Festspiele Europäische Wochen Passau e.V.
Der Festspiele Europäische Wochen Passau e.V. ist der 1960 gegründete Trägerverein und Veranstalter der Festspiele Europäische Wochen Passau. Er hat rund 250 Mitglieder (Stand 2010), hat seinen Sitz in Passau und ist Mitglied der Association Européenne des Festivals sowie im Deutschen Tonkünstlerverband.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründungszeit
Am 30. Juli 1960 fand die konstituierenden Sitzung des Vereins im Passauer Ratskeller statt. Bis dahin war die Stadt Passau der Träger der Festspiele. Das große Defizit der damaligen Organisationsstruktur war, dass der Stadtrat alljährlich beschloss, ob und wie die Festspiele weitergeführt werden sollten – und dadurch große Planungsunsicherheit herrschte. Dazu kam, dass Passau mit seinen Kulturausgaben am Ende war. 1956 steuerten die Festspiele in ein Finanzdefizit, wollte noch einen letzten Versuch mit Johannes Klein als Intendanten mit kaufmännischer Verantwortung nehmen. 1957 saß die Stadt auf einem Festspiel-Defizit von 245.000 DM, Klein wurde entlassen und „die Lust des Stadtrats, diese Veranstaltung nächstes Jahr weiterzuführen sei ziemlich geschwunden“, hieß es. Im Dezember 1959 beschloss der Stadtrat (ohne Gegenstimme!) die EW nicht mehr durchzuführen.
Doch damit hatte die Stadt nicht gerechnet: Die Bürger wurden aktiv unter der Regie des damaligen Bundesfinanzministers Fritz Schäffer. 100.000 DM wurden bis Ende 1959 gesammelt. Die eigentliche Rettung kam von einer privaten Initiative: Ende 1959 taten sich Bürger zusammen, um den Verein Europäische Wochen e.V. zu gründen und zu organisieren. Auch dies hatte Fritz Schäffer empfohlen. Am 30. Juli 1960 war es so weit; mit dabei waren unter anderem Kulturoffizier Allen, Dirigent Hermann von Moreau, Historiker Prof. Josef Oswald, Kulturreferent Hans Hirsch, Landtagsabgeordneter Anton Hochleitner, Apotheker und Historiker Gottfried Schäffer, Chorleiterin Marthl Prennel-Tomischka und von der Passauer Neuen Presse der spätere langjährige Leiter der Passauer Lokalredaktion, Horst Paul Heller.
Als erster Vorsitzender wurde Hermann von Moreau gewählt. Außerdem wurde ein Kuratorium gegründet, dem damals Finanzminister Fritz Schäffer vorstand. Die Stadt zog sich aus ihrem organisatorischen Engagement völlig zurück. Am 2. September 1960 erklärte sie formell ihren Rückzug und übertrug dem Verein die Ausrichtung der Festspiele.
Interne Differenzen 2008/2009
Im Vorfeld um die Wahl der Vereinsvorstandschaft am 13. März 2008 entbrach ein offener Machtkampf um den Vereinsvorsitz zwischen der bisherigen Vorsitzenden Katrin Pernpointner und dem Intendaten Pankraz Freiherr von Freyberg. Neben Freyberg stellte sich zuletzt auch Volker Mangold offen gegen Pernpointner, die innerhalb des Vereins vehement auf einen Verjüngungskurs setzte. Bei der Wahl trat schließlich Prof. Dr. Jürgen Zehner an, von 1984 bis 2005 Chefarzt am Klinikum Passau, gegen Katrin Pernpointner an. Die 102 wahlberechtigten anwesenden Mitglieder stimmten aber mit 57 zu 45 für Pernpointner und bestätigten sie damit in ihrem Amt als Vorstandsvorsitzende des Vereins. Ein Auslöser für den Machtkampf war gewesen sein, dass Intendat Pankraz Freiherr von Freyberg seine Position durch einen ihm wohlgesonnenen Vorsitzenden zu stärken versuchte. Immerhin wäre sein Vertrag Ende 2009 ausgelaufen und Pernpointner hatte sich schon früh für einen Intendantenwechsel ausgesprochen. Trotz alledem beschloss der Vorstand am 21. Juli 2008 nach vierstündiger Sitzung einstimmig die Verlängerung von Freybergs Vertrag bis zum 31. Dezember 2011. Ebenso einstimmig folgte der Vorstand allerdings auch Pernpointners Vorschlag, die Intendanz für 2012 neu auszuschreiben.
Im Juli 2009 drohte Katrin Pernpointner dann erneut die Ablösung von der Vereinsspitze. Unter anderem hatte Konzertveranstalter und Vereinsmitglied Till Hofmann den Verein öffentlich zu einem Misstrauensantrag gegen Pernpointner aufgefordert, nachdem diese den Intendanten Pankraz Freiherr von Freyberg hart kritisiert hatte. In der Folge musste Pernpointner im September 2009 schließlich tatsächlich von ihrem Amt zurücktreten. Ihr Ziel, einen neuen Intendanten für die Europäischen Wochen zu bestellen, hatte sie mit der Wahl von Peter Baumgardt zu diesem Zeitpunkt bereits erreicht. Ihr Nachfolger als Vorsitzender der Europäischen Wochen war der ehemalige Passauer Oberbürgermeister Willi Schmöller.
Satzungsänderung 2014
Insbesondere seit 2012 wurde – auch auf Initiative des neuen Intendanten Peter Baumgardt – offen diskutiert, ob ein Festival mit einem Budget von rund 1,5 Millionen Euro als Verein organisiert sein kann. In diesem Zusammenhang stand die Umwandlung in eine andere Rechtsform, etwa eine gemeinnützige GmbH, im Raum. Nach einer zweijährigen Diskussionen beschloss die Mitgliederversammlung des Vereins am 7. Mai 2014 eine neue Satzung. In dieser ist explizit festgehalten, dass der Verein (auf alleinigen Beschluss der Mitgliederversammlung) eine gemeinnützige GmbH gründen kann, welche die Durchführung der Festspiele übernimmt. Außerdem wurde durch die neue Satzung die bisherige Vorstandschaft (der erweiterte Vorstandskreis) ersetzt durch einen Beirat, dem bis zu elf gewählte Mitglieder und höchstens zehn entsandte Mitglieder von Partnern der Festspiele angehören, so dass die Vereinsmitglieder bei voller Besetzung stets die Mehrheit behalten. Der Beirat wählt seine eigenen Vorsitzenden und einen Schriftführer. Ganz wesentlich: Intendant und Schatzmeister werden vom Vorstand bestellt und haben dort im Sinne der „Gewaltenteilung“ künftig Rederecht, aber kein Stimmrecht mehr.
Übersicht der Vorsitzenden
- 1960 bis 1966: Hermann von Moreau
- 1966 bis 1970: Walter Hornsteiner
- 1970 bis 1978: Josef Pfaffinger
- 1978 bis 1994: Anton Hinterdobler
- 1994 bis 2003: Hans Georg Härter
- 2003 bis 2009: Katrin Pernpointner
- 2009 bis 2013 Willi Schmöller
- Seit 2013 Rosemarie Weber
Vorstand

Laut Satzung wählt der Verein alle fünf Jahre in einer geheimen Wahl seinen Vorstand neu. Dieser ist komplett ehrenamtlich tätig. Die aktuelle Wahlperiode läuft von 2008 bis 2013. Die Amtszeiten des Vorsitzenden Willi Schmöller, des 1. und 2. Stellvertreters und des Schriftführers liefe nach deren Wahl am 20. Mai 2010 satzungsgemäß eigentlich bis 2015. Da satzungsgemäß keine kürzere Wahlperiode möglich war, eine gemeinsame Wahl für alle Mitglieder des Vorstandes aber für 2013 gewünscht worden ist, wurde der Mitgliederbeschluss gefasst, dass 2013 beide Gremien, Vorstand und Vorstandschaft, neu gewählt werden. Nach Schmöllers Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen führte Rosemarie Weber den Verein. Am 29. April 2015 wurde sie zur neuen Vorsitzenden gewählt.
Ehrenmitglieder
- Hans-Georg Härter, Ehrenvorsitzender des Vereins
- Georg Höltl, Ehrenmitglied des Vereins
- Dr. Eberhard Zizlsperger, Ehrenpräsident des Kuratoriums
Kuratorium
- Dr. Friedrich Giehl, Kuratoriumspräsident
Vorsitzende
- Rosemarie Weber, I. Vorsitzende
- Benedikt von Moreau, II. Vorsitzender
- Franz Krah, III. Vorsitzender
- Yvonne Zehner, Schriftführerin
Beirat
Gewählte Mitglieder
- Carola Baumann-Moritz
- Friedrich Bernhofer
- Bettina Denz
- Christian Flisek
- Walter Keilbart
- Matthias Edler von Pollak
- Werner Reinisch
- Hermann Schmidt
- Elmar Slama
- Ingrid Splitgerber
- Beatrice von Zeynek
Entsandte Mitglieder
- Dr. Wolfgang Bub
- Jürgen Dupper
- Prof. Dr. Burkhard Freitag
- Dr. Olaf Heinrich
- Franz Meyer
- H.H. Bischof Dr. Stefan Oster
- Dr. Josef Püringer
- Ludwig Spaenle
- Jiri Zimola
Geschäftsführung
- Peter Baumgardt, Intendant
- Peter Kratzer, Schatzmeister
Der Intendant wird vom erweiterten Vorstand gewählt. Der Vorstand (bestehend aus dem Vorstandsvorsitzenden, seinen beiden Stellvertretern und dem Schriftführer) hat hierbei jedoch ein Vorschlagsrecht.
Kontakt
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Festspiele Europäische Wochen e.V.
Bahnhofstraße 32
94032 Passau
Telefon: +49 851 560960
Telefax: +49 851 70994
E-Mail: ew@ew-passau.de
Internet: www.ew-passau.de
Siehe auch
Literatur
- Edith Rabenstein: Festspiele für die Menschen der Region. In: Passauer Neue Presse vom 3. April 2009
- Edith Rabenstein: Der dreifache Sieg. In: Passauer Neue Presse vom 23. April 2009 (S. 22)
- Raimund Meisenberger: Europäische Wochen: „Zeit für einen Neuanfang“. In: Passauer Neue Presse vom 30. Juli 2009 (S. 8)
- Raimund Meisenberger: Europäische Wochen:„Jetzt werden die Messer gewetzt“. In: Passauer Neue Presse vom 3. August 2009 (S. 6)
- Raimund Meisenberger: Vorsitzende der Festspiele soll gestürzt werden. In: Passauer Neue Presse vom 6. August 2009 (S. 9)
- Raimund Meisenberger: 37 Bewerber für Europäische Wochen. In: Passauer Neue Presse vom 18. September 2009 (S. 6)
- Raimund Meisenberger: High Noon bei den Festspielen. In: Passauer Neue Presse vom 23. September 2009 (S. 6)
- Raimund Meisenberger: „Ich bleibe den EW treu“ – „Ich will die Wogen glätten“. In: Passauer Neue Presse vom 24. September 2009 (S. 8)
- Raimung Meisenberger: Wie wird man Festpiel-Intendant? In: Passauer Neue Presse vom 30. Januar 2010 (S. 7)
- PNP: Europäische Wochen wollen Schmöller wählen. In: Passauer Neue Presse vom 1. Februar 2010 (S. 7)
- Edith Rabenstein: Festspiele von den Bürgern für die Bürger. In: Passauer Neue Presse vom 8. Juni 2010 (S. 7)
- Raimund Meisenberger: Festspiele auf Kurs in Richtung Zukunft. In: Passauer Neue Presse vom 18. Januar 2013 (S. 6)
- Raimund Meisenberger: Europäische Wochen: Alt-OB Schmöller tritt zurück. In: Passauer Neue Presse vom 26. September 2013 (S. 7)
- PNP: Festspiele auf Zukunftskurs In: Passauer Neue Presse vom 8. Mai 2014 (S. 13)
- Raimund Meisenberger: Auf dem Weg zur Festspiel-GmbH? In: Passauer Neue Presse vom 9. Mai 2014 (S. 7)
- Edith Rabenstein: Rosemarie Weber ist Vorsitzende des EW-Vereins. In: Passauer Neue Presse vom 30. Mai 2015 (S. 7)
- Leserbriefe in der PNP: Einen Engel zu verbannen, das geht meist nicht gut aus. In: Passauer Neue Presse vom 20. Januar 2017 (S. 6)
Weiterführende Publikationen
- Maximilian Lanzinner: Kulturfestspiele mit politischem Anspruch. Europäische Wochen Passau 1952–2002. Passau, 2002
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