Bischof von Passau

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Stefan Oster, seit 2014 der 85. Bischof von Passau
Altischof Wilhelm Schraml. (Foto: Jäger)

Der Bischof von Passau ist der leitende Geistliche des Bistums Passau. Seit 2014 übt Dr. Stefan Oster SDB dieses Amt aus. Altbischof ist Wilhelm Schraml.

Allgemeines

Bischöfe werden vom Papst ernannt und im Anschluss von drei anderen Bischöfen geweiht. Die Übertragung des Bischofsamtes erfolgt durch Handauflegung. Insignien eines Bischofs sind Mitra, Stab, Bischofsring, und Brustkreuz. Der Bischof führt in der Regel ein Wappen mit einem Wahlspruch. Das Bischofsamt ist zwar ein Amt auf Lebenszeit, aber mit Vollendung des 75. Lebensjahres sind alle Bischöfe gemäß Can. 401 §1 CIC angehalten, dem Papst den Amtsverzicht anzubieten.

Der Bischof ist Vorsteher einer Diözese und übt in ihr die volle Regierungsgewalt aus. Er hat er die oberste Lehr- und Rechtsvollmacht in seinem Bistum und ist allein dem Papst verantwortlich. Zur Verwaltung der Diözese stehen dem Bischof mehrere Beamte in der bischöflichen Kurie zur Seite, unter anderem der Generalvikar, der Official sowie der Kanzler. Außerdem können den Bischof ein oder mehrere Weihbischöfe unterstützen, die meist jeweils einen Teil des Bistums unter Aufsicht des Diözesanbischofs betreuen.

Geschichte

Erste Bischöfe und Lorcher Fabel

Der Legende nach wirkte schon Valentin von Rätien als erster Bischof in Passau. Er hatte seine Bischofsweihe durch Papst Leo den Großen und soll um 435 nach Passau gekommen sein, wo er sich um die Mission der Bevölkerung bemühte. Diese war zwar bereits christlich, allerdings kamen Vermischungen des christlichen mit dem heidnischen Glauben durchaus noch häufig vor. Im Jahre 1120 fand man bei der Erhebung seiner sterblichen Überreste eine Tafel, laut der er sich dreimal als Passauer Bischof versucht haben soll – und angeblich jedes mal von den Bewohnern vertrieben worden war. Dennoch wird er etwa seit 764 einer Patron des Bistums Passau verehrt.

Erwiesenermaßen der erste Bischof von Passau war der Angelsachse Vivilo, der dieses Amt in etwa von 739 bis 745 ausübte. Er wurde um 731 in Rom durch Papst Gregor III. zum Bischof geweiht. Dies geschah wahrscheinlich auf Wunsch des Herzogs Hucpert, der in der heranwachsenden Kirche eine wirkungsvolle Stütze seines Herzogtums sah. Damit schritt Passau den anderen Diözesen voran, wenngleich in der Zeit des zweiten Viertels des achten Jahrhunderts überall im Herzogtum eine ganz außerordentliche Aufbruchsstimmung im religiösen Eifer der Menschen festzustellen ist.

Als Bonifatius, ein Stellvertreter des Papstes 739 nach Bayern kam, um dort die Kirchen endgültig zu ordnen, erkennt er einzig Vivilo als rechtmäßigen Bischof an. In allen anderen Bistümern hingegen mussten neue Bischöfe eingesetzt werden. Vor seinem Amtsantritt in Passau könnte Vivilo auch bereits Erzbischof von Lauriacum (heute Lorch in Oberösterreich) gewesen sein. Diese These konnte nie einwandfrei belegt werden und gilt heute als Lorcher Fabel.

Streben nach Exemtion und weltlicher Herrschaft

Im 10. Jahrhundert die Lorcher Fabel Bischof Pilgrim als Stütze für seine Bestrebungen, die Exemtion Passaus vom Erzbistum Salzburg zu erreichen und Passau zu einem eigenen Erzbistum zu erheben. Zu diesem Zweck fälschte Pilgrim womöglich sogar eigenhändig mehrere Dokumente (die sogenannten „Lorcher Fälschungen“), die Passau als Rechtsnachfolger des Erzbistums Lauriacum nachweisen sollten. Zudem trieb Pilgrim auch die Missionierung der Ungarn voran und erreichte etwa die Taufe des späteren Königs Stephan I. im Jahr 975. Dennoch gelang es ihm weder, die Metropolitanrechte über Mähren und Ungarn zu erhalten, noch Passau zum Erzbistum zu machen. Nichtsdestotrotz wurde er bereits seit dem Ende des 12. Jahrhunderts mit einer teils kultischen Verehrung bedacht und vorübergehend als Heiliger verehrt. Schon Albert Behaim etwa bezeichnete ihn Mitte des 13. Jahrhunderts als „herausragend“. Noch heute wird Pilgrim als einer der bedeutendsten Passauer Bischöfe angesehen.

Zwischen 971 und 991 soll Pilgrim auch die Niederschrift des Nibelungenliedes in Auftrag gegeben haben; in der Forschung wird dies allerdings kontrovers beurteilt und man sieht eher Wolfger von Erla als Auftraggeber. Trotzdem wurde Pilgrim mit dem Nibelungenlied ein literarisches Denkmal gesetzt, da er in dem Werk als Oheim der Krimhilde vorgestellt wird.

Pilgrims Nachfolger Christian gelang es am 3. Januar 999, vom Kaiser Otto III. die Markt- und Münzrechte, den Bann und den Zoll sowie die uneingeschränkte öffentliche Gewalt über die Stadt Passau zu erhalten. Damit waren die Passauer Bischöfe von nun an bis zur Säkularisation im Jahr 1803 auch die weltlichen Herren der Stadt. Die einzige Ausnahme davon bildete nur das 1010 durch Kaiser Heinrich II. zum Reichsstift erhobene und damit der Gewalt des Bischofs entzogene Kloster Niedernburg.

Die Bischöfe des Hochmittelalters

Gegen Ende des 11. Jahrhunderts war Altmann von Passau aus einer der führenden Vorkämpfer der Gregorianischen Reformen in Deutschland. Er bemühte sich um eine zölibatäre Lebensweise und um eine entsprechende religiöse und theologische Bildung der Geistlichen. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Bischöfe Passaus und wird teilweise als Heiliger verehrt, obwohl keine offizielle Heiligsprechung erfolgt ist. Sein Nachfolger Ulrich I. setzte das von Altmann begonnene Reformwerk mit Nachdruck fort, obwohl zu dieser Zeit mit Hermann und Thiemo gleich zwei Gegenbischöfe existierten.

Im Jahr 1147 beteiligte sich Reginbert von Hagenau am Zweiten Kreuzzug. Auf der Hinreise weiht er im damals zum Bistum Passau gehörenden Wien den gerade fertiggestellten Stephansdom. Auf dem Rückweg von Palästina nach Passau kam er vermutlich im Jahr darauf ums Leben. Sein Nachfolger Konrad von Babenberg gestattete den Passauer Bürgern am 26. Januar 1164, „für ewige Zeiten“ eine zwei Wochen dauernde Dult abzuhalten – der Ursprung der Passauer Dult. 1189 machte sich ein weiterer Passauer Bischof auf zu einem Kreuzzug: Diepold von Berg begleitete Kaiser Friedrich Barbarossa auf den Dritten Kreuzzug und starb gemeinsam mit sechs Passauer Domherren im November 1190 bei der Belagerung Akkons an der Pest.

Die Reiserechnungen Wolfger von Erlas sind das einzige außerliterarische Lebenszeugnis von Walther von der Vogelweide.

Ihm folgte Wolfger von Erla als Bischof nach. Dieser vermittelte im Jahr 1193 bei den Verhandlungen über das Schicksal des von Kaiser Heinrich VI. inhaftierten englischen Königs Richard Löwenherz tätig. Als Dank dafür übergab ihm der Kaiser endgültig das Kloster Niedernburg. Zudem versuchte Wolfger von Erla ab 1195 energisch auf dem Gebiet des Hochstifts Passau ein neues Bistum für Österreich zu errichten. Dies sollte Passau den Weg zum Erzbistum ebnen und es damit aus der „Umklammerung“ des Erzbistums Salzburg befreien. Dies gelang ihm zwar nicht, doch dafür konnte er Passau zumindest zu einem literarischen Zentrum ersten Ranges machen. Seine Buchführung der Jahre 1203 bis 1204 ist das einzige außerliterarische Lebenszeugnis von Walther von der Vogelweide und es steht zu vermuten, dass Wolfger von Erla auch der Auftraggeber oder zumindest ein großer Förderer des Autors des Nibelungenliedes war. Als erster Passauer Bischof wird Wolfger von Erla auch „Fürst“ genannt. Zudem wird auf sein Wappen das Wappen von Passau, der „Passauer Wolf“, zurückgeführt. 1197/98 nahm Wolfger von Erla am sogenannten Deutschen Kreuzzug teil. Am 23. Mai 1204 wurde er zum Patriarch von Aquileja gewählt.

Erhebung zu reichsunmittelbaren Fürsten

Am 21. Januar 1217 übergab Kaiser Friedrich II. den Ilzgau als sogenanntes Fahnenlehen an Bischof Ulrich II., der dadurch zum ersten Fürstbischof wurde. Er und seine Nachfolger waren seither bis 1803 reichsunmittelbare Fürsten. Ab 1219 ließ sich Ulrich II. auf dem Passauer Georgsberg eine Burg errichten, die Veste Oberhaus. Drei Jahre später starb er auf einem Kreuzzug in Ägytpen.

Siehe Hauptartikel: Fürstbischof von Passau

Die Bischöfe des Spätmittelalters

Am 17. März 1225 erließ Gebhard von Plain das erste Passauer Stadtrecht. Die von Papst Gregors IX. angeordneten Klerus- und Klostervisitationen führte er ab 1229 sehr gewissenhaft aus, was zu erheblichen Konflikten mit dem Domkapitel führte. Sogar der Mord an Domherr Eberhard von Jahenstorf am 6. Mai 1231 wurde ihm angelastet. In den Folgejahren uferte der Streit mit dem Domkapitel weiter aus, was letzten Endes zur Resignation Gebhards führte. Sein Nachfolger Rüdiger von Bergheim wurde 1248 ebenfalls abgesetzt. Daraufhin wurde Konrad von Schlesien ohne Zustimmung der Kurie zum Bischof gewählt. Obwohl er Passau nie betreten hatte und niemals zum Bischof geweiht wurde, wurde Konrad von Schlesien von Albert Behaim im Passauer Bischofskatalog als Bischof verzeichnet. Erst auf Betreiben Josef Oswalds wurde er 1963 wieder aus der Liste der Bischöfe gestrichen.

Einer der herausragendsten Passauer Bischöfe des Mittelalters war Otto von Lonsdorf. Ihm gelang es, die Stellung des Hochstifts weiter auszubauen und zu sichern und sich damit auch gegen die Machtansprüche der bayerischen Herzöge und böhmischen Könige zu behaupten. Bekannt wurde er vor allem aber durch den „Codex Lonsdorfianus“, eine Sammlung von Urkunden über Rechte und Besitzstand des Bistums Passau, die unter seiner Anleitung verfasst worden sind. Dreißig Jahre später erlässt Bernhard von Prambach nach einem Bürgeraufstand am 15. August 1299 den Bernhardinischen Stadtbrief und damit ein neues verbindliches Stadtrecht, das gegenüber dem früheren Stadtbrief sehr fortgeschritten und erweitert war. Diese neue Rechtsordnung galt über 500 Jahre, nämlich bis 1806.

Als erster Passauer Bischof erreichte Georg von Hohenlohe Anfang des 15. Jahrhunderts die Exemtion vom Erzbistum Salzburg – jedoch nur für seine Person. 1477 wurde Georg von Hessler als erster Passauer Bischof in den Kardinalsstand erhoben.

Zu Zeiten von Humanismus und Protestantismus

Nachdem sich schon unter Ernst von Bayern ab 1517 der Humanismus am Passauer Bischofshof entfalten konnte, machte dessen Nachfolger Wolfgang von Salm schließlich Passau zu einem der Mittelpunkte dieser Geisteshaltung. Unter seiner maßgeblichen Mitwirkung fand hier 1552 das erste deutsche Fürstentreffen nach der Reformation statt, bei dem der Passauer Vertrag geschlossen wurde. Wolfgang von Salm war ein Förderer der Wissenschaften, der Musik und der bildenden Künste. In zahlreichen Erlassen regelte er das Leben seiner Untertanen, wobei Moral und öffentliche Sicherheit in engem Zusammenhang behandelt wurden. So erließ er 1547 eine Hebammenordnung, 1552 eine Bettelordnung und 1554 eine Apothekerordnung. Gegenüber dem aufkommenden Protestantismus verhielt er sich längere Zeit vorsichtig. Erst Urban von Trennbach brachte die Gegenreformation im Bistum weitgehend zum Abschluss. Dieser tat sich auch sonst als reformeifriger Bischof hervor: Er ordnete eine Reorganisation der Dekanatseinteilung an und bemühte sich um die Errichtung eines Priesterseminars nach den Vorstellungen des Konzils von Trient.

1598 wurde der Habsburger Leopold von Österreich zu seinem Nachfolger bestimmt. Wie er, gehörten auch alle Fürstbischöfe nach ihm dem österreichisch-böhmischen Adel an. Im Jahr 1611 rief er die Jesuiten nach Passau und stiftete ihnen 1612 ein eigenes Kolleg, aus dem später ein Humanistisches Gymnasium hervorging und dem 1622 auch eine Philosophisch-Theologische Hochschule angegliedert wurde.

Die Bischöfe der frühen Neuzeit

1625 verzichete Leopold von Österreich zu Gunsten seines Vetters Leopold Wilhelm von Österreich. Er war der letzte Passauer Bischof, der die Landstände zu einem Landtag einberief. Sein Enkel Karl Joseph von Österreich wurde 1663 mit gerade einmal 13 Jahren zu seinem Nachfolger als Bischof. Amt und Würden konnte er wegen seines jugendlichen Alters und den deshalb fehlenden höheren Weihen allerdings nicht ausüben – und er starb bereits ein Jahr später. Ihm folgte Wenzeslaus von Thun nach, der nach dem Stadtbrand von 1662 den Wiederaufbau des Stephansdoms und der Stadt maßgeblich vorantrieb und dafür vor allem italienische Künstler nach Passau holte. Auch seine beiden Nachfolger Sebastian von Pötting und Kardinal Johann Philipp von Lamberg waren herausragend wichtig für das heutige Stadtbild Passaus. Die beiden leiteten nach den beiden Stadtbränden den Wiederaufbau der Stadt und sorgten in erheblichem Maße für die Finanzierung. Mit ihren Bauordnungen zogen sie Lehren aus den Brandkatastrophen und gaben der Stadt ihr modernes, einheitliches, italienisch anmutendes Flair.

1729 erreichte Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg, der auch als „Seelsorgebischof“ bekannt wurde, die Exemtion des Bistums Passau von der Kirchenprovinz Salzburg. Als Preis für diese Sonderstellung verzichtete er gegen den Widerstand des Domkapitels zugunsten der neuen Erzdiözese Wien auf den Distrikt Unter dem Wienerwald mit 64 Pfarreien zwischen Wien und Wiener Neustadt.

Der letzte große barocke Passauer Kirchenfürst war Kardinal Leopold Ernst von Firmian. Er brachte ab 1763 aber auch die Aufklärung nach Passau und gab etwa den Anstoß zur Schulreform von 1769/74, welche die Einführung der allgemeinen Schulpflicht mit sich zog. Bereits 1777 gestattete er die Beisetzung von Protestanten auf katholischen Friedhöfen. Unmittelbar nach Firmians Tod 1783 trennte der Kaiser jedoch die weitläufigen österreichischen Teile von der Diözese Passau ab. Der neugewählte Fürstbischof Joseph Franz Anton von Auersperg kämpfte ein Jahr lang erfolglos gegen dieses Vorgehen und musste am 4. Juli 1784 endgültig auf die verlorenen Gebiete verzichten. Dies hatte die Neugründung der Diözesen Linz und St. Pölten sowie die Vergrößerung des Erzbistums Wien zur Folge. In seinem verbliebenen Gebiet führte Joseph Franz Anton von Auersperg aber einschneidende Reformen im Geiste des Josefinismus durch, setzte er die Neuordnung des Schulwesens durch, verbot Predigten gegen Protestanten, erließ mehrere Gesetze zur Verbesserung des Finanz- und Justizwesens und förderte die Armen- und Krankenpflege. Bis heute gilt er als der aufgeklärteste Passauer Bischof. 1788 wurde Auersperg von Papst Pius VI. in das Kardinalskollegium aufgenommen. Sein Nachfolger Thomas Johann Kaspar von Thun-Hohenstein machte einige dieser Reformen rückgängig, starb aber schon nach elfmonatiger Regentschaft.

Nach dem Reichsdeputationshauptschluss

Ihm folgte sein Vetter Leopold Leonhard Raymund von Thun-Hohenstein nach. Schon kurz nach seiner Inthronisation begannen Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Bayern über die Frage, zu wem Passau gehört. Thun-Hohenstein sprach sich dabei für ein österreichisches Passau aus. Als die Stadt schließlich Bayern zufiel und am 25. Februar 1803 das Hochstift Passau durch den Reichsdeputationshauptschluss aufgehoben wurde, zog sich Thun-Hohenstein nach Böhmen zurück und weigerte sich, die eingetretenen Veränderungen anzuerkennen. Nachdem 1818 auch Weihbischof Karl Kajetan von Gaisruck die Stadt verließ, um sein Amt als Erzbischof von Mailand anzutreten, fanden bis 1824 keine Pontifikalhandlungen mehr in Passau statt.

Nach dem Tod des letzten Fürstbischofs Leopold Leonhard Raymund von Thun-Hohenstein im Jahr 1826 wurde Karl Joseph von Riccabona neuer Passauer Bischof. Nachdem die Diözese nach der Säkularisation faktisch ein Vierteljahrhundert ohne Bischof war, musste Riccabona das Bistum Passau und seine Verwaltung beinahe von Grund auf neu organisieren. Er legte nach dem Umbruch der Säkularisation die Grundlagen für die moderne Rolle der Kirche in der Stadt; dies beschränkte sich nicht auf das religiöse Leben. Er sorgte ganz wesentlich dafür, dass Passau weiterhin eine geistliche Stadt blieb, deren tägliches Leben, deren soziales Mit- und Füreinander, deren Kultur aus kirchlichem Geist und mit geistlichen Trägern gestaltet wurden.

Sein Nachfolger Heinrich von Hofstätter markierte eine Krisenzeit: Gegen Ende seiner Regierungszeit war die Diözese gespalten, ein Mittelpunkt der altkatholischen Bewegung in Deutschland, nicht nur wegen der generellen Unruhe in Deutschland aufgrund der Beschlüsse des I. Vatikanum, sondern auch wegen der rigiden Politik des Bischofs und wegen seiner monarchischen Auffassung von der Aufgabe der Diözesanleitung. In der Auseinandersetzung mit Bischof Heinrich von Hofstätter begann die Stadt Passau, ihr modernes Selbstverständnis als kooperativ gesonnene Bischofsstadt und eigenständige, selbstbewusste bürgerliche Gemeinde zu entwickeln. Selbst wenn sein Nachfolger Josef Franz von Weckert diese Krise abzumildern versuchte, prägte sie auch seine Regierungszeit.

Die Bischöfe im 20. Jahrhundert

Franz Xaver Eder, der 83. Bischof von Passau

Im 20. Jahrhundert war das Bistum Passau in der glücklichen Lage, von nur wenigen Bischöfen mit meist recht langen Regierungszeiten geleitet zu werden. Dreißig Jahre lang stand etwa Sigismund Felix von Ow-Felldorf ab 1906 an seiner Spitze des Bistums. Er war der letzte Adlige auf dem Passauer Bischofsthron. Die Leistungen seiner langen Regierungszeit, die Überwindung der großen Umbrüche von der Monarchie zur Weimarer Republik und der wirtschaftlichen Krisen, sind überschattet vom Ende, dem Aufstieg des nationalsozialistischen Regimes. Mit einer lebendigen Biblischen und Liturgischen Bewegung war die Diözese recht früh auf dem Weg der Kirche des 20. Jahrhunderts.

Sein Nachfolger Simon Konrad Landersdorfer war der erste gemäß dem Bayerischen Konkordat von 1925 vom Papst berufene Passauer Bischof. Nach dem Fall des NS-Systems, wogegen die Diözese andauernd resistent geblieben war, konnte er die liturgische und pastorale Erneuerung der Kirche durch das Zweite Vatikanum vorantreiben. „Seelsorge vom Altar aus“ war sein Ziel, damit sich aus Liturgie und Eucharistie das christliche Leben erneuere.

Mit Antonius Hofmann aus Rinchnach bestieg erstmals in dieser Epoche ein Sohn der Diözese den Bischofsthron. Vom Aufbruchsgeist des Zweiten Vatikanischen Konzils erfüllt und in inniger Beziehung zu Rom strebte er danach, der Diözese ihren Platz in der modernen Welt zu schaffen; die bei diesem Prozess fast notwendigerweise eintretenden Krisen konnten ihn nicht beirren – „Ganz recht wird’s nie“ war sein tröstlicher Spruch. 1980 begleitete er Papst Johannes Paul II. bei dessen Besuch in Altötting. Nach Annahme seines aus Altersgründen vorgebrachten Rücktrittsgesuches übergab er 1984 den Bischofsstab an Bischofs-Koadjutor Franz Xaver Eder. Auch er war ein Sohn der Diözese und galt ebenso wie sein Vorgänger als „Volksbischof“. Franz Xaver Eder versuchte, die Kirche auf das „Ende der Volkskirche“ vorzubereiten. Für die Deutsche Bischofskonferenz war er zuständig für die Kirche des Ostens; nach der Wende öffnete er sich besonders den Nachbarn in Tschechien und Ungarn wie auch Rumänien – so wurde die Diözese Passau wieder wichtig für die Menschen in Zentral- und Südosteuropa. Auch das schon seit dem Zweite Vatikanum betriebene Missionsprojekt in Brasilien erlebte in seiner Epoche bedeutende Erfolge.

Sein Nachfolger Wilhelm Schraml wendete sich den akuten Strukturkrisen der Gegenwart zu und reorganisierte Kirchenverwaltung, -finanzen und Seelsorgestrukturen, letzteres in Anlehnung an die dreißigjährige Pfarrverbands-Tradition der Diözese Passau. Er sah sich in der Rolle des „guten Hausverwalters“, der das Fundament legt für seine eigentliche Aufgabe als „Bewahrer des Glaubens“. Dabei richtete er sein Augenmerk besonders auf Altötting, wo er 2006 auch Papst Benedikt XVI. empfing.

Mit dem 2014 ernannten Stefan Oster trägt erstmals in der langen Geschichte des Bistums Passau ein Oberhirte den Namen des Bistumspatrons Stephanus.

Liste der Bischöfe und Fürstbischöfe

Bisher gab es 85 Bischöfe von Passau. Davon trugen 40 den Titel eines Fürstbischofs und fünf wurden in den Kardinalsstand erhoben.

Siehe: Liste der Bischöfe und Fürstbischöfe von Passau

Literatur

Weiterführende Publikationen

Weblinks

Dies ist ein ausgezeichneter Artikel.
Diesem Artikel wurde am 27. April 2014 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.