Türkenbach

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Der Türkenbach ist ein Nebenfluss des Inns. Er mündet bei Haunreit östlich der Ortschaft Stammham bei Marktl. Er bildet dort die Grenze zwischen Oberbayern und Niederbayern. Um die Landschaft rund um die Türkenbachmündung zu erreichen, fährt man von Marktl kommend etwa 2 km in östliche Richtung nach Stammham und von dort ca. 1 km weiter nach Haunreit, die Straße hinunter Richtung Inn, wo es unter der Autobahnbrücke Parkmöglichkeiten gibt. Nachdem man zu Fuß oder mit dem Fahrrad die neben der Autobahn verlaufende Radwegbrücke über den Mühlbach und den Türkenbach passiert hat, begleitet ein Forstweg linksseitig den Türkenbach bis zu dessen Mündung in den Inn.

Geografische Lage

Der Türkenbach entspringt in 496 m Höhe in der Nähe von Nunend in Oberbayern, etwa 3 km nördlich Reischach. Sein Lauf wendet sich nach Südosten, dem Südabfall des Holzlandes folgend über Obertürken, Gumpersdorf und Untertürken, wobei er etliche Bäche aufnimmt, die das tertiäre Isar-Inn-Hügelland entwässern. Er verläuft südlich der Wasserscheide zwischen Inn und Rott und wird im Unterlauf vom Tannenbach in südliche Richtung gedrängt, wo er unterhalb Stammham den Auengrund erreicht, in den das Bachbett eingefurcht ist. In der Aue von Haunreit mündet er letztendlich in den Inn.

Beschaffenheit

Der Talzug des Türkenbaches erstreckt sich durch das braunkohlen- zeitliche Hügelland, das der oberen Süßwassermolasse zuzuordnen ist. Da das Holzland von den Alpenvorlandgletschern und seinen Schmelzwässern nicht erreicht wurde, bildeten sich die Täler anders als im Süden des Inntales, nämlich durch Bodenfließen des während der kurzen Sommermonate der Kaltzeiten aufgeweichten Lößbodens und durch ausräumende Schneeschmelzwässer. Der Türkenbach, meist nur seicht und unscheinbar, ist wegen seiner verheerenden Wildheit, die er nach heftigen Regengüssen entfalten kann, besonders in seinem Unterlauf gefürchtet, wo er am Prallhang zwischen Mehlhäusl und Kollberg Sand- und Mergelschichten anschnitt, die vor 9 bis 14 Millionen Jahren vom Brackwasser abgelagert wurden. So konnte man am Aufschluss in der Talkrümmung unterhalb der neuen Türkenbachbrücke, etwa 1,8 km nördlich der jetzigen Mündung, noch vor Jahren eine Stufe des Aussüßungsvorganges betrachten.

Artenvielfalt

Aus dem jungbraunkohlen- zeitlichen Brackwasserbecken Niederbayerns sind am Türkenbachprallhang im brusthohen Glimmersandsockel fossile Muschel- und Schneckenarten bekannt, unter anderem Melanopsis-Schnecken, Wandermuscheln, Herzmuscheln und Oncophora, eine Leitform in brackigen Sedimenten. Je mehr das niederbayrische Binnenmeer vor Jahrmillionen eingeschnürt wurde, nahm auch die Entsalzung zu, was sich in einem etwa 2 m starken Aussüßungshorizont kundtut. Hier kann man auch die Urform unserer heutigen Süßwassermuscheln der Gattung Unio und Anodonta entdecken.

Der Aussüßungshorizont wird von Schillschluff, welcher die Hangoberkante des Türkenbaches bildet, überlagert. Der lange Prallhang hielt sich frisch, da er bei Hochwasser immer wieder unterspült wurde. Seit der Befestigung des Bachbettes durch eine Steinverbauung ist der Hangfuß vor nagenden Wässern geschützt und der Aufschluss wird immer mehr von üppigem Strauchwerk umwuchert. Da über dem Schillschluff Sickerwasser austritt, bilden sich im Winter in der Wand meterlange Eiszapfen, die bei einsetzendem Tauwetter oft herabstürzen und dabei neue Aufschlüsse freilegen.

Es kommt auch im Mühlbach zumindest zeitweise ein zaghafter Jungäschenbestand auf, der aber beim Heranwachsen sein Habitat wechselt und dann tiefere Gewässerstrecken im Inn bevorzugt. Ganzjährig kann man Aitel und Aale im klaren Wasser nach der Mündung des Mühlbaches fangen. Bei geringer Wasserführung des Türkenbaches staut sich nach heftigen Regenfällen im Alpenvorland schmutzig-braunes Innwasser einige Meter zurück in den Mündungsbereich. Es entsteht eine scharfe Grenze zwischen dem klaren Türkenbach und dem Schmutzwasser. Dann ist es interessant zu beobachten, wenn ein Pulk Karpfen aus den trüben Schmutzwasser-wolken des Inns ins klare Bachwasser wechselt. Meist verbleiben die Fische nicht lange im sauberen Bereich und verschwinden wieder im Trüben, wo aufsteigende Gasperlen an der Oberfläche Ketten bilden und verraten, dass der Boden nach Fressbarem durchwühlt wird. An die Angel gehen die Karpfen meist beim Grundangeln im trüben Wasser. Besonders gute Fangaussichten hat der Angler gleich nach der Mündung des Baches linksseitig im Inn, wo leichtes Kehrwasser auch ein Fischen mit Schwimmer zulässt. Karpfen, große Brachsen und Rutten, die meist erst in der Dämmerung beißen und auch Salmoniden können nach geduldigem Ansitz als verdiente Beute mit nach Hause genommen werden. Im Herbst wandern Hechte in den Mündungsbereich, da sich hier noch Beutefische wie Rotaugen, Lauben, Aitel und andere aufhalten. Aale beißen meist weit draußen in der Strömung des Inns, wo man feiste Spitzköpfe nur mit kleinem Haken und dünner Vorfachschnur überlisten kann.

Geschichte

Der Türkenbach wurde erstmals unter dem Namen Turtin um 790 n.Chr. im Salzburger Urkundenbuch erwähnt. Auch 1434 kommt als Ortsname noch „in der Turten“ vor. Inzwischen aber war schon die Umdeutung im Gange, da das herzogliche Urbar von 1300 bestimmt, dass „ze Stamhain in der Türken“ beim Laichzug der Weißfische der halbe Fang dem Fischer, die andere Hälfte dem Herzog gehöre. Anfang des 19. Jahrhunderts mündete der Türkenbach viel nördlicher in den Inn, da die Haunreiter und die Deindorfer Lacke noch durchflossen wurden und das linke Flussufer bildeten.

Beim Hochwasser am 1. Juni 2016 zog der eigentlich ruhige Türkenbach eine Schneise der Verwüstung. In Untertürken wurde ein Haus völlig zerstört. Die Leiche der 80-jährigen Bewohnerin wurde erst zwei Kilometer bachabwärts in der Nähe von Stammham aufgefunden.

Wehr zur Energiegewinnung

Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde etwa 1,5 km nördlich der jetzigen Mündung ein Wehr gebaut, um den Mühlbach abzuzweigen, mit dessen Energie eine Mühle betrieben wurde. Heute existiert die Mühle nicht mehr. Sie wurde durch ein kleines E-Werk ersetzt, das bei Mittelwasser etwa 20 Kilowatt und bei Hochwasser 35 bis 40 KW Leistung erbringt. Bei normaler Wasserführung verbleibt nur noch ein kleines Gerinne im alten Bachbett, so dass man über eine steinerne Furt, die zwischen Wehr und Mündung liegt, zu Fuß oder auch mit dem Auto den Bach überqueren kann. Ab hier ist das ehemalige Bachbett kanalartig mit Betonplatten ausgelegt. Bei anhaltenden heftigen Regenfällen im Holzland stürzen große Wassermassen über das Wehr und ergießen sich in das Kanalgerinne, wobei auch Geschiebe aus dem Hinterland mitgerissen wird. Diese Sande tragen zur Verlandung im Mündungsbereich bei und schieben aufgelandete Sandzungen in den Inn hinaus, weshalb die Türkenbachmündung nach einigen Jahren immer mal wieder ausgebaggert werden muss. Im Mühlbach darf übrigens bis zum Wehr von den Fischern des Fischereivereins Burghausen geangelt werden. Allerdings lässt die Anzahl maßiger Bachforellen zu wünschen übrig.

Biologische Kläranlage

Gleich unterhalb der neuen Brücke, die den Türkenbach überspannt, betreibt die Verwaltungsgemeinschaft Kirchdorf seit 1993 eine biologische Kläranlage. 1991 teilte das Landratsamt Rottal-Inn dem Fischereiverein Burghausen mit, dass in den nächsten Jahren eine Kläranlage gebaut wird. Es handelt sich um eine mechanische Anlage mit Sauerstoffeintrag mit 900 Einwohnergleichwerten (EWG) .Das anfallende Abwasser von etwa 4 Liter pro Sekunde bei Trockenwetter wird direkt in den Bach geleitet.

Wasserqualität

Um eine eventuelle Gewässerverschlechterung nach der Abwassereinleitung in den Türkenbach festzustellen, untersuchte Günter Geiß 1998 abwassertypische Parameter, wie Ammonium und Nitrit, die in höherer Konzentration fischtoxisch sein können. Beprobt wurde der Türkenbach bei Bruckmühle, Türkenbach nach Kläranlage und der Mühlbach vor dem E-Werk. Alle drei Gewässer ergaben dieselben Werte, nämlich Ammoniumgehalte kleiner 0,1 mg/l und Nitritgehalte 0,06 mg/l. Eine Verschlechterung der Abwasserqualität nach der Abwassereinleitung der Kläranlage konnte nicht festgestellt werden. Die übrigen Routineanalysen ergaben im Durchschnitt der letzten drei Jahre im Mühlbach vor der Mündung in den Türkenbach folgende Werte: pH-Wert 6,5 bis 8,5; die Sauerstoffsättigung betrug je nach Belastung des Türkenbaches durch eingeschwemmte, sauerstoffzehrende organische Substanzen aus der Landwirtschaft zwischen 95% und 125 %, Ammonium kleiner 0,2 bis 0,2 mg/l, Nitrat 3mg/l bis 30 mg/l, Nitrit kleiner 0,05 mg/l, Phosphat 0,2 bis ca. 1 mg/l und die Karbonathärte betrug zwischen 5,6 und 13 Grad deutsche KH.

Trotz Einleitung der biologischen Kläranlage Kirchdorf kann man im Mühlbach und Mündungsbereich Türkenbach mit der Wasserchemie zufrieden sein.

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage, S. 40-43
  • Petra Schlierf, Doris Kessler: Haus mitgerissen. Bewohnerin (80) getötet. In: Passauer Neue Presse vom 3. Juni 2016 (S. 3)
Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke