Buchenau

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Buchenau ist ein Dorf in der Gemeinde Lindberg im Landkreis Regen. Es liegt inmitten des Bayerischen Waldes auf 714 Metern Höhe 4,1 Kilometer östlich von Lindberg und etwa vier Kilometer nordöstlich von Frauenau.

Geschichte

Anfänge

1629 verlegte Hans Preißler seine Glashütte von Unterzwieselau hierher. Solche Glashüttenverlegungen waren zu dieser Zeit der sogenannten fliegenden Hütten ein normaler Vorgang. Sie erhielt den Namen Preißlerhütte.

1725 erneuerte Johann Adam Hilz die Glashütte und erbaute sieben Inhäuser für die Glasmacherfamilien. Die kleine Siedlung erhielt nun den Namen Hilzenhütte. Sie gehörte zum Glashüttengut Oberzwieselau. Mit dem zweiten Gemeindeedikt vom 17. Mai 1818 und der Errichtung der Gemeinden im Jahr 1821 kam die Hilzenhütte zur Gemeinde Frauenau, doch da nach einem neuerlichen Erlass ein Erbgut wie Oberzwieselau nicht auf zwei politische Gemeinden aufgeteilt sein durfte, wurde die Hilzenhütte durch Ministerialentschließung am 30. Juni 1828 in die Gemeinde Lindberg eingemeindet.

Das Glashüttengut

1839 war der Ort auf zehn Inhäuser angewachsen. 1840 erbaute Benedikt Ritter von Poschinger auf Oberzwieselau hier ein Herrenhaus als Wohnsitz für seinen Sohn Ferdinand. 1856 teilte er seinen Besitz in zwei selbständige Glashüttengüter. Nun erhielt die Hilzenhütte den Namen Buchenau. Ferdinand wurde Herr über das Gut Buchenau mit den Glashütten in Buchenau und in der benachbarten Spiegelhütte sowie 6484 Tagewerk Grund. Am 8. November 1865 begann der Unterricht in dem neu errichteten Buchenauer Schulgebäude.

Zwischen 1868 und 1870 erweiterte Ferdinand Ritter von Poschingers Witwe seinen Wohnsitz im Stil des Historismus zu dem repräsentativen Schloss Buchenau. Von einem russischen Gartenarchitekten wurde ein Schlosspark angelegt.

1878/81 übernahm Ferdinand II. Ritter von Poschinger das Glashüttengut. Unter ihm erlangte das Flach- und Antikglas von Buchenau sowie das Hohlglas von Spiegelhütte Weltgeltung. Das Buchenauer Jugendstilglas wurde vor allem für Kirchenfenster gebraucht. Jahrelang arbeitete hier der Kunstgewerbler und Maler Julius Diez. Nach 1890 komponierte auf Schloss Buchenau Engelbert Humperdinck Teile seiner Oper Hänsel und Gretel. Poschinger errichtete von 1903 bis 1906 ein neues Schulhaus, ein Forstverwaltungsgebäude und mehrere Wirtschaftsgebäude im Jugendstil. Er starb 1921.

Krise und Neubeginn

Das Gut wurde nun, da sein Sohn Günther seit dem Ersten Weltkrieg in Russland lebte, von seiner Witwe Juliane weitergeführt. 1929 richtete ein Unwetter schwere Schäden in den Gutswäldern an, und die Weltwirtschaftskrise führte letztlich zum endgültigen Niedergang des verkehrsfernen Betriebes. Am 28. November 1932 wurde in der Glashütte von Buchenau das letzte Glas geschmolzen, am 1. Februar 1933 erlosch das Feuer in den Öfen.

Im Frühjahr 1933 trieben die Großgläubiger die Eröffnung eines Entschuldungsverfahrens voran. Nach einigem Tauziehen um das Schicksal des Gutes setzte sich die staatliche Osthilfe im Namen der Bayerischen Staatsforstverwaltung durch, die von Gesetzes wegen die Aufgabe hatte, Spekulationen mit Grund und Boden zu verhindern. Am 27. April 1934 wurde das Glashüttengut Buchenau verbrieft. Für einen Verkaufspreis von 1,5 Millionen Reichsmark ging es in den Besitz Bayerns über.

Am 18. Februar 1935 brach die stillgelegte Glashütte unter der Last der Schneemassen zusammen. Aus dem Glasmacherdorf Buchenau wurde nun ein Holzhauerdorf. Das Schloss verwaiste nach dem Tod der Witwe des letzten Poschinger zu Buchenau. Am 27. Oktober des gleichen Jahres fand im Schlosshof von Oberzwieselau eine große Feierlichkeit statt, in deren Verlauf die 17 neuen Siedler in ihre aus der Erbschuldungsmasse errichteten Erbhöfe eingewiesen wurden. Die Gutsgebäulichkeiten wurden auf Hermann Helmrich und Emil Schlag aufgeteilt.

Am 19. Oktober 1942 kaufte die Kochbuchautorin Erna Horn zusammen mit ihrem Ehemann Dr. Julius Arndt Schloss Buchenau. Erna Horn richtete hier eine Versuchsküche ein, die sie bis in die 1970er Jahre führte. Nach Horns Tod erbten die ehemaligen Angestellten des Ehepaares, Emilie Meislinger Arndt und Theresia Arndt das Anwesen. 1990 schenkten sie den ehemaligen Hüttenplatz dem Bürgerverein Buchenau, der dort einen Spielplatz errichtete. Seit Frühjahr 2006 ist Schloss Buchenau im Besitz des Förderkreises Schloss Buchenau.

Der Kirchenbau

Die Filialkirche St. Gunther in Buchenau

Am 25. November 1936 weihte Generalvikar Dr. Franz Seraph Riemer einen ersten Sakralraum im Palmenhaus des Schlossgartens auf das Patrozinium Maria, Mutter der Schmerzen. Nach dem Verkauf des Schlosses 1942 erfolgte der Umzug in das ehemalige Mechanikergebäude. 1959 kam es zur Gründung eines Kirchenbauvereines. Die Nebenkirche St. Gunther, die zur Pfarrei Frauenau gehört, wurde 1960 nach Plänen von Diözesanbaumeister Alfons Hornsteiner errichtet. Mitte Oktober 1960 war die Kirche fertig. Den Tabernakel schuf der künstlerisch begabte Expositus Alfred Ziesinger aus Philippsreut, die Skulptur des hl. Gunther und das Kreuz sind Werke des Holzbildhauers Hans Lentner aus Spiegelau, die Madonna schnitzte Holzbildhauer Emil Kronschnabel aus Zwiesel, den Altar entwarf Holzkünstler Alois Wenig aus Kasberg. Am 16. Oktober 1960 weihte Abt Emmanuel Maria Heufelder von Kloster Niederaltaich die neue Guntherkirche.

Ende des Schulbetriebes

Mit dem Zusammenschluss der Schulen Buchenau und Spiegelhütte im Jahr 1963 und mit der Eingliederung von Ludwigsthal in den Schulverband im Jahr 1967 endete die Einheit von Schule und Dorf. Im Jahr 1970 wurde nach der Errichtung der Gemeindeschule in Lindberg der Schulverband aufgelöst.

Buchenau hat heute etwa 200 Einwohner und ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. In das alte Buchenau führen die Romane Die Leute von Buchenau von Marianne Wintersteiner (1990) und Mord in Buchenau. Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald von Eberhard Kreuzer (2013).

Vereine

Literatur

  • Eva Chrambach: Kammzug und Pfauenauge. Geschichte der Jugendstilglashütte des Ferdinand von Poschinger in Buchenau, Morsak Verlag Grafenau 1999, ISBN 3-87553-532-4
  • Roman Eder: Buchenau Spiegelhütte. Ein heimatgeschichtliches Lesebuch, 1. Auflage 2003

Weblinks