Franz von Dingelstedt am Münchner Hoftheater uraufgeführt.
Heute erinnern vor allem die 1935 ins Leben gerufenen Agnes-Bernauer-Festspiele an die erste Frau von Herzog Albrecht III. Die Spiele finden alle vier Jahre in Straubing am Originalschauplatz, dem Herzogschloss, satt. Dabei wird die Geschichte Agnes Bernauers von Laienschauspielern des Agnes-Bernauer-Festspielvereins in Form eines Theaterstücks erzählt. Sie gehen zurück auf Eugen Hubrichs Freilichtspiel Die Agnes Bernauerin zu Straubing von 1935. Nach mehreren Bearbeitungen dieses Werkes schufen 1995 Johannes Reitmeier und Thomas Stammberger das jetzige Historienspiel in 15 Bildern. In Vohburg (Oberbayern) werden seit 1909 Agnes-Bernauer-Festspiele durchgeführt, zuerst alle 25 Jahre, seit 2001 im vierjährigen Turnus als Freilichtaufführungen.
In Niederbayern gibt es in Wiesenfelden einen Agnes-Bernauer-Weg, in Straubing eine Bernauergasse, eine Agnes-Bernauer-Apotheke und den Agnes-Bernauer-Turm. Auch das Donauschiff MS Agnes Bernauer ist nach ihr benannt.
Weblinks
- www.agnes-bernauer-festspiele.de/
- Marita A. Panzer, Ermordung der Agnes Bernauer, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45822> (14.08.2012)