Luchs

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Der Luchs, in Abgrenzung von anderen Luchsarten eigentlich Eurasischer Luchs oder Nordluchs (Lynx lynx) ist eine Tierart aus der Familie der Katzen (Felidae).

Beschreibung

Der Luchs erreicht eine Körperlänge von 80 bis 130 Zentimetern und eine Schwanzlänge von 11 bis 25 Zentimetern. Durch seine Größe und Hochläufigkeit ist er leicht von Katzen, auch von der Wildkatze zu unterscheiden. Die Ohrspitzen haben Haarpinsel, das Fell ist mehr oder weniger gefleckt.

Vorkommen

Der Luchs bewohnt Wälder und ist vorwiegend Dämmmerungs- und Nachttier. Er klettert und rennt wenig, die Jagd erfolgt oft aus dem Hinterhalt. Das Lager befindet sich in hohlen Bäumen, Felsklüften, Windwürfen, Erdhöhlen und Gebüschhorsten. Die Jungen bleiben lange bei der Mutter.

Der Luchs im Bayerischen Wald

Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Luchs im Bayerischen Wald nicht selten. So erlegte von 1800 bis 1815 ein Förster zehn Luchse um den Großen Falkenstein, und ein Förster aus Finsterau konnte 1802 bis 1823 noch sechs Stück am Steinfleckberg in den sogenannten „Luchsfallenhängen“ zur Strecke bringen. Leopold Reuss berichtete 1832, der Luchs finde sich in den Waldungen Böhmens und komme fast alle Jahre im Winter in die Waldungen des Forstamts Zwiesel herüber. Nahe Zwiesel wurde im Jahr 1846 der letzte Luchs im Bayerischen Wald geschossen. Im unzugänglichen Böhmerwald konnten sich Luchse dagegen noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts halten.

In den 1950er und 1960er Jahren gab es vereinzelt wieder Luchsnachweise im Böhmerwald. 1954 und 1968 kam es wieder zu den ersten Beobachtungen im Bayerischen Wald. Von 1970 bis 1974 wurden im Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald in einer heimlichen Aktion Luchse wahrscheinlich karpatischen Ursprungs freigelassen. Auch das erste Luchspärchen im Tierfreigelände Neuschönau kam aus den rumänischen Karpaten.

Am 20. Dezember 1970 wurde am Rachelsee die frische Fährte eines Luchses entdeckt. Das war der erste Nachweis eines freilebenden Luchses im Nationalpark Bayerischer Wald. Nach Hinweisen auf sein Auftreten am Osser und bei Buchenau wurde er am 24. März 1971 wieder am Rachel gespürt. In den 1970er Jahren sammelten das Forstamt Zwiesel und der Nationalpark Bayerischer Wald weitere Einzelbeobachtungen von Luchsen.

In den 1980er Jahren wiesen auch Mitarbeiter der Universität Düsseldorf im Forstamtsbereich Zwiesel einzelne Luchse nach. 1986 wurden auf tschechischer Seite in einer offiziellen Aktion insgesamt 17 Tiere im Bereich des heutigen Sumava-Nationalparkes freigelassen. Ausgehend von diesem Grundstock etablierte sich der Luchs seit Anfang der 1990er Jahre in den grenznahen Hochlagen.

Das Luchsprojekt des Nationalparks Bayerischer Wald war ein von 2005 bis 2013 laufendes Projekt des Nationalparks Bayerischer Wald. Das Luchsprojekt Bayern hingegen ist seit 2010 Projekt einer Trägergemeinschaft aus dem Bund Naturschutz in Bayern, dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern und der Wildland-Stiftung Bayern. Es basiert auf dem im April 2008 veröffentlichten Managementplan Luchse in Bayern. Zuvor war von 1998 bis 2008 der Naturpark Bayerischer Wald federführend in der Luchsforschung und ist seither regionaler Partner dieses Luchsprojektes. 2010 übernahmen Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und die Wildland-Stiftung Bayern die Projektträgerschaft.

Anfang Januar 2012 brach aus dem Tierfreigelände beim Haus zur Wildnis nahe Ludwigsthal der dort lebende Luchs aus, konnte aber einige Tage später in eine Kastenfalle gelockt werden. Im Februar brach dieser Luchs trotz verstärkter Sicherung erneut aus und kam nicht mehr zurück. Erst im Oktober wurde das Gehege mit zwei Exemplaren aus dem Salzburger Zoo wieder besetzt. Ein anderer Luchs, die Luchsin Tessa, kam im März 2012 bei Zimmerau (Gemeinde Rinchnach) durch einen Giftanschlag ums Leben. Obwohl 19.000 Euro Belohnung für Hinweise ausgelobt wurden, blieb der Fall unaufgeklärt. Der Nachwuchs Tessas überlebte. Am 8. Mai 2013 wurde am Silberberg von Spaziergängern der Kadaver einer trächtigen Luchsin entdeckt. Das etwa zweijährige Tier wurde mit mehreren Schüssen aus einer Schrotflinte erlegt. Schon zwei Tage danach waren Belohnungen von insgesamt 14.000 Euro für Hinweise auf den Täter ausgesetzt. Im Mai 2015 entdeckten Tierschützer im Landkreis Cham (Oberpfalz) vier abgehackte Luchspfoten. Am 29. Dezember 2015 wurde am Rand der Kreisstraße zwischen Schönberg und Oberkreuzberg ein erdrosselter Luchs aufgefunden.

Außer im Tierfreigelände Neuschönau und im Tierfreigelände Ludwigsthal sind in Niederbayern auch im Tiergarten Straubing, im Wildpark Ortenburg und im Bayern-Park Luchse zu sehen. In Deutschland gilt der Luchs als eine vom Aussterben bedrohte Tierart und ist streng geschützt. Im Jahr 2013 gab es auf dem Gebiet der Nationalparke Bayerischer Wald/Sumava 16 bestätigte erwachsene Luchse.

Literatur

  • F. H. van den Brink: Die Säugetiere Europas. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin, 2. Aufl. 1968, ISBN 3 490 00218 0
  • Das war 2012. In: Der Bayerwald-Bote vom 29. Dezember 2012
  • Dr. Georg Sperber: Einiges über die Tiere in den Gehegen. In: H. Weinzierl, H. Bibelriether, G. Sperber: Nationalpark Bayerischer Wald. Verlag Morsak, Grafenau 1972, ISBN 387553 010 1
  • -rh: Trächtige Luchsin im Bayerwald erschossen. In: Der Bayerwald-Bote vom 22. Mai 2013 (S. 1)
  • Roland Holzapfel: Erschossenes Luchs-Weibchen: Belohnung ausgesetzt. In: Der Bayerwald-Bote vom 23. Mai 2013 (S. 10)
  • Andreas Nigl: Luchse hängen am Nationalpark-Tropf. In: Der Bayerwald-Bote vom 24. Mai 2013 (S. 9)
  • Leopold Reuss: Fauna des Unter-Donaukreises oder gemeinnützige Naturgeschichte der im Unter-Donaukreise einheimischen wilden und zahmen Thiere, Passau 1832
  • Andreas Nigl: Erdrosselter Luchs im Bayerwald gibt viele Rätsel auf. In: Passauer Neue Presse vom 11. März 2016 (S. 1)

Weblinks