Stenzer (Kaufmannsfamilie)
Stenzer ist der Name einer niederbayerischen Kaufmannsfamilie.
Geschichte
Franz Seraph Stenzer (1801-1871) war Lehrer und Organist in Bodenmais. Aus der Ehe mit seiner Frau Maria geb. Müller gingen zehn Kinder hervor. Der jüngste, 1853 geborene Sohn Franz-Xaver Stenzer begann in Viechtach mit einer Reisetätigkeit und einem Tabakhandel. 1877 erfolgte die eigentliche Firmengründung eines Gemischtwarengeschäftes als Kurz-, Weiß- und Wollwaren – Zigarren en gros und en detail im eigenen Haus am Marktplatz in Viechtach. Er war verheiratet mit Anna geb. Kilger und lange Jahre Gemeinderat, dem für seine Verdienste die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde. Franz-Xaver Stenzer verstarb mit 89 Jahren.
Der zweitälteste, 1896 geborene Sohn Xaver Stenzer vergrößerte nach dem 1. Weltkrieg die Firma durch Filialgründungen in Teisnach und in Zwiesel. Auch das kleine Geschäftshaus in Viechtach wurde wesentlich vergrößert. Er war seit 1923 mit der Geschäftsfrau Anni Fronhofer verheiratet und starb im 96. Lebensjahr. Das Sortiment wurde nach und nach auf Textilwaren umgestellt.
Der 1925 geborene Rudolf Stenzer übernahm 1949/1952 das Zwieseler Geschäft zusammen mit seiner Ehefrau Rosemarie und machte daraus ein renommiertes Modehaus. Er konnte das gegenüberliegende Haus Hannes am Stadtplatz erwerben und als Herrenhaus weiterführen. Rudolf Stenzer übernahm auch das Kaufhaus Schötz in Deggendorf, das nach einem großen Umbau 1982 unter Führung von Sohn Helmut (* 1956) und seiner Ehefrau Maria neu eröffnet wurde.
Helmut Stenzer konnte das Nachbarhaus Falter hinzukaufen. Ein moderner Neubau und Angleichungen an das Schötz-Haus ergab das Modehaus Schötz-Falter. Im Jahr 2000 übergab Rudolf Stenzer auch das Zwieseler Modehaus seinem Sohn Helmut als Leiter der Firmengruppe Schötz-Falter-Stenzer.
Im Jahr 2004 wurde das Zwieseler Herrenhaus geschlossen. Seitdem wurde in der Zentrale wieder Mode für Damen, Herren und Kinder angeboten. Im Januar 2014 gab Firmenchef Helmut Stenzer auch die Schließung des Zwieseler Modehauses mit insgesamt 13 Mitarbeitern nach der Sommersaison bekannt. Auslöser sei das Hochwasser in Deggendorf gewesen, die dem Hauptgeschäft die Kraft genommen habe, Zwiesel zu stützen. Als weitere Faktoren für die Entwicklung in Zwiesel führte er die sinkende Bevölkerungszahl und den zunehmenden Einkauf via Internet an.
Der mit zahlreichen Hypotheken belastete Stenzer-Komplex in Viechtach fiel Jahre zuvor nach dem tragischen Schicksal des dortigen Familienzweiges an den Freistaat Bayern, der ihn im April 2014 an den Bauunternehmer Günther Karl versteigerte. Noch im Oktober 2014 wurde mit den Abrissarbeiten am linken Haus des Ensembles, dem Linprunhaus, begonnen. Im Neubau am Viechtacher Stadtplatz soll ein großer EDEKA-Markt entstehen. Ebenso sollen Arztpraxen, Büros, Wohnungen und ein Parkdeck im Neubau des Komplexes angesiedelt werden.
Galerie
Literatur
- Anzeige: Die Firma STENZER in Zwiesel feiert zur Zeit ihr 125-jähriges Geschäftsjubiläum. In: Der Bayerwald-Bote (2002)
- Christina Hackl und Rainer Schlenz: Stenzer schließt. In: Der Bayerwald-Bote vom 29. Januar 2014 (S. 21)
- Jörg Klotzek: Stenzer-Komplex ist unterm Hammer.. In: Der Bayerwald-Bote vom 5. April 2014 (S. 33)
- PNP: Stenzer Abriss beginnt schon kommende Woche. In: PNP-Online vom 6. Oktober 2014
