Arberseewand

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Die Arberseewand am Großen Arbersee

Die Arberseewand ist ein Steilhang am Großen Arbersee im Gemeindegebiet von Bayerisch Eisenstein im Landkreis Regen.

Lage

Die 400 Meter hoch empor ragende, vorwiegend nordostexponierte Arberseewand liegt etwa zwei Kilometer südöstlich des Arbergipfels über dem Großen Arbersee. Mit einer Gesamthöhe von 1.340 Metern gehört der gesamte Berg zugleich zu den höchsten Erhebungen im Bayerischen Wald. Auf seinem Gipfel befindet sich der Aussichtspunkt Mittagsplatzl.

Geschichte

Das Naturschutzgebiet Großer Arbersee und Arberseewand wurde durch Verordnung des Regierungspräsidenten in Regensburg am 15. August 1939 ausgewiesen und durch Bekanntmachung im Bayerischen Regierungsanzeiger vom 22. August 1939 in Kraft gesetzt. Es ist 157 Hektar groß und umfasst die Umgebung des Sees einschließlich der Seewand. Am 4. Dezember 1939 kam es in der Arberseewand zum Flugzeugabsturz eines italienischen Passagierflugzeugs vom Typ Junkers Ju-52, wobei vier der 17 Insassen ums Leben kamen.

Beschreibung

Die Steilwand ist ebenso wie der See ein Werk der pleistozänen Vergletscherung. Sie stellt eine durch glaziale Erosion geformte, aus dem anstehenden Gneis herausmodellierte Karrückwand dar. An beschatteten Stellen bleibt der Schnee fast ein halbes Jahr liegen. In den felsigen Steilhängen kommt es zum Abgang von kleinen Schnee- und Eislawinen. Die Hänge sind stark durchfeuchtet, die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Besonders bedeutend sind die urwaldartigen Bergmischwälder der Arberseewand, die in einer Höhenlage von etwa 1.200 Metern in einen Bergfichtenwald übergehen. Außerdem hat sich in der unteren Wandhälfte auf der Nordseite ein größerer waldfreier Felsabsturz mit rund 400 Metern Länge und bis 100 Metern Höhe ausgebildet. Hier fallen die Felsen nach unten weitgehend senkrecht ab.

Die Arberseewand bildet ein Refugium für Eiszeitrelikte, das sind an Kälte angepasste, meist lichtempflindliche Pflanzen, die bereits vor der nacheiszeitlichen Bewaldung im Gebiet vorhanden waren und sich aufgrund der Klimaerwärmung in spezielle Überdauerungsräume zurückzogen. Dazu gehört die nur hier im Bayerischen Wald festgestellte Rosenwurz, andere Seltenheiten sind Wild-Schnittlauch, Bleiches Habichtskraut, Sumpfenzian, Nordisches Labkraut, Knotenfuß, Ungarischer Enzian, Schluchtweide, Leuchtmoos und Herz-Zweiblatt. In den oberen Hanglagen beherbergen Laubholzenklaven mit Rotbuche, Berg-Ahorn und Berg-Ulme den seltenen und ebenso scheuen Weißrückenspecht. Als weitere Besonderheiten wurden hier unter anderem Dreizehenspecht, Sperlingskauz, Ringdrossel, Auerhuhn und der seltene Grüne Laubsänger festgestellt. Auch Fledermäuse finden besonders am Fuße der Wand hervorragende Bedingungen vor. Über die jeweilige Frequenz konnten bei einer Begehung 2016 Bechsteinfledermaus, Nordfledermaus und Zwergfledermaus herausgehört werden. Beim Arberseehaus zeigten sich auch Wasserfledermäuse, die knapp über der Wasserfläche jagten.

Die Wand ist sehr gefährlich, da es steil bergab geht und sie dicht bewaldet ist. Außerdem ist die Region um die Wand besonders tückisch für unvorhergesehene Wetterumschwünge. Aus diesen Gründen wurde der Weg zum Großen Arber nach dramatischen Rettungsaktionen gesperrt.

Literatur

  • Hansjörg Gaggermeier: Flora und Vegetation in den Naturschutzgebieten „Großer Arbersee und Arberseewand“ und „Riesloch“. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (Hg.): Die Naturschutzgebiete am Arber. Schriftenreihe Heft 144, 1997
  • Wolfgang Scherzinger: Die Vogelwelt der Urwaldgebiete im Inneren Bayerischen Wald. Schriftenreihe des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Heft 12, 1985
  • bbz: Geheimnisvolle Geräusche am Arbersee. In: Der Bayerwald-Bote vom 14. Juli 2016 (S. 25)
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