Todtenau

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Die Todtenau mit ihrem charakteristischen Spirkenbewuchs.
Ein Moortümpel in der Todtenau.

Die Todtenau ist ein Moor im Bayerischen Wald. Es liegt in einer Höhe von etwa 700 Metern ü. NN und gehört zur Gemeinde Kirchberg im Wald im Landkreis Regen.

Lage

Die Todtenau liegt ungefähr drei Kilometer südwestlich von Kirchberg im Wald zwischen Dösingerried und Höllmannsried.

Geschichte

Seit der letzten Eiszeit vor etwa 13.500 Jahren wächst die Torfschicht des Moores. Max Peinkofer schrieb in seinem erstmals 1947 erschienenen Heimatbuch Der Brunnkorb im Abschnitt Geschichten und Sagen aus dem Ruselgebirge über die „Tote Au“:

„Zwischen der Rusel und Kirchberg im Wald liegt unweit Dösingerried in einsamer Gegend die verrufene Tote Au, ein über hundert Tagwerk großes Hochmoor, unwirtlich, unheimlich, völlig versumpft und, wie man sagt, giftige Luft ausströmend…“.

Der Dorfhirt von Dösingerried durfte sich einst sein Brennholz auf dem Moor holen, worum ihn aber niemand beneidete.

Peinkofer berichtete von einer Sage, wonach hier einst eine üppige Stadt gestanden habe. Da Sitte und Glaube in ihr völlig verkamen, ließ Gottes Strafgericht die Stadt völlig in Grund und Boden versinken. Noch vor hundert Jahren habe man das goldene Kreuz des Kirchturms aus dem Sumpf ragen sehen. Eine andere Sage wusste von einer heftigen Schlacht, die hier einmal getobt habe. Noch heute schimmere der Boden rötlich von dem Blut der Gefallenen. Erst vor einigen Jahren sei im Moor ein Fuhrknecht mit Ross und Wagen für immer versunken, denn der Fluch des Himmels liege auf ewig über der gemiedenen Stätte.

Noch 1978 sollte ein Teil des Moores der Todtenau abgetorft werden. Ein Gutachten kam zu dem Schluss, dass der gesamte Hoch- und Übergangsmoortorf abgebaut und dabei bis zu 50.000 m³ Badetorf pro Hektar gewonnen werden könnten. Doch durch eine Verordung vom 24. August 1983 mit Wirkung vom 1. Oktober 1983 wurde hier das 148 Hektar große Naturschutzgebiet Todtenau und umgebende Auen ausgewiesen.

Große Teile der Moorlandschaft waren zuvor durch die Landwirtschaft mit einhergehender Entwässerung stark beeinträchtigt worden. In den letzten Jahrzehnten wurde die Wiesennutzung wieder aufgegeben und viele dieser Flächen ebenso wie erhebliche Teile der noch ursprünglichen Moorflächen wurden aufgeforstet. Seit der Ausweisung als Naturschutzgebiet werden Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Geschichte des Moores wird seit Jahren von der Universität Regensburg untersucht. Mit Spezialbohrern werden Proben aus dem Torfkörper entnommen und anschließend analysiert und datiert. So lässt sich sowohl die Waldentwicklung seit der Eiszeit als auch die Besiedelung und Bewirtschaftung des Bayerischen Waldes nachvollziehen.

Beschreibung

Die Beckenlage des Gebietes mit seinem kühlfeuchten Klima begünstigte die Moorbildung in den Mulden der „Todtenau“, „Reischau“, „Dorner Au“, „Muckenau“ und „Höllenau“. Sie sind die Kernbereiche des Naturschutzgebietes. Die Torfschichten sind mehrere Meter stark und erreichen im Moor der „Todtenau“ bis zu 8,50 m Mächtigkeit.

Ein Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet bildet die Grundlage für die Erhaltung und Renaturierung dieses national bedeutsamen Moorgebietes. Während die offenen, landwirtschaftlich geprägten Flächen ohne Düngung regelmäßig bewirtschaftet werden, bleiben die naturnahen Kernflächen der natürlichen Entwicklung überlassen. Das als „Todtenau“ bezeichnete Flurstück umfasst ein kreisförmiges Gebiet, welches auf gesamter Fläche mit einem homogenen Bewuchs durch die Moor-Kiefer (Spirke) bestockt ist.

Im Naturschutzgebiet wurden 56 Vogelarten festgestellt, darunter seltene Arten wie der Baumpieper, der die Spirkenbestände besiedelt, der Wiesenpieper, der größere, offene Wiesenflächen benötigt und die Waldschnepfe, welche die lichten Wälder sowie die angrenzenden Bachtälchen und offenen Flächen nutzt. Bis 1978 kam hier auch das Birkhuhn vor, doch Aufforstungen, Nutzungsintensivierungen und andere Störungen führten zu seinem Aussterben. Als Fernziel soll wieder eine Lebensmöglichkeit für Birkhühner geschaffen werden.

Auf dem acht Kilometer langen Naturerlebnispfad werden Informationen zu den Pflanzen und Tieren im Hochmoor, zur Geschichte des Hochmoores und der umgebenden Kulturlandschaft geboten. Im Naturschutzgebiet gilt ein Wegegebot.

Literatur

  • Max Peinkofer: Der Brunnkorb. Passavia Druckerei AG Passau, 1977, ISBN 3 87616 060 X
  • Hans-Jürgen Steinkohl: Zieralgen aus dem Naturschutzgebiet Todtenauer Moor. In: Der Bayerische Wald. Zeitschrift für naturwissenschaftliche Bildung und Forschung im Bayerischen Wald, 24. Jahrgang (Neue Folge) Heft 1+2, Dezember 2011, S. 21-27

Weblinks


Naturschutzgebiete in Niederbayern

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Dies ist ein ausgezeichneter Artikel.
Diesem Artikel wurde am 17. November 2014 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.